Full text: A bis Arad (Band 1)

272 Afrika 
ſeiner Begleiter erlagen ebenfalls (Kapitän Pearce, Dr. Morrifon, Dr. Dikſon, Houtſon und 
der Mulatte Colombus). Doc) fein Diener Richard Lander kehrte mit den Tagebüchern nach 
Europa zurü> und trat 1830 mit ſeinem Bruder eine neue Reiſe nah dem Niger an, welche 
zuerſt die Thatſache feſtſtellte, daß der Niger ſich in/die Bai von Benin ergießt. Inzwiſchen 
wurde Timbuktu von Norden her dur<h Major Laing (1826) und von Weſten her durch Caillié 
(1828) erreicht. Doch blieben dieſe beiden Reiſen ohne größere Bedeutung, da Laing bald nah 
ſeiner Abreiſe von Timbuktu ermordet wurde, Caillié aber, überdies ein ungebildeter Mann, 
nur kurze Zeit unter den drüdendften Verhältniſſen in der berühmten Stadt ſich aufhielt. Da- 
gegen errang ‘die von der engl. Regierung 1849 ausgefchidte Expedition unter Richardſon, 
Barth und Overweg, denen 1853 Eduard Vogel nachgeſandt wurde, die glänzendſten Erfolge, 
obwol nur Barth (1855) die Heimkehr vergönnt war. Richardſon ſtarb 4. März 1851 zu 
Ngurutua in Bornu, Overweg 26. Sept. 1852 zu Maduari am Tſ\adſee, Vogel wurde im 
Febr. 1856 zu Wara, der Hauptſtadt von Wadai, auf Befehl des Sultans ermordet. Die 
Nouten dieſer Neiſenden dehnen ſih von. Tripoli an der Nordküſte bis zum Niger und Benue, 
von Timbuktu bis Wadai aus, und ihre vielſeitigen Arbeiten führten zu völlig neuen An- 
\chauungen von der Geſtaltung, Geſchichte und Ethnographie des Innern von Nordafrika, 
Aehnliches, wenn auch nicht in ſo vielumfaſſender und gründlicher Weiſe, leiſtete der Miſſionar 
Livingſtone für die Südhälfte des Erdtheils, indem er 1849 von Süden her den Ngamifee, 
1851 den Mambye erreichte und von 1852 —56 vom !iambye nach Loanda an der Weſtküſte 
und von da quer dur den Continent nah der Mündung des Zambeſi ging. 
Im Vergleich zu Barth's und Livingſtone's Erfolgen ſind alle neuern afrik. Reiſen, ſo 
wichtig ſie auh für einzelne Theile des Landes geworden, doh von mehr untergeordneter 
Bedeutung geblieben. Nur die Entde>ungen im Quellgebiete des Nil machen hiervon eine 
Ausnahme. Man hat Andeutungen darüber, daß Aegyptens Beherrſcher ſchon in alten Zeiten 
dem Urſprunge des Nil nachgeſpürt, doch iſt Beſtimmteres nur von zwei Unternehmungen 
dieſer Art aus dem Alterthum bekannt. Herodot erzählt, daß er ſelbſt nach fruchtloſem Nach- 
fragen in Unterägypten nach Elephantine ſich begab und daſelbſt erfuhr, der Nil ſei aufwärts 
bis zu' dem vier Monate entfernten Lande der Automoli bekannt und komme von Weſten, doch 
wiſſe man nicht, woher. Seneca berichtet, daß Katfer Nero zwei Centurionen zur Entdedung 
ser Nilguellen ausfandte, welche nah langer Reife, unterſtützt vom König von Meroe und 
andern Fürſten, ungeheuere Sümpfe mit hohem Rohr und Gras erreichten, über deren Ende 
die Eingeborenen nichts anzugeben vermochten. Danach ſcheint der Nil den Alten von Nor- 
den her bis zur Mündung des Bahr el- Ghaſal in 9° nördl. Br. bekannt geweſen zu ſein, 
Von der Oſtküſte bei Zanzibar aus erhielten ſie aber Nachrichten über das Quellgebiet, die 
der Geograph Claudius Ptolemäus (im 2. Jahrh. n. Chr.) aufbewahrt hat. Letzterer kannte 
die Oſtküſte ſüdlich bis Cap Praſum (Puna), welches den ſüdl. Endpunkt des Barbariſchen 
Golfs bildete. Um dieſen Golf ſollten, wie Ptolemäus erfuhr, Kannibalenſtämme wohnen, 
weſtlich von dieſen die \hneebede>ten Mondberge ſich erheben, welche die beiden Quellſeen des 
Nil ſpeiſten. Obwol im Laufe der Jahrhunderte die Nebenflüſſe des Nil und dieſer ſelbſt 
in ſeinem untern und mittlern Laufe genauer exforſht wurden, blieb doh bis auf unſere 
Zeit die Frage von den Quellen des Weißen Nil genau auf demſelben Standpunkt wie zu 
Ptolemäus? Zeit. Denn daß auf der Tabula Almamuniana von 833 (in dem Atlas zu Lele- 
wel’s «Géographie du moyen-âge») faſt genau in der Lage des Ukerewe ein See Kura Kavar 
als Quelle ſich angegeben findet, ift zwar ein merkwürdiges, aber ganz vereinzeltes Factutt, 
welches, vergeſſen und unbekannt, durchaus keinen Einfluß auf ſpätere Forſchungen geübt haî. 
Erſt den vielfachen Anſtrengungen der jüngſten Zeit gelang es, wie damals, von Norden und von 
Oſten her das altberühmte Problem zu löſen. Der kräftige ägypt. Herrſcher Mehemed - Ali 
fchiefte zwifchen den IJ. 1839 und 1842 drei Expeditionen auf den Weißen Nil, deren zweite 
(d'Arnaud, Ferd. Werne) 4° 42! nördl. Br., die Gegend des heutigen Gondokoro, erreichte. 
Dadurch war ein bedeutender Schritt vorwärts geſchehen. "Es kamen nun die Explorationen 
der kath. Miſſionare (Knoblecher, Angelo Vinco, Dovyak, Morlang u. a.), die ſeit 1848 am 
Tubiri, namentlich in Gondokoro, Stationen angelegt hatten und ſüdlich bis zu den Katarakten 
oberhalb Gondokoro gelangten. Ferner folgte das allmählige Vordringen der Elfenbein - und 
Sklavenhändler von Chartum (Brun -Rollet, Malzac, Vayſſière, Poncet, Pethericf) auf dem 
Sobat, Bahr el - Ghaſal und Tubiri, ſowie eine ganze Neihe von Verſuchen, von Gondokoro 
aus die Quelle zu erreichen (Miani, der 1860 bis 314° nördl. Br, kam, Andrea Debono, 
. Dr. Beney, Lejean, Petheri>, von Harnier). Aber es gelang nicht, über den 3. Breitengrad 
   
      
   
  
  
  
  
   
  
   
  
  
   
  
   
  
   
  
   
    
  
   
   
    
   
   
    
  
  
   
  
   
  
   
   
   
    
  
   
   
   
   
   
   
  
   
   
   
   
    
   
  
   
   
   
    
  
   
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