Aſter (anus) Aſterbildungen 275
Kind, welches nah dem Tode des Vaters geboren iſt (Poſthumus), dann aber auch (ſigürlih)
ein uneheliches Kind; Afterfabbath in Luther’s Bibelüberfegung der Tag nad) dem Sabbath;
Aftermehl das Mehl, welches nah der Beutelung des feinern übrig bleibt; Afterbier das
durch Nachguß gewonnene Nachbier oder Halbbier (Covent); Afterkorn die Heinen, unreifen
Getreidekörner; Afterfchlag das Holz, welches vom guten abgeht (Abraum); Aſterwelt bei
einigen Dichtern des vorigen Jahrhunderts ſoviel. als Nachwelt; Afterglaube ein falſcher
Glaube u. ſt. w. Von derſelben Wurzel gebildet iſt das Hauptwort After.
After (anus) iſt die untere Mündung des Maſidarms, an welcher die Schleimhaut des
leitern ſih unter allmählicher Umwandlung in die äußere Haut fortſezt. Dieſe Schleimhaut
legt ſich in der Nähe des A. in Längsfalten, die bei gewaltſamer Ausdehnung verſtreichen und
eine ziemlih beträhtlihe Erweiterung der Mündung geſtatten. Zwei Muskeln unterſtützen
den Verſchluß der Mündung, ein innerer, aus ringförmig gelagerten, unwillkürlich wirkenden
Muskelfaſern gebildet, welcher eigentlih nux einen Theil der muskulöſen Darmwand aus-
macht, und ein näher der äußern Haut gelegener, aus Muskelfaſern gebildet, die willkürlich
angeſpannt werden können. Dieſe Schließmuskeln des A. ſind für gewöhnlich nicht beſonders
contrahirt, gerathen aber in erhöhte Thätigkeit, wenn die Schleimhaut des untern Maſtdarus
gereizt wird, ſei es durch andringende Kothmaſſen, ſei es dur krankhafte Reizung (Entzün-
dung, Polypen, Vorfälle u. |. w.). In lezterm Falle kann dieſe Contraction eine übermäßige
und ſehr ſhmerzhafte werden, und heißt dann Afterzwang. Die Lähmung der Afterſchließ-
musfeln zieht unfreiwilligen Abgang des Kothes nah ſi<h. Die Schleimhaut des A. wird,
beſonders in der Tiefe zwiſchen den erwähnten Längsfalten, häuſig der Sit von ſpaltförmigen
Geſchwürchen (Fiſſuren), welche wegen des Nervenreichthums dieſer Hautpartie außerordent-
lid) fchmerzhaft und wegen der häufigen Verunreinigung fehwer heilbar find. Der Nerven-
reichthum der Afterfchleimhaut erklärt aud) das häufige Afterjuden. Daſſelbe entſteht ent-
weder infolge einer Entzündung der äußern Haut, welche lettere in der Nähe des U. der Kei-
bung beim Gehen und vielem Schwitzen ausgeſetzt iſt, oder infolge von Anſchwellung des dicht
unter der Schleimhaut gelegenen reichlichen Nebes von Blutadern, in denen ſich das Blut bei
Stocungen deffelben im Unterleibe anftaut. Die Blutadern (Venen) können dabei ſtellenweiſe
zu deutlichen Knoten anſchwellen, welche als Hämorrhoidalknoten bekannt ſind. Zerreißt eine
ſo überfüllte Vene, ſo ergießt ſi<h das Blut, und Schwellung und Schmerzen, welche oft jehr
bedeutend, laſſen nah. Das Afterjuden und die Schmerzhaſtigkeit der Hämorrhoidalknoten
werden dur< Aufſchlagen kalten Waſſers und kalte Sizbäder gelindert, dur fleißiges Auf-
ſtreichen von Fett oder Talg häufig verhütet. Die übrige Behandlung hat ſih nah der Ur-
ſache des Leidens zu rihten.— Künſtlicher A. iſt eine in der Bauchwand abſichtlih gemachte
Oeſſnung, welche mit dem Darme ſo communicirt, daß der Darminhalt durch dieſelbe aus-
treten kann. Die Herſtellung einer ſolchen Oeſſnung wird nöthig, wenn im untern Theile des
Darms angeborener- oder krankhaſterweiſe ein Verſchluß beſteht. (S. Maſtdarm.) Entſteht
eine ähnlihe Oeffuung infolge einer zufälligen Verwundung oder einer Verſhwärung des
Darms und der Bauchwand, ſo nennt man ſie einen widernatürlichen A.
Aſterbildungen hat man im allgemeinen diejenigen krankhaften Neubildungen im thieriſchen
und menſchlichen Körper genannt, durch welche etwas dem Körper ſcheinbar Fremdartiges in
Form und Lage erzeugt wird. Es können dieſe Gebilde aus Geweben beſtehen, welche ſchon
im Körper vorhanden find umd ſich nur in ungewöhnlicher Weife oder am unrehten Orte an-
häufen, oder aus Geweben, die im Körper bei normalen Zuſtänden nicht exiſtiren und fich erſt
ganz neu erzeugen. Die A. erſterer Art beruhen häufig nur auf ſogenannter Hypertrophie,
d. h. auf ungewöhnlicher Ausbildung der normalen Gewebe an einem Orte, und es iſt dann
oft ſhwer, die Grenze zwiſchen ſtärkerer Ausbildung und krankhafter A. zu ziehen. So ſind
¿+ B, die Schwielen an der Hand des Arbeiters nur Hypertrophien der Oberhaut, erzeugt durch
den Dru>, gehen aber dur< unmerkliche Grenzen in die Leichdörner und Krähenaugen,
die wirkliche A. ſind, über. Andererſeits bildet ſih oft ein Gewebe an der Stelle eines
andern, z. B. Knochen an der Stelle der Knorpel im Alter, Fett an der Stelle von Muskeln.
Es können ſich dieſe Gewebe oft ſo häufen, daß große Geſhwülſte und A. daraus hervorgehen,
wie z. B. Balggeſchwülſte. Beim Heilungsproceſſe von Wunden oder ſonſtigen Krankheiten
fönnen häufig infolge der fortgeſetzten plaſtiſchen Thätigkeit A. entſtehen, wie z. B. Knochen-
answüchſe nah Brüchen. Die A. endlich im engern Sinne, die heterogene, in dem Körper
ſonſt nicht vorhandene Gewebselemente enthalten, wie namentli<h Krebs und Markſhwaum,
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