Agende
einander führten. — A., Sohn des Damaſtor, war einer der Freier der Penelope. Er wurde,
obſchon der Tapferſte von allen, gleich den übrigen von Odyſſeus mit dem Wurfſpeer getödtet. —
A. hieß auch der Diener des Priamos, der den Paris auf den Îda ausſeßzte, thn aber, als ex
nach fünf Tagen eine Bärin bei dem Kinde traf, die es ſäugte, bei ſich aufzog.
Agen (Aginnum), die Hauptſtadt der ehemaligen Landſchaft Agenois, jezt des Depart,
Lot- Garonne in Frankreich, am rechten Ufer der Garonne, in einer fruchtbaren Gegend, mit
17263 E. Die Stadt iſt uralt, unfreundlich gebaut, und der Sit eines Biſchofs ſowie der
höchſten Departementalbehörden. Sie hat zwei geiſtliche Seminare, eine Normalſchule, Zeichen-
ſchule, eine öffentliche Bibliothek. Bemerkenswerth ſind die alte, reſtaurirte Kathedrale, die
Steinbritefe über die Garonne, eine der ſhönſten Brücken Frankreichs mit einer einzigen Trag-
ſpannung von 170 Meter, und eine ſ{öne Kanalbrüce von 23 Bogen, Der Ort entwi>elt
eine lebhafte Induſtrie in Kattun, wollenen und leinenen Zeugen, Leder, Buntpapier, Farben,
Tauwerk und beſonders Segeltuch. Berühmt ſind die Färbereien in Karmoiſin und Scharlach,
Der Handel vermittelt beſonders den Verkehr zwiſchen Toulouſe und Bordeaux. Ausfuhr-
artifel ſind Pflaumen, Wein, Branntwein, Hanf, Flachs, fettes Geflügel. Vor der Stadt iſt
ein Felſen, Mont Pompéian oder de l'Hermitage, mit mehrern hineingehauenen Kapellen und
mit prächtiger Ausſicht. A. iſt Geburtsort des berühmten Gelehrten Jofeph Scaliger.
Agende (lat. Agenda, von agere, handeln), in der älteften lat. Kirche Sacramentarium,
Pastorale, Liber officiorum, Ordinarium, Rituale, heißt das Buch, in welchem die oberſte
Kirchenbehörde die Form des Gottesdienſtes (den Ritus) und der von den Geiſtlichen zu. ver-
vichtenden Amtshandlungen (agendorum) vorgefchrieben hat. Urſprünglich bedeutet indeſſen
A. die kirchlichen Handlungen ſelbſt, und in der kath. Kirche namentlich die Darbringung des
« heiligen Meßopfers » (Agenda missarum). Obgleich die Kirche weit geneigter war, in Betreff
des Cultus als in Bezug der Glaubenspunkte Freiheit zu gewähren, und in der That ſehr
verſchiedene kirhliche Formen lange nebeneinander beſtanden, fo mußte fich doh ſehr bald das
_Bedürfniß geltend machen, theils der Unwiſſenheit einzelner Geiſtlicher dur beſtimmte For-
mulirung der Amtshandlungen zu Hülfe zu kommen, theils mit der im Glauben und in der
Kirchenverfaſſung gewonnenen Einheit auch die Einheit der immer gewichtiger werdenden kirh-
lichen Formen zu verbinden, theils aber und namentlich die heil, Handlungen der Taufe, der
Confirmation, der Trauung, des Abendmahls, der Ordination, des Begräbniſſes u. |. w. von
der vereinzelt ſtehenden Perſönlichkeit und Willkür der Geiſtlichen und ſelbſt der einzelnen Kir-
hen loszumachen, um ſie mit der Weihe und Würde des Anſehens der geſammten Kirche an-
zuthun, in deren Namen ſie vollzogen wurden und deren Beauſtragte die jene Weihehandlungen
vollziehenden Prieſter waren. Das Bewußtſein, Einer Kirche anzugehören, foll vor allem in
den heiligſten Acten zum Ausdrud kommen, und insbefondere bei ihrer Abhaltung die fältende
Reflexion und Unſicherheit fern gehalten werden, die ſehr [eicht eintritt, wenn der jedesmalige
einzelne Geiſtliche nach ſeiner Willkür und Stimmung Form und Inhalt beſtimmt. Unleugbar
große Verdienſte hat um dieſe Einheit des kirchlichen Cultus Rom fich erworben. Namentlich
gab der überhaupt für die kirchlichen Formen ſehr umfänglich thätige Gregor I. (590 — 604)
in feinem Sacramentale eine wenigſtens grundlegende Einheit, und Bonifacius, ſowie der An-
ſ<luß des Frankenreichs an Roms Kirchenformen unter Karl d. Gr., vermittelten die allmählih
ſih umgeſtaltenden röm. Gebräuche auh dem german. Kirchencultus. Die Beſtimmtheit der
Ueberzeugung und Form, welche der auch viele röm.-kath. Gebräuche beſeitigende Proteſtantis-
mus der kath. Kirche aufdrängte, veranlaßte das Concil zu Trient, dem Papſte zur Reviſion
der gottesdienſtlichen Gebräuche Auftrag zu ertheilen. Es erſchienen ſo allmählich das Ponti-
ficale romanum (mit den zum biſchöflichen Amte gehörigen Verrichtungen), von Clemens VIL,
Urban VII. und Benedict XIV., das Missale romanum (die Meffeier betreffend), von Pius V.,
Clemens VII. und Urban VIIL, das Rituale, von Baul V. und Benedict XIV. herausgegeben,
und das Breviarium- romanum, letsteres die Firchlich vorgefchriebenen Gebete umfaffend.
Eine völlige Einheit der kirchlichen Gebräuche iſ damit nicht erzielt worden, jedenfalls aber
hat, ihrer abgeſchloſſenen Natur entſprechend, die kath. Kirche hier eine größere Einheit, als die
oroteſt. beſit und beſizen will. Luther hatte bereits 1526 durch eine neue A. größere Einheit
und Ordnung zu erreichen geſuht, Gegenüber der ſpiritualiſtiſchen Bilderſtürmerei von Karl-
ſtadt und Genoſſen ging er mit der äußerſten Vorſicht und Schonung gegen die kirchliche Ge-
wohnheit des unmündigen Volks zu Werke. Nicht blos Formen der kath. Meſſe, ſondern ſelbſt
die lat. Sprache behielt er anfänglich wenigſtens einem Fleinen Theile nach bei, letzteres des-
halb zugleich, weil er das Studium der lat. Sprache auf keine Weiſe erkalten laſſen wollte.