Full text: A bis Arad (Band 1)

   
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Aegypten (Statiſtiſches) 329 
allmählich eine ungemeine Ausdehnung erlangten und durch einen eigenen Divan verwaltet 
wurden. Ihre Eultur erfolgte durch Fronarbeiten der Yandbevölferung, und der Vicekönig ſelbſt 
befahl, auf welhem Tſchiflik Baumwolle oder Mais, Bohnen u. |. w. gebaut werden follte. 
Maren Dörfer und Diſtricte derart verarmt, daß ſie ihre Steuer niht mehr bezahlen konnten, 
ſo wurden die Gründe wohlhabenden Leuten in Lehn gegeben, welche die Bezahlung der fälligen 
Steuern übernahmen und ſih dafür nah und nad) von den Steuerpflichtigen, die ſie durch 
Lieferung von Werkzeugen u. f. w. unterftügten, bezahlt machten. Derartige Lehngüter heißen 
Uhdeh, und die Negierung hat in Betreff der Steuer nur mit deren Inhaber zu thun. Die 
Brachgründe, welche der Vicekönig als Geſchenke zur Urbarmachung vertheilte, heißen Jbadij- 
jeh; ſie find Eigenthum der Befiger und wurden unter Satd-Pajcha mit einer Steuer von 
zehn vom Hundert belaſtet. Eigenthumsrecht im europ. Sinne beſteht in A. ſomit nur bei den 
Tſchifliks, die einzig in den Händen der Familie Mehemed - Ali's find, und bei den Ibadijzeh. 
Alles übrige Culturland gilt für Eigenthum des Staatsſchatzes (Miri). 
Seit die Negierung unter Abbas-Paſcha und Said-Paſcha die Monopole Mehemed-Ali's 
aufgegeben, hat ſi<h der Handel des Landes in außerordentlicher Weiſe gehoben. 1841 belief 
ſich der Geſammthandel Alexandriens auf 81,173050 Frs.; 1854 auf 123,261964, 1856 
auf 183,901913 Frs. Für die Ausfuhr ſind Alexandrien und Suez die wichtigſten Pläße; 
für die Einfuhr Kairo. Der Großhandel iſt faſt ganz in den Händen der Europäer, während 
die Eingeborenen den Vertrieb der Waaren im Innern beſorgen. Im Ausfuhrhandel find 
zahlreiche Chriſten und Mohammedaner beſchäftigt, welche den Bauern die Producte in den 
Dörfern abnehmen und an die Exporthäuſer abliefern. Die Ausfuhr Alexandriens betrug 
nah preuß. Scheffeln 1860: in Weizen 18,638000, Bohnen 12,474000, Gerſte 1,906600, 
Reis 1,141000, Datteln 1,262900, Seſam 203400, Leinſamen 1,097800, Linſen 1,062400; 
Baumwolle 4,348600 Pfd. Der Geſammtwerth der Ausfuhr betrug 1860: 309,093302 
ägypt. Piaſter (20 = 1 Maria- Thereſiathaler); der Import 248,212795 Piaſter, wobei 
63,482900 für engl. Manufacte. Ausfuhrartikel find außer den genannten: Büſſelhörner, 
Wachs, Kaffee, Sodaaſche, Elfenbein, Gummi, Henna, Weihrauch, Schafwolle, Leinen, Perl- 
muſcheln, Moſchus, Roſenöl, Natron, Opium, Pfeffer, Felle, Straußfedern, Sennesblätter, 
Ammoniakſalz, Samengattungen, Matten, Salz, Salpeter, Tamarinden, Schildpatt, Saflor. 
Die Einfuhr beſteht nebſt Tuch, Kupfer und Bauholz namentlich in Taba> aus Syrien und der 
Türkei, Duedfilber, Stahl, Waffen, rothen Mitgen, Brennholz, Tauwerk, Steinkohlen, Glas- 
perlen, Nägeln, Kaffee, Glaswaaren, Medicamenten, Eifen, Fayence, Gewürzen, Theer und 
Pech, Möbeln, Maſchinen, Papier, Pfeffer, Blei, Kartoffeln, geſalzenem Fleiſch, Quincaillerie- 
waaren, Seidenwaaren, Seife, Schuhen und Lederwaaren, Zuder, Schwefel, wollenen Teppichen, 
Weinen und Liqueuren. Dem Werthe nach kommen faſt zwei Fünftel der Einfuhr aus England, 
ein Sechstel aus der Türkei, das übrige aus andern Ländern. Von den 1860 eingelaufenen 
1560 Segelſchiffen waren 243 türk, Griechen, 616 Türken, 176 Engländer, 124 Oeſterreicher. 
Von den 480 Dampfern gehörten 239 England, 78 Frankreich, 76 Oeſterreich, 36 der Türkei. 
Der Handel Damiettes iſt jezt unbedeutend; meiſt nur Schiffe aus Syrien beſuchen den dortigen 
Hafen. Dagegen hat ſih Suez ſeit Einrichtung der engl. Ueberlandspoſt (\. d.) ſehr gehoben. 
Beſonders ſtark iſt der Verkehr mit Dſchedda an der Küſte Arabiens. 1860 gingen von Suez 
63 engl. Dampfer (und 1 franzöſiſcher) mit 5071 Paſſagieren und 873 Soldaten ab, und 
der Geſammtwerth der Sendungen betrug 12,507334 Pfd. St. Von Oſtindien kamen 
8183 Paſſagiere. Wichtigkeit hat im Rothen Meere auch der kleine Play Koſſeir, welcher den 
Verkehr auf der von dort zum Nil führenden Karavanenſtraße vermittelt. Die nah Arabien 
gehenden Pilger benutzen dieſen Weg; auch die Getreidetransporte nah der arab. Seite ge- 
ſchehen auf ihm. Koſſeir wie Suez fehlt es jedoh an Trinkwaſſer und Vegetation. Im Binnen- 
lande ſind für den Handel von Bedeutung: Mancurah, die größte Stadt im Delta; Zakazik, 
unfern den Ruinen von Bubaſtos; Tanta, das jährlih zwei große Jahrmärkte (Anfang März 
und Anfang Aug.) hält, in Verbindung mit den Feſten zu Ehren des Schutpatrong don Unter- 
ägypten, des Sejjid-Achmed-el-Badawi, der hier (1200) geſtorben iſt; Siut in Oberägypten, 
welches den Verkehr mit Darfur vermittelt; Kenneh, an der Stelle des alten Kainopolis, eigent- 
lich der Nilhafen für Koſſeir; Aſſuan, ſeither die Grenzſtadt gegen Nubien. 
Die Induſtrie A.s iſt ganz unbedeutend. Kairo hat etwa 500 Webſtühle für halbſeidene 
Stoffe und 1000 für Baumwollzeuge. Von Belang iſt daſelbſt auh die Indigofärberet und 
die Gerberei, und außerdem fertigt man hier das Schuhzeug faſt für das ganze Land. Gutes 
Saffianleder, Poſamentierarbeiten, Strohmatten und Binſenkörbe liefert die Hauptſtadt gleich- 
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
   
  
   
    
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
	        
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