Full text: A bis Arad (Band 1)

   
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Acgypten (alte Cultur und Geſchichte) 331 
Rechnungsweſen wird in A. nicht nah dem mohammed. Mondjahr, ſondern nah der kopt, 
Zeitrehnung geführt. 
Das von Mehemed- Alt geſchaffene Heer hat ſeine europ. Organiſation auh unter den 
legten VBicefönigen beibehalten. Der ägypt. Araber eignet fich bei ſeiner Körperkraft, Aus- 
dauer, Gewandtheit, Nüchternheit, feiner Gewöhnung an Gehorfam und feiner Unerfchroden- 
heit ſehr gut zum Militärdienſt im europ. Sinne. Unter Mehemed- Ali zählte die Armee zu 
Zeiten 160000 Mann. Durch den Hatti-Scherif von 1841 wurde ſie auf 18000 feſtgeſcbt; 
doh betrug ſie beim Regierungsantritt Said -Paſcha's 21000 Mann, ohne ein Regiment 
Schwarzer aus dem Sudan von 3000 Mann. Die von Mehemed-Ali mit ungeheuerm Koſten- 
aufwande gefchaffene Kriegsflotte befand ſih ſchon ſeit den lezten Regierungsjahren deſſelben 
in vernahläſſigtem Zuſtande. Erſt der orient. Krieg brachte den Reſt derſelben wiederum in 
Thätigkeit, wobei ein Theil mit der türk. Flotte im Nov. 1854 bei Sinope zerſtört ward. 
1862 ſollte die Flotte 7 Linienſchiſſe, 6 Fregatten, 4 Corvetten, 7 Briggs, 2 Paketdampfer 
und 23 Transportſchiffe zählen. 
Unter den öffentlichen Bauten, welche Mehemed-Ali zur Hebung der Productivität des 
Landes ſowie des Handels und Verkehrs unternahm, ſtehen obenan die Arbeiten zur Wieder- 
herſtellung und Vervolllommnung des ſeit Jahrhunderten gänzlich vernachläſſigten Kanal- und 
Dammſyſtems. Der bedeutendſte Bau dieſer Art iſt die Wiederherſtellung des von Alexandria 
nach Atfeh in den Nil führenden Mahmudijehkanals, der unter Said-Paſcha eine gründliche 
Ausbaggerung erfuhr. 1844 begann Mehemed - Ali den Bau des ſogenannten Barrage des 
Nil, eines mit Schleuſen verſehenen gemauerten Steindammes, welcher unterhalb der Gabe- 
lungsſtelle des Stroms beide Nilarme durchfegen ſoll, um bei niedrigem Waſſerſtande den 
Nil ſo zu ſtauen, daß man das Waſſer in alle Kanäle des Delta vertheilen und eine vollſtän- 
dige Bewäſſerung deſſelben auh bei ungünſtigen Verhältniſſen ermöglichen kann. Das rieſige, 
bis auf die Gegenwart fortgeführte, aber no< unvollendete und, wie es ſcheint, mislungene 
Werk iſt in neueſter Zeit mit großartigen Feſtungswerken verſehen worden, zu denen die Feſtung 
Satdijjeh gehört. Bon großer Wichtigkeit nicht nur für W., ſondern für den internationalen 
Verkehr überhaupt, ſind die Eiſenbahnen von Alexandrien nach Kairo und von da nah Suez. 
Die erſtere ward unter Abbas - Paſcha dur< Engländer begonnen und 1856 eröffnet. Von 
Alexandrien aus geht die Linie über Damanhur (8 M.), überſchreitet (nah 6 M.) bei Kafr- 
el-Ais mittels einer eiſernen Nöhrenbrüd&e den Nilarm von Roſette, wendet ſich dann über 
Tanta nah Benha, wo abermals eine Röhrenbrü>e über den Nilarm von Damiette führt, 
und von hier über Keljub nah Bulak bei Kairo. Die Geſammtlänge der Bahn beträgt 28 M. 
Bon Tanta aus läuft eine Zweigbahn nah Samannuut in der Länge. von 4!/, M. und von 
DBenha aus eine andere nad) Zakazif in der Länge von 4%, M. Leßtere iſt Privateigenthum 
Tuſſun-Paſcha's, des Sohnes Said-Paſcha's. Der Bau der Bahnſtre>e Kairo-Suez, welche 
geradenwegs durch die Wüſte läuft, iſt vom Sept. 1855 —57 durch franz. Ingenieure mit 
bedeutendem Koſtenaufwand ausgeführt worden. Die Länge dieſer Bahn, die trotz des koſt- 
ſpieligen Betriebs einen in Zunahme begriffenen Gewinn abwirft, beträgt 90 engl. M. Eine 
dritte Eiſenbahn, die von Alexandrien nah dem 31/, M. entfernten Mariut, dem Sommer- 
aufenthalt des Vicekönigs, führt, iſt ohne Nuten für das Land. Längs aller Bahnlinien find 
jezt Telegraphendrähte in Thätigkeit. Außerdem laufen Telegraphendrähte bis Kennch in 
Oberägypten hinauf, ſowie von Suez bis Koſſeir. 
Alte Cultur und Geſchichte. Der ſeit den älteſten hiſtor. Zeiten A. bewohnende 
Menſchenſtamm war nach allen Anzeigen einſt von Aſien aus eingewandert. Nicht nur die 
Sprache beweiſt dies, ſondern auch die phyſ. Eigenſchaften des ägypt. Körpers, namentlich der 
Schädelbau, ſowol der zahlreich unterſuhten Mumien als der heutigen Bewohner des Landes. 
Es iſt nicht nur nicht bewieſen, ſondern höchſt unwahrſcheinlich, daß die Einwanderung von 
Süden her durch Aethiopien erfolgte. Die natürliche Nichtung aller Völkerbewegungen käm 
von Nordoſten, und partielle Einwanderungen über die Landenge von Suez ſind noch in hiſtor. 
Zeiten fortwährend nachzuweiſen. Noch weniger ftieg die Civiliſation im Nilthale von Süden 
herab. Vielmehr iſ e8 jegt außer Zweifel geftellt, daß die Bildung der meroitifchen, bis an 
A. heranwohnenden Aethiopen erſt dur längere und wiederholte Berührung mit A. erwuhs, 
ja daß ſie geradezu als ein nicht fehr Hochentivickelter Abzweig der ägypt, Cultur anzuſehen iſt. 
Der im Alterthume weitverbreitete Ruhm der äthiop. Macht und Weisheit fcheint vorzüglich 
auf einer Uebertragung des äthiop. Namens auf die Aegypter beruht zu haben und zum Theil 
noch aus den Zeiten herzuſtammen, als durch die ſemitiſche Beſezung des nördl. A. für mehrere 
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
	        
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