336 Aegypten (alte Cultur und Geſchichte)
führte bereits den Bau mit behauenen Steinen ein und trug Sorgfalt für die Entwielung
oder erweiterte Anwendung der hieroglyphiſchen Schrift. In das Ende dieſer Dynaſtie fallen
die älteſten nahweislihen Denkmäler, die uns noch erhalten find, nämlich die großen Pyramiden
von Dahſchur, etwas ſüdlih von Memphis am Rande der Libyſchen Wüſte. Doch ſind bis-
jeßt noh keine Sculpturen mit Sicherheit aus diefer Zeit nachgewiefen worden, nur einzelne
Schriftzeichen auf den Bauſteinen jener Pyramiden. Um fo reicher entfaltet fich mit einem
mal das ägypt. Leben vor unſern Augen in den zahlreichen Denkmälern, Darſtellungen und
Inſchriften der nun folgenden vierten Dynaſtie. Ihr und der ſih anſchließenden fünften
Dynaſtie gehören die großen Pyramiden von Gizeh mit den vielen umliegenden, theils auf-
gebauten, theils in den Fels gehauenen Privatgräbern an. Die von Manethöôs und den griech.
Schriftſtellern genannten Erbauer dieſer Pyramiden fanden fich auf ihren Bauſteinen und
Sarkophagen aufgezeihnet und bildeten fo die älteſten und wichtigſten Vergleihungspunkte
zwiſchen den Manethoniſchen Königsliſten und den Denkmälern. Ihre häufige Wiederholung
in den umgebenden Privatgräbern ließ keinen Zweifel über die Identität jener Könige, von
denen nah den hieroglyphiſhen Inſchriften Chufu, Chafra und Menkera, oder wie fie von
Herodot und Diodor genannt werden, Cheops, Chephren und Mencherinos, die erſte, zweite
und dritte Pyramide erbauten.
Die vierte Dynaſtie beſtieg nah Lepſius' Auffaſſung der Manethoniſchen Dynaſtien 3124
v. Chr. den memphitiſchen Thron, und ſhon in jener weit über unſere bisherigen Begriffe
von Völkerentwickelung hinausgehenden Zeit finden wir hier ein in allen Künſten des Friedens
hochunterrichtetes Volk, einen vollſtändig durchgebildeten Staat, einen feſten, vielverzweigten
und bis in das äußerlichſte geordneten hierarchiſchen Cultus, eine allgemein verbreitete Schrift
und den durhgängigen Gebrauch des Papyrus, kurz eine Civiliſation, die in allen weſentlichen
Punkten bereits ihre vollfommene Keife erlangt hat und nur der fchärfern Unterfuchung nod
die fernere Entwidelung in einzelnen Richtungen auf ihren ſpätern Stufen zeigt. Die fünfte
Dynaſtie fchließt fih in allen Stücken der vierten an. Doch erhob ſich neben ihr eine unab:
hängige oberägypt., die ſehste Manethoniſche Dynaſtie, als deren Stammſitz die an der äthiop,.
Grenze liegende Inſel Elephantine angegeben wird. Aus der Zeit dieſer ſe<hsten Dynaſtie
finden ſich noch viele, obgleich gegen die memphitiſchen unbedeutende, Denkmäler in Ober - und
Mittelägypten, hauptſächlich in Felſengräbern. Ihr gehörte der langlebige König Phiops an,
welcher mit dem fechsten Lebensjahre den Thron beſtiegen und ihn 100 JI. lang innegehabt
haben ſoll; ihr auch die von den griech. Schriftſtellern erwähnte Königin Nitokris.
Unberühmter und thatenloſer waren die nächſten Dynaſtien, welche ihren Sit in Unter-
ägypten hatten. Von ihnen machte ſih die 11. in Oberägypten unabhängig. Sie war die
erfte thebantjche Dynaſtie und machte das raſchaufblühende Theben zu ihrem Regierungs-
ſize. Es ſcheint nah den Denkmälern, daß dieſe Dynaſtie wenigſtens anfangs noh abhängig
von den unterägypt. Königen war. Bald erhob ſich aber um 2380 v. Chr. die 12., welche
gleichfalls eine thebaniſhe war, zur Neichsdynaſtie. Mit ihr erreichte das älteſte ägypt. Neich
ſeinen Gipfelpunkt an Macht und Wohlſtand. Zahlreiche, durch ganz A. zerſtreute Denkmäler
bezeugen dies. Gegen Süden wurde die ägypt. Herrſchaft über den Landſtrich zwiſchen den
beiden erſten Katarakten und noch über den zweiten hinaus bis nah dem heutigen Semneh aus-
gedehnt. Zu dieſer Zeit wurde auch die libyſche Daſe Fajjum durch die künſtliche Hineinleitung
eines Nilkanals mit dem Nilthale verbunden und zu einer der fruchtbarſten Provinzen des Lan-
des umgeſchaffen. Durch mächtige Dämme wurde am Eingange des Fajjumbe>ens ein großer
See gebildet, welcher fich in der Zeit des hohen Nils füllte und in der tro>enen Jahreszeit zur
fortgefegten Bewäſſerung der memphitiſchen Landſchaft und des Fajjum ſelbſt diente. Er wurde
daher Piom en mére, d. i. «See des Ueberſhwemmungswaſſers», genannt, woraus die Grie-
hen fpäter einen «See Möris» machten, deſſen Anlegung ſie einem Könige Möris zuſchrieben,
welcher nie exiſtixt hat. Später wurden die Dämme durchbrochen, der See floß in das tiefe
Innere der Oaſe ab und bildete dort den jest noch vorhandenen Birketzel-Rerum, den man
bisher für den Mörisfee hielt, bis Linant 1842 den Reſt der Dämme und den alten, jetzt trodes
nen Seeboden nachwies. Der jechste König diefer 12. Dynaftie, Amenemes IIL, war es aud),
welcher neben dem künſtlichen See ſeine Pyramide und ein prächtiges Tempelgebäude aufführte,
das ſpäter erweitert und unter dem Namen des Labyrinths zu den Wundern der Welt gere-
net wurde. Die große Sorgfalt, welche dieſer König auf das für das Land fo wichtige Be-
wäſſerungsſyſtem verwendete, geht auh aus den Angaben der jährlichen Nilhöhen hervor, die
ſich aus ſeiner Regierung nod) jegt an den fteilen Felswänden von Senmeh, dem ſüdl. Grenz-
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