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Aegyptiſhe Mythologie 349
ſtändige Erleuchtung und Reinigung der Seele, welche nach den gerecht vollbrachten Wande-
rungen im wdijchen und den darauffolgenden Prüfungen im jenfeitigen Leben, endlich in das
Licht des Oſiris aufgenommen und mit ihm völlig vereinigt wird. Kein Volk hat ſich, ſoviel
wir wiſſen, mehr und ſpecieller mit den Vorſtellungen des zukünftigen Lebens beſchäftigt als
die Aegypter, keines eine größere Sorgſalt auf die Behandlung der Leichen, auf ihre Beſtattung
und auf den Todtencultus verwendet, obgleich ſich niht nahweiſen läßt und es unwahrſchein-
lich iſt, daß ſie an eine einſtige Wiederbelebung der Körper geglaubt haben ſollten.
Dei der wichtigen Rolle, welche in Aegypten die Localgötter ſpielen, iſt es begreiflich, daß
nächſt Oſiris, dem Gotte von This und Abydos, Phthah-Hephaiſtos, der Localgott von Mem-
phis, deren heil. Name Pa- Ptah (d. i. Phthahſtadt) war, der Reſidenz des Menes und der
meiſten Dynaſtien des alten Neichs, zu den bedeutendſten und allgemein verehrteſten Göttern
gehörte, und als Reſidenzgott vorzugsweiſe «König von Aegypten» hieß. Sein Name, kopt,
Ptah, hängt wahrſcheinlih mit poth, bilden, zuſammen, Als Bildner des Welteies erſcheint
er auf Denkmälern, und am häufigſten wird er mit den kosmogoniſchen Vorſtellungen in Ver-
bindung gebracht. Ueber ſeinen Hauptcult in Memphis wiſſen wir wenig, weil ſich keine Neſte
des berühmten Phthahtempels von Memphis erhalten haben. Ex wird «Vater der Anfänge»
genannt und die Kabiren heißen bei Herodot ſeine Kinder. Auf den Monumenten erſcheint
gewöhnlich die Göttin Pacht als ſeine Begleiterin, ſeltener die Nit, griech. Neith, Athene, und
Imhotep, grieh, Imuthes, Aſtlepios, als fein Sohn.
Als dritter Gott, der hiſtor. Bedeutung nach, iſt Ammon, der Localgott von Theben, zu
nennen. An ihm iſt es rect erſichtlich, wie ſcine eigene Bedeutung mit der Macht ſeiner Stadt
wächſt. Vor der elften Manethoniſchen Dynaſtie, der erften thebanifchen, vor welcher bereits
ſehs memphitiſche Dynaſtien regiert hatten und mit welcher eine ſiebente gleichzeitig regierte,
dürſten ſich die Namen Theben und Ammon überhaupt nicht finden; während der elften und
zwölften Dynaſtie, die zuerſt Theben zur Reſidenz erhoben, nimmt ihre beiderſeitige Erwähnung
raſch überhand; aber erſt unter den großen thebaniſchen Pharaonen des neuen Reichs, welche
den Glanz und die Macht der Ammonsſtadt (Diospolis) auf den Gipfel hoben, führt Ammon,
mit Ra identifichrtt, für gewöhnlich die Bezeichnung « Ammon Ra, König der Götter».
Kamfes IL, der Sefoftris der Griechen, der Pharao des Moſes, eröffnete in dem äthiop. Land-
ſtrich zwiſchen den beiden erſten Katarakten drei mächtige Felſentempel, einen dem Ra, einen
dem Ptah und einen dem Ammon, und fügte dieſen einen vierten, den von Abu Simbel, hinzu,
welchen ex ſeiner eigenen Majeſtät weihte, und in welchem das koloſſale Cultusbild in dex Cella
aus dem Fels gehauen ihn ſelbſt als Gott, mit den drei andern höchſten Göttern des Landes
denſelben Thron einnehmend, darſtellt. Derſelbe König widmete den gleichen Göttern drei
Stelen, die er in Syrien nahe am Lykos, an den Felswänden der kühn am Meeresufer hin=-
durchgeſprengten Kunſtſtraße, zum Gedächtniß eingraben ließ. Die Griechen verglichen den
Ammon mit Zeus, als ihrem höchſten Gott, und die meiſten Beiſäte in den hieroglyphiſchen In-
ſchriften bezeichnen ſeine Macht und Größe. Der Name dieſes anfangs faſt unbekannten Gottes
wird mit Unrecht zur Erklärung ſeines allmählich ganz veränderten Weſens ausgelegt; er läßt
der Wurzel nach ſehr verſchiedene Deutungen zu. Ammon wird häufig als einer der urzeugen=
den Götter aufgefaßt; ſeine Gemahlin heißt Mut, d. i. « die Mutter », die oft zugleich in
myſtiſcher Weiſe als ſeine eigene Mutter gedacht wird, daher er dann Kamutef, d. i. «Gemahl
jener Mutter», heißt. Ihr Sohn iſt Chonſu, griech. Chons, ein Lichtgott, dem Horus zu ver-
gleichen. In letter Zeit bemächtigt ſich die Philoſophie vorzüglich dieſer großen Triade Ammon,
Phthah, Oſiris, und verbindet ſie, ihre urſprünglichen Charaktere benutend, zu dem Dreiſyſteme
des Wahren, Schönen und Guten. In den Büchern des Hermes heißt es nad) einer Stelle
des Jamblichos, daß Ammon der geiſtige Schöpfer war, der das Verborgene nah der Wahr-
heit ans Licht bringt; Phthah der mit höchſter Kunſt und Harmonie ausführende Bildner des
Schönen, und Oſiris der, welcher das Gute in der Welt ſchafft.
An der Spite der zweiten Götterdynaſtie ſtand Thoth - Hermes, der ibisföpfige Gott, der
Gott der Weisheit und Literatur. Als ſeine Begleiterin erſcheint Ma, die Göttin der Wahr-=
heit und Gerechtigkeit, die Tochter des Na oder auh des Ptah genannt, deren Symbol die
Elle oder die Straußfeder iſt. Als Gott der Gelehrſamkeit und Urheber der alten heil, Bücher,
die unter dem Namen der « Bücher des Thoth » ſchon in altägypt. Werken, wie im « Todten-
buche», angeführt werden, erſcheint er im Todtentempel Ramſes IL. zu Theben auch. als gött=
licher Bibliothekar, als «Herr im Saale der Bücher », und in dieſer Eigenſchaft iſt er mit der
Göttin Saf (kopt. saf), der Göttin der Geſchichte, zuſammengeſtellt, welche ebendaſelbſt die