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«Herrin im Saale der Bücher» heißt. Die göttliche Weisheit des Thoth fchien auch geeignet,
die guten oder böſen Thaten der Menſchen zu prüfen und fie vor den Richtern der Unter-
welt gegen falſche Anklagen zu rechtfertigen, wie er nah dem Mythus ſhon den Oſiris ſelbſt
gegen die Anklagen des Set-Typhon gerechtfertigt hatte. In dieſer Thätigkeit erſcheint ex
als Pſychopomp in den unterweltlichen Scenen des « Todtenbuchs », wo er das Reſultat der
Pſychoſtaſie verzeichnet, Mit der ihm in der Götterherrſchaft vorausgehenden Familie des
Oſiris ſteht er in keiner genealog. Verbindung, wurde aber, wie oben erwähnt, in fpäterer Zeit,
ſeit der Verleugnung des Set, nicht ſelten unter die Geſellſchaft des höchſten Götterkreiſes mit
aufgenommen. In ſpäterer Zeit wu<s ſein Anſehen immer mehr; er wurde zum «zweimal
großen» und endlich zum «dreimal großen » Gotte, Hermes Trismegiſtos, während ex in der
alten Zeit vielmehr als eine Gottheit zweiten Ranges erſcheint. Nach ihm folgte in der dyna-
ſtiſchen Reihe wahrſcheinlih Anubis, der ſchakalköpfige Gott. Die übrigen Götter dieſer zwei-
ten Dynaſtie ſind aber niht mit Sicherheit nahzuweiſen, ſcheinen auh in den Prieſterlehren
ſelbſt geſhwankt zu haben. Noch weniger läßt fich bisjezt etwas über die Halbgötter der
dritten Dynaſtie ſagen. Es ſcheint, daß überhaupt, außer den Göttern der erſten Ordnung
und Thoth, nur noh wenige andere Gottheiten zu allgemeiner Kenntniß und Verehrung des
geſammten Volks gelangten, und daß auch unter dieſen leztern die meiſten nur verſchiedene
locale Formen von jenen waren.
Zu den merkwürdigſten Ereigniſſen in der Geſchichte der Aegyptiſhen Mythologie gehört
der Verſuch des Königs Amenophis IV. in der 18. Manethonifchen Dynaftie (circa 1480
v. Chr.), ſämmtliche ägypt. Götter, mit Ausnahme des höchſten Gottes Ra, und zwar in ſeiner
phyſ. Geſtalt als Sonnendiskus, von jedem Culte auszuſchließen, ihre Bilder und Namen in
allen Tempeln des Landes zu zerſtören, und ſtatt ihrer nur die Verehrung des Ra zu geſtatten
oder einzuführen, deſſen Oberprieſter er vor ſeiner Thronbeſteigung geweſen war. Am meiſten
verfolgte er den Ammonsdienſt, als den, der zu ſeiner Zeit den mächtigſten Aufſchwung genom-
men hatte. Er veränderte infolge davon feinen eigenen Namen Amonhotep (Amenophis) in
Chu-en-aten-ra, «Sonnenverehrer», und verließ die Ammonsſtadt Theben, um fich eine neue
Reſidenz, die er «Sonnenſtadt» nannte, in einem nördl. Theile des Landes zu bauen. Dieſe
merfwürdige gewaltſame Rückkehr zu dem urfprünglichen einfachften Sonnencultus läßt ſich
wol nur aus einer individuellen fanatiſchen Religionsrichtung des Königs erklären; doch ift
die Wahl des allein bevorzugten Gottes bedeutſam. Er erhielt ſieben Töchter, aber keinen
Sohn; nach ſeiner 12jährigen Regierung wurde ſein Werk durch die gründlichſte Reaction der
alten Hierarchie völlig wieder zerſtört. Eine andere auffallende Erſcheinung iſt die Verab-
ſcheuung und, ſozuſagen, Vertreibung des Gottes Set aus dem ägypt. Pantheon, die hon oben
öfters berührt wurde, Es iſt hon bemerkenswerth, daß ſeit den Zeiten des Königs Namſes Il,
eine neue Namensform für dieſen Gott, nämlich Sutech aufkommt; nach der 21. Manethoniſchen
Dynaſtie aber wurde zu einer niht näher zu ermittelnden Zeit, und aus einem noch nicht be-
tannten Grunde, Name und Geſtalt dieſes Gottes überall zerſtört und auh ſpäter nicht wieder
zugelaſſen. In griech, Zeit nahm die Aegyptiſhe Mythologie vieles ihr urſprünglich Fremde von
den neuen Beherrſchern an, doch ſo, daß es der einheimiſchen Lehre möglichſt aſſimilirt wurde,
Am bemerkenswertheſten iſt die Einführung des fremden Gottes Sarapis als Localgott der
neuen Reſidenz Alexandria. Noch einmal macht fi der unwiderſtehliche polit. Einfluß der
Reſidenz auf das übrige Land geltend in Bezug auf die raſche Erhebung und weite Verbreitung
ihres Localcultus, Der Sonnengott Sarapis wird von der ägypt. Prieſterſchaft erſt mit
Widerftreben aufgenommen, dann aber durch Identificirung mit ihrem Oſiris = Apis dex ein-
heimiſchen Theologie einverleibt. Aber auch die philoſ. Ideen und zahlreihe Anſchauungen
aller Art der andringenden und geiſtig überlegenen Griechen fanden bald Eingang in die Prie-
ſtexlehre felbſ und trugen ſ{ließli< zu ihrer innern Auflöſung weſentlich bei. Ein bemerkens-
werthes Beiſpiel von grieh. Einwirkung iſt die Aufnahme der Lehre von den vier Elementen,
deren Darftellung in mytholog. Form fich ſeit den Zeiten der Ptolemäer in vielen Beiſpielen
auf den Monumenten nachweiſen läßt, Vgl. Lepſius, «Ueber die Götter der vier Elemente
bei den Aegyptern» (Berl, 1856),
Ahâb , Sohn und Nachfolger des Omri, war König des Reichs Iſrael von 918 — 897
dv. Chr. Er verhetvathete fich mit Ifebel, der Tochter des Ethbaal, Königs von Sidon, durch
deren verderblichen Einfluß der phöniz. Baalscultus eingeführt, der König ſelbſt zur Abgötterei
verleitet und die Prieſter und Propheten Jehovah's blutig verfolgt wurden. Doch behaupteten
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die Propheten ihren Einfluß auf das Volk, und Elias wagte es, offen die Baalsprieſter anzu-
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