Full text: A bis Arad (Band 1)

   
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Ahnung Ahorn 359 
zu unbegründeten Annahmen. A. iſt oft mehr Gefühls - oder Geſhmadsſache als klares Ur- 
theil. Schon deshalb beruht auch der von der Homöopathie aufgeftellte Sag: «Aehnliches mit 
Aehnlichem zu heilen» auf unſicherer Grundlage. Die A. dur Fortpflanzung oder Abftam- 
mung (unter Volls- und Stammgenofſen, Familiengliedern, beſonders zwiſchen Kindern, Ael- 
tern und Großältern) iſ eins der feſtſtehendſten Geſetze in der lebenden Natur. Auf dieſem 
Geſetze beruht auh zum großen Theil die Gärtnerkunſt und Viehzucht (Naſſenverbeſſerung, 
Dreſſur u. dgl. m.) ſowie die ſogenannte Erblichkeit der Krankheitsanlagen. Dieſe A. läßt 
ſich nicht durch die bloße Uebereinſtimmung äußerer Einflüſſe (z. B. Lebensweiſe, Nahrung und 
Wohnung, Klima u. |. w.) erklären, ſondern es muß hier von der Mutterzelle aus dem Ab- 
fömmling (dem Ei, dem Samen, dem Keim oder Ableger) eine beſtimmte inwohnende Nöthigung, 
ſeine Organe in dieſer und jener Nichtung zu entwideli und zu geſtalten, mitgegeben fein. 
Ahnung bezeichnet die Erwartung fünftiger Ereigniffe, bei welcher mehr die begleitenden 
Gefühle als die Schlüſſe, auf welche fie fich gründet, zum Bewußtſein kommen. A. im engern 
Sinne oder Divination nennen wir dergleichen Erwartungen, wenn wir uns bei ihnen der 
Gründe gar nicht bewußt ſind und daher in ihnen das Künftige nur zu empfinden ſcheinen. 
Man unterſcheidet beſtimmte A., bei welchen man fich deffen, was man ahnet, nicht blos im 
allgemeinen bewußt iſt, z. B. die A. eines Todesfalls, bei dem Bewußtſein, daß man ihn er- 
wartet; ferner unbeſtimmte A., welche ſtattſinden, wenn man im allgemeinen einem angenehmen 
oder unangenehmen Ereigniſſe entgegenſieht ; endlich bloße meiſt beängſtigende Vorgefühle, ohne 
Bewußtſein eines Grundes dafür, bis ein Ereigniß eintritt, deſſen A. gehabt zu haben wir uns 
nachher leicht überreden. Obgleich alle A. höchſt unſicher ſind, und ohne zufälliges Zuſammen- 
trefſen gewiſſer Ereigniſſe mit Vorgeflühlen niemand leicht von einem Ahnungsvermögen 
würde geſprochen haben, ſo mag doch oft ein folches zuverfichtliches Erwarten auf unbefannten 
Einwirkungen der Dinge auf uns fowie auf mannichfaltigen Combinationen beruhen, die nur 
niht in unſer Bewußtſein treten. Beiſpiele richtiger A. enthalten z. B. Schubert's «Anſichten 
von der Nachtſeite der Naturwiſſenſchaſt» (4. Aufl. , Dresd. 1840) ſowie deſſen «Geſchichte 
der Seele» (3. Aufl., Stuttg. 1850). Das Wort ahnen in dieſem Sinne iſt urſprünglich 
identiſch mit ahnden (althohdeutſh anadôn, antôn) in der Bedeutung von ſtrafen, und ſelbſt 
noch) Goethe hat « ahnden » und « Ahndung » für «ahnen » und « Ahnung » gebraucht. 
Ahorn (Acer), Name einer aus Bäumen und Sträuchern beſtehenden Pflanzengattung 
aus der Abtheilung der Dikotyledonen, welche im Verein mit einigen andern exotiſchen Gat- 
tungen die Familie der Acerineen bildet und dur gegenſtändige, meiſt handförmig gelappte 
Blätter, in Trauben oder Trugdolden geſtellte, gewöhnlich grünlichgelb gefärbte Blüten und doP- 
pelt geflügelte (mit zwei gegenſtändigen, häutigen Fortſätzen verſehene), zur Keifezeit in zivei ein= 
famige Theile zerfpaltende Früchte charakterifirt ift. Iu Deutſchland ſind namentlich drei Arten 
verbreitet: der Bergahorn, weißer oder gemeiner A., A. pseudoplatanus L., mit großen, 
ſtumpflappigen Blättern und hängenden, nad) dem Laubausbruch fich entwi>elnden Blüten- 
trauben; der Spibahorn, A. platanoides L., mit großen, ſpiblappigen Blättern und in 
aufrehten Trugdolden ftchenden, vor dem Laubausbruch erſcheinenden Blüten, und der Feld- 
ahorn oder Maßholder, mit kleinen, ſtumpflappigen Blättern und aufrehten Doldentrauben, 
welche zugleich mit den Blättern hervorkfommen. -Die beiden erſten Arten erwachſen zu ftatt- 
lichen Bäumen von 70 bis über 100 F. Höhe, während die dritte am häufigſten ſtrauchartig 
vorkommt und als Baum nur ſelten über 40 F. hoh wird. Alle drei A. find wegen ihres féin- 
faſerigen, zähen, feſten, gelblihweißen Holzes von Schreinern, Drechslern, Inſtrumentenmachern,» 
Schnitern u. a. ſehr geſchätzt; namentlich iſt das braungeflaminte und oft {hön gemaſerte 
Holz des Feldahorns für muſikaliſhe Inſtrumente ſehr geſucht. In unſern Parken, Gärten 
und Promenadenanlagen werden auch verſchiedene ausländiſche, namentlich nordamerif. Ahorn- 
arten als Zierbäume cultivixt. Unter denselben verdient der in Canada wild wacjende Zuder- 
ahorn, A. saccharinum, befonders hervorgehoben zur werden, weil aus dem an ZTraubenzucder 
reichen Frühlingsfafte dieſes Baumes Zu>er bereitet werden kann, wie dies in Canada ſchon 
ſeit ſehr langer Zeit geſchieht. Die Darſtellung des Ahornzu>ers bietet viel geringere 
Schwierigkeiten dar als die des Nunkelrübenzu>ers. Man bohrt oder haut nämlich die Bäume 
in geringer Höhe über dem Boden an, fängt den in reichlicher Menge ausfließenden Saft in 
Gefäßen auf und dampft denſelben bis zur Sirupconſiſtenz ein. Dieſer Sirup wird dann in 
Formen gegoſſen und erſtarrt in denſelben von ſelbſt zu Zu>er, der hart iſt und eine braun- 
rothe Farbe beſitzt. (Vgl. Neumann, «Vergleichung der Zuderfabrifation u. j.w.», Prag 1837.) 
Man Hat den Zuderahorn auch in Deutſchland hier und da angepflanzt und ihn zur Zuder- 
  
   
  
   
  
  
   
  
  
  
   
    
   
  
  
  
  
  
   
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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