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deſſen zwei Quellbäche ſich in der Nähe vereinigen, an der großen Gotthardsſtraße nah Ita-
lien der erſte Ort, wo italieniſh geſprochen wird. Das Dorf hat ein ſehr altes Caſtell und
zählt 1000 E. Zur Bereiſung des St. -Gotthard findet hier der Geognoſt und Mineralog
die beſten Führer ſowie auh Vorräthe von Kryſtallen und andern Mineralien. Das obere
Thal des Teſſin bis A. heißt Val Bedretto, iſt ſehr kalt und Lavinenſtürzen ausgeſetzt und
zieht fi 4 St. weſtwärts bis zu den Grenzen von Wallis und dem Griesberge hin. Unter-
halb A. heißt das Thal Livinerthal, Val Leventina oder Levantino, wahrſcheinlich nach den
hier im Alterthum wohnenden Lepontiern benannt. Dieſes Thal iſt von hohen Bergketten ein-
geengt, höchſtens Y, St. breit, der milden Luft Italiens geöffnet und reich an Kaſtanien,
Trauben, Waldung, Gemfen, Fafanen, Auerhähnen. Bei A. mündet von NO. her das durd
ſeine ſeltſam geſtalteten Felſen merkwürdige Thal Canaria. Hier beginnt der Engpaß von
Stalvedro, wo die Teſſinoſtraße durch vier dicht aufeinanderfolgende, bis 100 Schritt lange
Galerien führt. Gegen NW. von A, öffnet ſich das enge und wilde Val Tremola, in welches
der aus einem St. -Gotthardſee entſtehende Quellbach des Teſſin in zahlreihen Windungen
und Katarakten zwiſchen“düſtern Schieferfelſen hinabrauſcht. Das in den Felſen eingehauene
Wort «Suwarow victor» erinnert an das Gefecht vom 13. Sept. 1799, dur< welches 2000
Ruſſen von Suwarow's Armee 600 Franzoſen nah 12ſtündigem Kampfe zum Rückzug durd)
das Bedrettothal nöthigten.
Airy (George Biddell), ausgezeichneter engl. Aſtronom, geb. 27. Juli 1801 zu Alnwid
in Northumberland, widmete ſich mathem. ſowie auh phyſik. Studien und gab ſhon 18325
cine Abhandlung über die Zähne der Räder in mechan. Inſtrumenten heraus. ‚Nach feiner
Ernennung zum Profeſſor und Director der Sternwarte zu Cambridge (1828) entwidelte er
ſofort eine außerordentliche Thätigkeit, die ſich in Greenwich, wohin. er 1836 an Pond's Stelle
berufen wurde, no bedeutend ſteigerte. Beobachtungen und Berechnungen auf das pünktlichſte
organiſirend, ſtellte A. gewandte Rechner an, um zunächſt das ſeit 1750 angehäufte maſſen-
hafte Material an noh unverarbeiteten Beobachtungen ‚berechnen zu laſſen, und übergab hier-
auf das Werk «Reduction of observations of the moon» (2 Bde,, Lond. 1837) der Oeffent-
lichkeit. Den aſtron. Beobachtungen gingen meteorolog. und magnetiſche mit gleicher Regel
mäßigkeit zur Seite. Zugleich ward die Zahl der Inſtrumente durch ihn beträchtlich vermehrt,
ſowie dieſelben auh größtentheils nach feiner eigenen Erfindung und Angabe conſtruirt wurden.
Die neue und umfaſſende engl. Gradmeſſung iſt durch A. ins Leben gerufen worden. Zur
Beobachtung totaler Sonnenfinfterniffe unternahm er wiſſenſchaftliche Reifen 1842 nad) Turin,
1851 nah Gothenburg, 1860 nah Pobes in Spanien. Obgleich A., der Fundationsacte
Karls II. gemäß, feine Thätigkeit zu Greenwich zunächſt den Fixſternörtern zuwenden mußte,
widmete er fich doch auch allen übrigen Zweigen der aftron. Praxis. Die Durchmeſſer und
Oberflächen der Planeten, die Bahnen dieſer und ihrer Trabanten, Sonne und Mond, die Ko-
meten wurden Gegenſtand ſeiner eifrigen Forſchungen, und in zahlreichen theoretifchen Unter-
ſuchungen hat er ſi als einen \charfſinnigen Analytiker bekundet. Nicht minder hat fi A.
durch zahlreiche Unterfuchungen und Entdedungen um die Phyſik und Optik Verdienſte er-
worben. Außer den «Astronomical observations made on the Royal Observatory at Green-
wich» (Lond. 1838 fg.) und dem «Catalogue of 2156 stars» (Lond. 1849) veröffentlichte er
noh «Six lectures on astronomy, delivered at Ipswich Museum » (Xond. 1851; 3. Aufl.
1856; deutfch von Sebald, Berl. 1852); «Tracts on physical astronomy» (4. Aufl. 1858);
«Algebraical and numerical theory of errors of observations» (Lond. 1861). Als Director
der brit. Hauptſternwarte führt er den Titel Aſtronomer Royal, auch iſt er Mitglied der Cam-
bridge and Royal Aſtronomical Society und vieler anderer gelehrter Geſellſchaften. Sein
älteſter Sohn Wilfried A. ſcheint dem Vater nacheifern zu wollen. Er hat die wiſſenſchaft-
liche Reiſe nah Spanien 1860 mitgemacht.
Aislingen, Marktfle>en des Bezirks Dillingen im bair. Kreiſe Schwaben-Neuburg, 1 M.
ſüdweſtlih von Dillingen und 5 M. im NW. von Augsburg, in ſumpfiger Gegend an der
Glött gelegen, hat ein Schloß und 1210 E. A. war eine Reichsgrafſchaft und bildete nèbſt
Umgegend ein Pflegeamt des Hochſtifts Augsburg. Der Ort hat Ueberreſte eines röm. Caſtrum.
Dabei liegt das Aislinger Moos, ein 2 St. langes, mit Salzkraut bewachſenes Ried.
Aisne (Axona), ein linker Zufluß der in die Seine mündenden Diſe, entſpringt im franz.
Depart. Meuſe (Maas) bei dem Dorfe Beaulieu in den Argonnen, durchfließt, bis Semuy
(284 F. hoch) gegen NW. gerichtet und den weſtl. Fuß der Argonnen beſpülend, die Depark.
Marne und Ardennen, dann gegen W,, in einem breiten, offenen Thale, das Depart. Aisne