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Air (Stadt und Bad) Ajaccio 375
Ludwig XIT. errichtete 1501 in A. ein Parlament, das bis zur Revolution beftand.. Die Stadt
ift Geburtsort vieler berühmter Männer, ſo der Botaniker Tomrnefort und Adanfon, des
Mediciners Leutaud, der Maler Vanloo, Granet und Conſtantin, des Hiſtorikers Mignet
u..w. In Bezug auf Induſtrie iſt A. der Mittelpunkt für die Bereitung des Provenceröls.
Außerdem beſtehen Seiden - und Baumwollſpinnereien, Kattundvuckereien, Gerbereien, Handel
mit Oel, Wein, Mandeln, Confituren u. |. w. Deffenungeachtet ift A. kein Verkehrsmittelpunkt
mehr, ſeitdem es mit Einführung der Eiſenbahnen aufgehört hat, ein Knotenpunkt von Haupt-
ſtraßen zu ſein. Auch ſeine Bedeutung als Badeort iſt geſunken. Die Thermalquellen von
A. ſind Shwachsjchwefelhaltig, mit ‘einer Temperatur von 28° R., klar und durchſichtig wie
das reinſte Quellwaſſer, faſt geruchlos, jedoh mit einem etwas bitterlichen Geſhma>. Sie
haben den Ruf, die Schönheit der Haut zu erhalten, und werden deshalb beſonders von Frauen
beſucht. Auf der Ebene zwiſchen A. und Arles breitet fi) dag Schlachtfeld aus, wo Marius
102 v. Chr. die Teutonen und Ambronen befiegte.
Aix oder Aix-les-Bains (Aquae Gratianae oder Allobrogum ), eine kleine Stadt
mit 4000 E. in Savoyen, im jetzigen franz. Depart. Haute-Savote, 1%, M. nördlich von
Chambery, an der Eiſenbahn nah Genf und nahe öſtlih am See von Bourget, in einem
reizenden Thale gelegen, war ſchon in der röm. Kaiſerzeit ein beſuchter Badeort. Unter ſeinen
zahlreichen Reſten aus dem Alterthum ſind der ſogenannte Bogen des Pomponius, die Nuinen
eines Tempels und eines Vaporariums am beſten erhalten. Der König von Sardinien beſaß
hier ein großes und wohlgebautes, aber ſelten beſuhtes Palais. Die Bäder find Schwefel-
thermen. Man unterſcheidet die Schwefelquelle oder Quelle von St. - Paul mit einer Tempe-
ratur von etwa 33—35° R., und die (keinen Alaun enthaltende) Alaunquelle von 371/,° R.
Das Waſſer beider Quellen iſ Far, hat einen fchwachhepatifchen Geruch und Gefhmad, und
wird zum Baden und Trinken beſonders gegen Pfortaderftofungen, Blennorrhöen und Aheu-
matismus, auh in Form von Gasbädern und Douchen benutst. Der Badeort hat lange Alleen,
feine ſonderlich gute Einrichtungen, wird aber doch jährlich von etwa 3000 Curgäſten beſucht.
Jenſeits am weſtl. Ufer des Sees liegt am Fuße des Mont-Chat das Ciſtercienſerkloſter Haute-
(Combe mit dem Erbbegräbniß der Fürſten von Savoyen.
Aizani, eine altgrieh. Stadt im nordweſtlichſten Theile der kleinaſiat. Landſchaft Phry-
gien (Phrygia Epictetus), im Gebiete Aizanitis, an den Quellflüſſen des Nhyndakos. Ihre
Veberreſte ſind in der Liwa Kiutahia, 6 M. im SW. der Stadt Kiutahia (Cotyaeum), in dem
weiten Trümmergefilde bei dem Dorfe Tſchadyr im Quellgebiete des Adranas- Tſchai aufge-
funden worden. Dieſelben liegen in einer einförmigen, baumloſen, ringsum von Hügeln
begrenzten Ebene, die einſt ein Seebe>en geweſen zu ſein ſcheint. Ein ioniſher Tempel da-
ſelbſt gehört zu den vollkommenſten, die in Kleinaſien vorhanden ſind. Auch die Cavea des
Theaters iſt merkwürdig gut erhalten, weniger die Scena und das Proſcenium, doh immer
noch ſo, daß ſie eine trefflihe Anſchauung von einem griech. Theater geben, während die
ganze Orcheſtra und das Innere der Cavea mit Bruchſtücken von cannelirten Säulen, koſt-
baren Karnieſen, Architraven und {önen Basreliefs erfüllt ſind. Einige Marmorſite des
Theaters ſowie des Stadiums, welches mit demſelben in Verbindung ſtand, ſind ebenfalls noch
vorhanden und von höchſt vollendeter Arbeit. Der Hügel über dem Theater iſ mit zahlreichen
Bruchſtücken eröffneter Sarkophage bede>t, der türk. Begräbnißplat mit alten Fragmenten
erfüllt, die Infchriften tragen und meift als Leichenfteine dienen, Eine Menge von Inſchriften
und von Münzen aus der röm. und byzant. Kaiſerzeit laſſen keinen Zweifel übrig, daß die
Ruinen von Tſchadyr die Ueberreſte von A. find.
Ajaccio, Hauptſtadt der Inſel und des fxanz. Depart. Corſica, am Golfo -di- A. der
Weſtküſte gelegén, iſt die ſchönſte Stadt der Inſel, mit einer ſtarken Citadelle und einem weiten
und bequemen, aber gegen die Weſtwinde wenig geſchützten Hafen, an welchem auf einem
großen Öranitmonolith die Statue Napoleon Bonaparte’s fteht, der hier geboren wurde. Der
Hafen hat einen fchönen Kai und Molo aus Granitquadern, die Stadt große Kaſernen, an-
ſehnliche Regierungsgebäude, herrliche Orangenalleen und reizende Umgebungen. A. zählt
14100 E., iſt der Sit eines Biſchofs, eines Appellhofs, eines Handelsgerichts u. f. w. Die
Bevölkerung beſchäftigt ſi<h mit Sardellen- und Korallenfifcherei und treibt Handel mit dem
in der Umgegend reichlich gedeihenden Wein und Del. Die Stadt beſitzt eine Akademie, eine
polytechniſche und andere Schulen, eine Bibliothek, ein Theater, einen botan. Garten und eine
Baumſchule, Unter den Gebäuden ſind hervorzuheben das alte Jeſuitenkloſter und die ſhöne
Domkirche aus dem 16, Jahrh. mit ihrer gutgebauten Kuppel, einem reihen Marmoraltar