Akuſtik
Schwingungen tönender Körper, 2) in die von der Fortpflanzung des Schalles in den ver-
ſchiedenen Stoffen (Mitteln), 3) in die von der Reflexion oder Zurückwerfung des Schalleg,
Alles, was wir Schall nennen, ift eigentlich nur eine rein innere Empfindung in uns. Außer-
halb unſerer Gehörnerven gibt es eigentlich keinen Schall, denn die geſchlagene, oder geriſſene,
oder geſtrichene Saite oder Stimmgabel, oder was es ſein möge, ſchallt, tönt oder klingt nicht,
ſondern ſhwingt nur in mehr oder weniger ſhneller Bewegung hin und her, theilt dieſe Be-
wegung der umgebenden Luft mit und durch dieſe unſerm Ohre, wo ſie zunächſt am Ende des
Gehörganges durch das dort ausgeſpannte Trommelfell aufgenommen und von da durch ein
Hebelſyſtem von kleinen Knöchelchen, den Hammer, Ambos und Steigbügel, auf das innere
Gehörorgan übertragen wird. Es geſchieht dies ſo, daß bei jeder Shwingung des Trommel-
fells die Platte des Steigbügels gegen eine Haut drückt, die über ein ovales Loch, das ovale
Fenſter eines im Knochen befindlichen Hohlraums, geſpannt iſt, welchen das von der Geſtalt
ſeiner Gänge und Windungen fo genannte Labyrinth und die Schnede bildet, und der mit
Flüſſigkeit gefüllt iſt. Beſonders wichtig iſ die Schne>e, auf deren Windungen fich viele
Tauſende feiner, elaſtiſher Faſern, die Cortiſhen Faſern (nah ihrem Entde>er Marcheſe
Corti ſo genannt), quer ausgeſpannt finden. Auf den untern Windungen der Schnede find
dieſe Faſern größer; nah oben zu werden ſie, wie die Windungen ſelbſt, allmählich kleiner,
ähnlich den Saiten in einem Klavier. Mit jeder dieſer Cortiſchen Faſern hängen feine Nerven-
faſern zuſammen, die fich endlich zu einem Bündel vereinigen und als Gehörnerv aus dem
Gehörorgan in das Gehirn hinübertreten. Die durch den Steigbügel auf das Labyrinthwaſſer
übertragenen Schwingungen de8 Trommelfells und der äußern Luft werden von dem Laby-
rinthwaſſer auh den Cortiſhen Faſern mitgetheilt, jedoch in der Weiſe, daß die fchneller auf-
einanderfolgenden Schwingungen nah den Geſetzen des Mitſchwingens oder der Reſonanz nur
die Fiirzern Faſern in Bewegung verſeten, langſamer fich folgende Schwingungen aber nur die
längern Cortifchen Faſern in Mitſhwingung zu bringen vermögen, und daß folglich auch
immer nım die mit den betreffenden Cortifchen Fafern verbundenen Nervenfafern gereizt wer-
den. Dieſen Nervenreiz nennen wir Ton, und zwar fprechen wir von höhern oder tiefern
Tönen, je nachdem der Neiz von den fürzern oder längern Cortifchen Fafern ausging, aljo
durch ſchnellere oder langſamere Schwingungen erregt wurde. Die Kräftigkeit jeder einzelnen
Schwingung hat dabei nur Einfluß auf die Stärke des Tons, und nur von der größern oder
geringern Zeit, welche zwiſchen zwei aufeinanderfolgenden Schwingungen verſtreicht, hängt die
Tonhöhe ab. Die längſte Cortiſche Faſer, deren Neiz alſo in uns das Gefühl des tiefſten hör-
baren Tons erwe>t, wird dur<h 33 Schwingungen in der Secunde erregt, die kürzeſte und
ſonah dem höchſten hörbaren Tone entſprehende Faſer durh 38000 Schwingungen in der
Secunde. In der Muſik bezeihnet man den erftern Ton als Contra -C oder C,, den letztern
als achtgeftrichenes D oder D®, Die äußern Urſachen der Töne ſind aljo mr die Schwingungen
elaftifcher Körper, und die Betrachtung des Zuſammenhangs dieſer Schwingungen mit den
Dimenſionen der fchroingenden Körper oder mit den treibenden Kräften bildet eigentlich nur
ein Kapitel der Elaftieitätslehre in der Phyſik. Doch hat man eine beſondere Lehre vom Schalle
entwi>elt, veranlaßt durch den allerdings zufälligen Umſtand, daß die meiſten dieſer Shwingun-
gen bequemer direch das Ohr als durch das Auge wahrgenommen werden können.
Im allgemeinen können in Schwingungen verſet werden: geſpannte Saiten, elaſtiſche
Stäbe, Platten (die, wenn ſie gebogen und gewölbt ſind, Gloden genannt werden), endlich vor
allem auh in Hohlräumen befindliche Luftmaſſen (bei den Pfeifen und den Blasinſtrumenten
überhaupt). Die Schwingungen werden bei allen dieſen Gegenſtänden um ſo ſchneller auf-
einanderfolgend, folglich der in Ohre durch ſie erzeugte Ton um ſo höher fein, je kleiner ihre
Dimenſionen ſind und je ſtärker ihre elaftifche Spannung iſ. Eine z. B. doppelt ſo lange
Saite wird demnach in derſelben Zeit nur halb fo viel Schwingungen machen als eine andere
von der einfachen Länge, und eine Saite, welche viermal ſo ſtark geſpannt iſ als eine andere,
wird zweimal fo viel, eine neunmal ſo ſtark geſpannte dreimal ſo viel Schwingungen in der-
felben Zeit machen al3 die mit der einfachen Spannung. Das Berhältnig der Schwingungs-
zahlen zweier Töne nennt man in der A. ihr Intervall, und einzelnen dieſer Intervalle gibt
man beſondere Namen. So iſt z. B. das Verhältniß eines Tons von 400 Schwingungen in
der Secunde zu einem von 800 Schwingungen in derſelben Zeit gleich 400 : 800 oder gleich
1 : 2, und dieſes Intervall wird als Octave bezeichnet. Hat man zwei Töne, von denen der
eine durch 400, der andere durch 500 Schwingungen in der Secunde erzeugt wird, ſo iſt ihr
einfachſtes Verhältniß gleich 4 : 5, und dies Intervall heißt eine Terz, und zwar eine große.