408 Alba (Herzog von)
Zuge gegen Heinrich IT. von Frankreich, um Met, Toul und Verdun wiederzunehmen, Doch
blieben hier die Anſtrengungen A.'s wie des Kaiſers ohne Erfolg. Glücklicher war A. als
Oberbefehlshaber und Vicekönig in Italien gegen die vereinigte päpſtl. und ſranz. Armee, die
er 1555 wiederholt beſiegte. Auch nah der Abdankung Kaiſer Karl's V. (1556) behielt er
den Oberbefehl, eroberte den Kirchenſtaat, der nah dem Abzuge des ſranz. Heeres (1557)
ihm gänzlich preisgegeben war, mußte jedoch auf Philipp's IL, ſeines neuen Herrſchers, Befehl
mit dem Papſte Paul IV. Frieden {ließen und alles Eroberte zurü>geben. Aus Italien ab=
gerufen, erſchien A. 1559 am franz. Hofe, mit dem Spanien im Frieden zu Château = Cam-
brefig fich eben ausgefühnt, und ließ ſi<h Eliſabeth, die Tochter Heinrich's II. (die anfangs für
den Kronprinzen Don Carlos beſtimmt war), für ſeinen König antrauen.
Als ſich die niederl. Provinzen gegen die Gewaltherrſchaft und Inquiſition Spaniens er=
hoben, rieth A. dem Könige, den Aufſtand mit Härte und Gewalt zu unterdrücken. Der König
ging darauf ein und ſendete A. 1567 an die Stelle ſeiner Schweſter Margarethe als Statt=
halter mit unumſchränkter Gewalt und einer kleinen, aber aus Kerntruppen beſtehenden Armee
nah den Niederlanden. Die Reiterei dieſes Corps ſtand unter Befehl von A.'s natürlichem
Sohne Don Fernando de Toledo, Prior des Johanniterordens. Kaum wax A. in Flandern
angelangt, als er ein Ausnahmsgericht, den ſogenannten Blutrath, einſetzte, in welchem er an-
fangs ſelbſt präſidirte, dann aber den blutgierigen Don Juan de Vargas präſidiren ließ." Ohne
Unterſchied wurden von dieſem Tribunal alle verurtheilt, deren Meinungen verdächtig er-
ſchienen oder deren Reichthum zur Habſucht reizte. Gegenwärtigen und Abweſenden, Lebenden
und Todten machte man den Proceß und zog ihre Güter ein. Viele Kaufleute und Fabrikanten
wanderten nah England aus, mehr als Hunderttauſend verließen ihr Vaterland, viele andere
begaben fich unter die Fahnen der geächteten Prinzen Ludwig und Wilhelin von Dranien.
Noch trotiger gemacht durch die Niederlage ſeines Stellvertreters, des Herzogs von Aremberg,
ließ A. die Grafen von Egmond und von Hoorn auf dem Blutgerüſte ſterben. Nachdem er
den Prinzen Ludwig geſchlagen und den Prinzen Wilhelm genöthigt hatte, nah Deutſchland
zurüczugehen, zog er im größten Triumph 22. Dec. 1568 in Brüſſel ein. Vom Papſte als
Vertheidiger des kath. Glaubens mit einem geweihten Hute und Degen beſchenkt, womit früher
nur gekrönte Häupter ausgezeihnet wurden, ſtieg ſein Uebermuth aufs höchſte. Er ließ eine
Bildſäule gießen, ihn darſtellend, wie er zwei Menſchenfiguren, angeblih Sinnbilder des
niederl. Adels und Volks, mit dem Fuße niedertritt, und dieſelbe in Antwerpen aufrichten.
Seine Henker vergoſſen mehr Blut als ſeine Soldaten. Noch widerſtanden nur Holland und
Seeland feinen Waffen. Da ward eine Flotte, die auf feinen Befehl ausgelaufen war, ver-
nichtet, und überall erhob ſi das Volk von neuem. Dies und noch) mehr vielleicht die Furcht,
die Gunſt des Königs und ſeinen Kriegsruhm zu verlieren, bewogen ihn, um feine Zurüid-
berufung zu bitten. Gern gewährte ſie ihm Philipp, der, als er ſah, daß durch dieſe Grauſam-
feiten nur der Widerſtand der Rebellen wuchs, gelindere Mittel verſuchen wollte. A. übergab
die Anführung der Truppen dem edeln Don Luis de Requeſens und verließ 18. Dec. 1573
das Land, in dem er 18000 Menſchen, wie er ſich rühmte, hatte hinrichten laſſen. Durch ihn
war ein Krieg entzündet worden, der 68 Jahre wüthete, Spanien 800 Mill. Thlr. , ſeine
ichönften Truppen und deſſenungeachtet ſieben der reichſten niederl. Provinzen koſtete. A. wurde
mit Auszeichnung in Madrid aufgenommen, genoß aber nicht lange ſein altes Anſehen. Einer
ſeiner Söhne, Don Federigo, hatte eine Ehrendame der Königin unter dem Verſprechen ſie zu
heirathen, verführt, und wurde deswegen verhaftet. A. unterſtützte ſeine Entweihung und ver-
heirathete ihn, gegen den Willen des Königs, an eine ſeiner Verwandten. Deshalb vom Hofe
auf ſein Schloß Uzeda verwieſen, lebte er dort zwei Jahre, bis die Angelegenheiten in Portugal,
auf das Philipp IL. Erbanſprüche machte, den König veranlaßten, von neuem zu ihm ſeine Zu:
flucht zu nehmen. A. führte ein Heer nah Portugal, vertrieb den von den Portugieſen als
Sntel Iohann’s IH. zum Könige erwählten Don Antonio, und eroberte 1581 das ganze Land,
Mit ſeiner gewohnten Raubſucht und Grauſamkeit bemächtigte er ſich der Schäte der Haupt-
ſtadt und erlaubte ſeinen Soldaten, die Vorſtädte und ihre Umgebungen zu plündern. Philipp,
darüber unwillig, wollte das Betragen des Herzogs unterſuchen laſſen; allein das trotzige Be-
nehmen deſſelben und die Furcht vor einer Empörung verhinderten es. A. ſtarb zu Thomar
12. Jan. 1582. Er hatte eine ſtolze Haltung, ein edles Anſehen und einen ſtarken Körper,
der leicht die Mühen des Kriegs und eine angeſtrengte Thätigkeit ertrug. Sein Geſicht war
hager, finſter, aus ſeinem Auge leuchtete Fanatismus. Gegen ſeinesgleihen benahm er fich
ſtolz, gegen Untergebene und Bittende herriſh und hart. Engen Geiſtes, wußte er doch jedes
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