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Albert (Prinz - Gemahl) ' 421
eine treffliche Erziehung und erregte frühzeitig dur ſeine Empfänglichkeit für alles Gute und
Edle die fchönften Hoffnungen. 1836 fam A. auf Befud) bei feiner Tante, der Herzogin von
Kent, zum erſten mal nah England, wo der mit geiſtigen und körperlichen Vorzügen reichaus-
geſtattete Prinz auf ſeine Couſine, die jugendliche Thronfolgerin Victoria, einen tiefen Eindru>
machte. Eine künftige Verbindung beider wurde ſhon damals beſprochen, und als À. nach
dem Continent und zwar zunächſt nach Brüſſel zurückkehrte, erhielt er zur Leitung ſeiner Studien
einen engl. Hofmeiſter. Im Mai 1837 bezog er mit ſeinem Bruder die Univerſität Bonn, wo
er ſich mit Eifer den Staatswiffenfchaften und claſſiſhen Sprachen, der Naturlehre / Philo-
ſophie und Geſchichte widmete und ſeine Mußeſtunden theils mit Muſik, Poeſie und Malerei,
theils mit der Jagd und ritterlichen Uebungen ausfüllte. Während dieſer Zeit veröffentlichten
die Brüder zuin Beſten der Armen ein Bändchen Gedichte, zu welhem A. die Worte und
Zlluſtrationen, Ernſt die muſikaliſche Begleitung lieferte. Eine ital. Reiſe mit längerm Aufent-
halt in Florenz, Rom und Neapel vollendete ſeine Bildung. Bei der Rückkehr ward er im
20. Lebensjahre für mündig erklärt und aus der mütterlichen Erbſchaft mit einem Jahreseinkom-
men von 16000 Thlen. verſehen, welches Vermögen ex nah ſeiner Verlobung mit dex Königin
von England ſeinem Bruder überließ. Im Oct. 1839 erſchien A. von neuem in London, und
23. Nov. kündigte Victoria in einer Sitzung des Staatsraths ihren Entſchluß an, ſi< mit
ihrem Couſin zu vermählen. Am 10. Febr. 1840 fand die Trauung in der königl. Kapelle
zu St.-James ſtatt, nachdem der Bräutigain ſhon vorher den Titel «Königliche Hoheit», die
Feldmarſchallswürde und den Hoſenbandorden erhalten; doch wurde die von der Regierung
für ihn verlangte Apanage von 50000 Pfd. St. jährlich im Parlament auf 30000 herab-
geſetzt. Reich mit Kindern geſegnet, war die Ehe eine überaus glückliche, und an der Seite
ſeiner Gemahlin genoß A. aller Freuden einer gemüthvollen Häuslichkeit. Weniger befriedi-
gend war im Anfang ſeine öffentliche Stellung, indem er mit dem volfsthiimlichen Mistrauen
gegen alles Ausländifche zu kämpfen hatte, das von den ariftofratifchen Parteien genährt wurde
und in der Preſſe einen Wiederhall fand. Nur allmählich gelang es ihm, durch den Adel ſeines
Charalters dieſes Vorurtheil zu überwinden und die Neider zum Schweigen zu bringen. In-
dem er ſich aller unmittelbaren Einmiſchung in die Staatsgeſchäſte enthielt, ecwählte er die
Förderung der Cultur, die Bildung des Volks und die Hebung ſeines geiſtigen und materiellen
Wohlſeins zur Sphäre einer Thätigkeit, die in dieſer Beziehung für England epohemachend
wurde. Auf ſeine Anregung oder unter ſeinem Patronat wurden zahlreiche gemeinnützige An-
ſtalten ins Leben gerufen; dur ihn kam die große Welt-Znduſtrieausſtellung von 1851 zu
Stande, deren Plan er ſchon zwei Jahre vorher in einer vor der Society of Arts gehaltenen
Nede dargelegt hatte. Während er wiſſenſchaſtliche Unternehmungen beförderte und in gelehrten
Vereinen präſidirte, verſhmähte er es nicht, Lumpenſchulen (ragged schools) und Reformatorien
für jugendliche Verbrecher einzuweihen, Muſterwohnungen für die ärmern Klaſſen anzulegen,
Acerbau und Viehzucht durch ſein Beiſpiel in ſeiner Muſterfarm bei Windſor aufzumuntern.
Bor eincr ſo nüßglichen Wirkſamkeit mußte die Misgunſt verſtummen; die Popularität des
Prinzen ſtieg immer höher, und der beſſere Theil der Nation wetteiferte mit der Königin darin,
¡hn mit Ehren und Würden zu überhäufen. 1847 ward ex zum Kanzler der Univerſität
Cambridge, dann zum Großmeiſter der engl. Sreimaurerlogen und zum Meifter von Trinith=
Houſe erwählt, außerdem wurde ev Mitglied des Staatsrathe, Oberwwardein des Herzogthums
Cornwall, Gouverneur und Conſtable von Windſor-Caſtle, Verwalter der königl. Parks, Gene-
raloberſt der Grenadiergarde und der Schligenbrigade und Protector faſt aller Hospitäler und
wohlthätigen Inſtitute des Königreichs. Den Antrag des Herzogs von Wellington, den Ober-
befehl der engl. Armee zu übernehmen, lehnte er jedoh im richtigen Gefühl ſeiner Stellung
ab. Dagegen verlieh ihm die Königin im Juni 1857 den Titel eines «Prince-Conſort», und
für den Fall ihres Ablebens ward er zum Regenten während der Minderjährigkeit des Prinzen
von Wales beſtimmt. Am 25. San. 1858 hatte er die Freude, feine ältefte Tochter mit dem
Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen vermählt zu ſchen, und in Geſellſchaft der Königin,
die er ſchon früher auf ihren Zuſammenkünſten mit den Königen der Franzoſen und der Belgier,
bei König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen und dem Kaiſer Napoleon begleitet hatte, unter-
nahm er von nun an mehrfache Ausflüge nach ſeinem deutſchen Vaterlande. Mit den Vor-
beveitungen zu einer zweiten großen Kunſt- und Induſtrieausſtellung beſchäftigt, erkrankte er
in den lezten Tagen des Nov. 1861 zu Windſor an einem anſcheinend leichten Uebel, das ſi
raſh verſchlimmerte und am 14, Dec, ſeinen Tod herbeiführte. Ganz England trauerte um
den ſo frühzeitig Hingeſchiedenen, deſſen Verluſt man als ein nationales Ungliek empfand; der