Full text: A bis Arad (Band 1)

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40 Abd-ul- Latif Abd-ul-Medſchid 
einem orient. Namen an, begab ſich auf die Pilgerfahrt nah Mekka, wodurch er den Ehren- 
titel Hadſchi erhielt, und durchzog den größten Theil von Arabien, bis er, krank und erſchöpft, 
auf der Inſel Bourbon landete. Von da beſuchte er 1846 Perſien, wo er, als Jntriguant 
verdächtigt, in das Gefängniß geworfen wurde, aus dem er ſih nur dur Beſtehung befreite. 
1847 kehrte A. nah Frankreich zurü>, Doch ſein unternehmender Geiſt fand hier nicht lange 
Ruhe. Schon 1849 brach er wiederum auf, um im Auftrage der franz. Regierung das nördl. 
Afrika zu durchwandern und womöglich bis Timbuktu vorzudringen. Ueber die Ergebniſſe 
dieſer lezten Miſſion berichtete er nah ſeiner Nückkehr in einem «Mémoire à Napoléon III» 
(Par. 1853), während ex ſeine ſrühern Wanderungen und Abenteuer in «Médine et la Mekke» 
(3 Bde., Par. 1855) ſchilderte. 
Abd-ul-Latiîf, ein berühmter, vielſeitig gebildeter arab. Gelehrter, geb. 1162 zu Bagdad, 
begab ſih nad) einem ſorgfältigen Unterricht in den verſchiedenen Zweigen mohammed. Wiſ= 
ſens nah Damaskus, wo Sultan Saladin die berühmteſten Gelehrten ſeiner Zeit um fich 
verſammelte, Vom Sultan unterſtüzt, ging er nah Kairo, wo er die Bekanntſchaft des 
berühmten jüd. Gelehrten Maimonides machte und fich, wie fpäter wieder in Damaskus, 
Jeruſalem und Aleppo, vorzugsweiſe dem Studium der Medicin widmete, Obſchon im 
70. Lebensjahre ſtehend, entſhloß ſih U, noch zur Wallfahrt nah Mekka, Er nahm den Weg 
über Bagdad, um dem Khalifen Moftanfer-Billah einige ſeiner Werke zu überreichen, wurde 
aber hier am 8. Nov. 1231 vom Tode überraſcht. A. war ein ſehr fruchtbarer Schriftſteller 
in mehrern Gebieten des Wiſſens, der Grammatik, Rhetorik, Theologie, Jurisprudenz, be- 
ſonders aber der Medicin, Mehr als die Hälfte der 136 Schriften, welche fein Biograph 
Ibn-Abu-ODſeiba von ihm aufzählt, ſind der Medicin gewidmet, Sein bekannteſtes und wich= 
tigſtes Werk iſt eine Beſchreibung von Aegypten, in welchem ex fich als ein ſehr unterrichteter, 
wahrheitliebender und ſorgfältiger Beobachter zeigt, das aber nur ein Auszug aus einem 
größern Werke iſt. Die Schrift wurde von dem Engländer White («Abdollatiphi historiae 
Aegypti compendium», Drf. 1800) arabifch und Iateinifch herausgegeben und hat durch) 
Silveſtre de Sacy eine mufterhafte Bearbeitung («Relation de l'Égypte», Par. 1810) er- 
halten. Der Abſchnitt aus Ibn-Abu-Oſeiba's « Geſchichte der Aerzte», welcher über A. be- 
richtet, wurde von Monsley (Oxf. 1808) herausgegeben. 
Abd-ul-Medſhhid, der 31. Sultan (Padiſchah) der Osmanen, der 28. ſeit der Erobe- 
rung von Konſtantinopel, älteſter Sohn Mahmud's IL, dem er 1. Juli 1839 in der Regierung 
folgte, wurde 23. April 1823 geboren und erhielt die gewöhnliche, dem Leben und der Wiſſen- 
haſt abgewandte Erziehung der türk, Prinzen. Während ſeiner erſten Jugend bebte das türk. 
Keich unansgefeßt unter äußern und innern Kataſtrophen. Als der kaum dem Knabenalter 
entwachſene A. die Regierung antrat, war ſoeben das türk. Heer in der Schlacht von Niſib 
(24. Juni 1839) von der ägypt. Armee geſchlagen und zerſtreut worden, und Jbrahim-Paſcha 
bedrohte Konſtantinopel, Die Intervention der Mächte rettete die Integrität des Osmaniſchen 
Reichs. Durch denſelben Einfluß, insbeſondere geleitet von ſeiner Mutter, der Sultanin Va- 
Tide, einer Eugen und energifchen Frau (geſt. 1853), und dem in Frankreich gebildeten Reſchid- 
Paſcha, griff der junge und leitſame Sultan das Reformwerk des Vaters wieder auf und 
erließ den berühmten Hatti=Scherif von Gülhane (3. Nov. 1839), der allen Nationalitäten 
und Culten des Reichs bürgerliche Freiheit und Gleichheit und wichtige Reformen verſprach. 
Die wirkliche Durchführung dieſer Verbeſſerungen, welche die Türkei auf den Weg eines europ. 
Culturſtaats gebracht haben würde, ſcheiterte jedoch an der Starrköpfigkeit der Türken und der 
Barbarei der entferntern Provinzen. Außerdem litt das Keich unausgefeßt an äußern und 
innern Verwi>elungen, welche die Kraft der Regierung vollends lähmten. Den ägypt. Wirren 
folgten Unruhen im Libanon, eine der Pforte gefährliche Bewegung in der Walachei, die 
Schilderhebung in Albanien, die Rebellion in Kurdiſtan. Seit 1847 begannen die Berwides 
Yungen mit Montenegro, denen bald Unruhen in Bosnien folgten. Gegen Ende 1850 forder- 
ten Defterreich und Rußland die Auslieferung der ungar. und poln. Flüchtlinge, die in der 
Türkei ein Aſyl gefunden hatten. Sultan A., durch die Ankunft einer engl. Flotte im Bos-= 
porus unterſtützt, verweigerte mit Feſtigkeit eine ſolche Verleßung des Gaſtrehts, obwol man 
ihn mit Krieg bedrohte. Dieſe großherzige Haltung hob ſein Anſehen dur<h ganz Europa, und 
er befand fich damals auf dem Höhepunkte ſeines Herrſcherthums, Freilich bewies aber auh 
ſchon ſein kränkliches Geſicht und ſeine hinfällige Haltung, daß die Genüſſe des Harems ſeine 
Entwidelung zuridgehalten und eine energiſche Regierungsthätigkeit von ihm nicht mehr zu 
erwarten ſei. Als im Herbſt 1852 Omer - Paſcha Montenegro erobern wollte, intervenirte 
   
    
   
   
    
  
  
  
    
    
     
   
   
    
    
    
     
      
    
   
    
  
     
   
  
  
  
  
  
  
  
    
   
    
    
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