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Algerien (Colonie) 497
Größe. Während manche nur dem bewaffneten Auge ſichtbar, und dem Schimmel oder Noſte
gleichen, ſind andere ſpannenlang, andere klafterlang; ja die in den Meeren Südamerikas
herumtreibenden Riementange (Laminariae) meſſen über 100 F. Dabei haben ſie ſelten die
Die eines Fingers oder die Breite einer Hand. Sie ſitzen theils feſt auf dem Boden der
Gewäſſer, theils bede>en ſie die Felſen und Steine in denſelben; oft reißen ſie ſih aber los
und treiben ſchwimmend und wögend unter und auf dem Spiegel des Waſſers. Ihrer Sub-
ftanz nad) beftehen fie wefentlich aus Pflanzenfchleim, der ſich durch Kochen im Waſſer diéſem
mittheilt. Häuſig erſcheint derſelbe in den A. in verhärteter Geſtalt haut=, hornartig oder knor-
pelig, nie aber wirkli holzig. Keine Art iſt giftig, ſehr viele ſind jodhaltig. Die A. entbehren
der Gefäße und beſtehen nur aus meiſt unregelmäßigen ſhlau< - oder blaſenförmigen Zellen.
Den Samen (die Sporen) tragen ſie meift entweder in den Schläuchen ſelbſt oder in beſondern
blaſenförmigen Anſhwellungen. Die rein mikroſkopiſchen Diatomen, welche, weil fie ſich ſelb-
ſtändig im Waſſer bewegen, den Infufionsthierchen ähneln und deshalb vor einigen noh dem
Thierreich zugewieſen werden, vermehren ſih durch Zertheilung. Bei den durd) Sporen fich
rortpflangenden X. fommen häufig zweierlei Kormen von Sporen vor, ruhende und fich be-
wegende (Jogenannte Schwinmmfporen). Die Farbe der A. iſt nicht immer grün, häufig gelb
und braum, bisweilen purpurfarbig oder violett; einige gewähren unter dem Mikroſkop einen
ſehr ſchönen Anbli> (z. B. VIya crispa). Die Aſche mehrerer Arten aus der Gattung der
Tange (FPucus), welche in ungeheuern verwirrten Maſſen die Wellen an die Ufer treiben, und
die hier aufgeſammelt und verbrannt werden, kommt unter dem Namen Kelp (oder Barec,
Barille) in den Handel und ift fehr reich an Zodnatrium. Auf den Orfneyinfeln, dem Cap
und in der Normandie wird ein jodreicher Selp bereitet, Mehrere andere Arten werden zum
Dünger benugt. Der irifche Seeperlentang (Sphaerococeus erispus), welcher auch unter den
Namen Carragheenmoos in den Apotheken verkauft wird, dient den armen Küſtenbewohnern
Irlands zur Nahrung; andere Arten werden in Chile und Peru als Gemüſe verſpeiſt. Auch
die eßbaren Schwalbenneſter in Oſtindien beſtehen aus Arten des Sphärococcus. Die Confer-
vine Helminthochorton, oder Wurmmoos8, welche ſich. häufig im Mittelmeer um Corſica
findet, wird wider die Würmer angewendet, Die Gattung Sargassum oder der ſhwimmende
Beerentang, welcher in Geſtalt wurzelloſer Stücke auf dem Atlantiſchen Ocean und allen großen
Meeren herumtreibt , bildet zwiſchen Weſtindien und den Canariſchen Inſeln das fogenannte
Sargaſſomeer. Durch die gegen den Mexicaniſchen Meerbuſen gehende Strömung wird
dieſer Tang hier in ſolcher Menge zuſammengetrieben, daß er meilenweite Streden gleich Wie-
jen bededt. &8 iſt das die große Sargaſſobank von Corvo und Flores, welche ſich in fiidnördt.
Nichtung über 45 Breitengrade ausdehnt, Die Seefahrer des 15. Jahrh. fabelten davon, daß
dadurch die Schiffe aufgehalten würden und man ſich den Weg durch daſſelbe mit dem Beile
bahnen müſſe; doh hon Columbus hat dieſe Uebertreibungen widerlegt. Vgl. Küßing, «Phyco-
logia generalis» (%93.1843), «Species Algarum» (pz. 1849) md «Tabulae phycologicae»
(Bd, 1—13, Nordh. 1845 — 63).
Algerien (franz. Algérie) oder Algier heißt die franz. Colonie in Nordafrika, welche
ſich längs der Küſte des Mittelmeeres zwiſchen Tunis in O. und Marokko in W. 136 M. weit
hinzieht, nah S. zu ohne beſtimmte Grenzlinie bis weit in die Sahara hineinreicht und etwa
den mittlern Theil des nordafrik. Atlaslandes umfaßt. Das Colonialgebiet erſtre>t ſich von
32— 37° nördl. Br. und von 16— 26° öſtl. L, und begreift ein Areal von 60 Mill. Hektaren
oder 10950 Q.-M. Die Küſte, im ganzen wenig entwidelt, zeigt hohe, felſige Ufer, die nur
ſelten mit flachen Strichen abwechſeln, ſpringt vielfah in ſteilen Vorgebirgen vor und bildet
zahlreiche Buchten, bietet aber dennoch den Schiffen nur wenig Schuß. Hinter derſelben erhebt
ſih das Land zu einem 1500— 2500 $. hohen Plateau, das theils mit Gebirgen beſet iſt,
theils in Ebenen offen liegt- und fi in ©. zur Sahara hinabſenkt. Man unterſcheidet in
Bezug auf Bodengeſtaltung drei Zonen. Am Nordrande längs der Küſte zieht ſi<h die Zone
des Tell oder des Kleinen Atlas hin, ein gebirgiger Landſtrich mit fruhtbaren Thälern, Ge-
wäſſern und tiefen Schluchten zwiſchen den Bergmaſſen, unter denen als die höchſten der
Dſcherdſchera im SO, von Algier mit 6550, der Afrun im SW. von Bougie mit 5850, der
Wenſeris im S. von Orléansville mit 5544, der Babur im SO. von Bougie mit 5820 F.
aufſteigen. Zwiſchen dieſen Berghaufen breiten ſih die Ebenen von Algier (die ganz diluvia-
liſche Metidſcha), von Oran, von Tlelad, von Cirat, von Eghris (im S. von Maskara)
und das weite Thal des Schelif aus. Südlich dieſer gebirgigen, auf 14 Mill. Hektaren ge-
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Converſations - Lexikon, Elfte Auflage. I.