Full text: A bis Arad (Band 1)

       
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Algerien (Colonie) 501 
einem Interpreten und bilden die oberſte Behörde für die Eingeborenen, welche unter ihren 
eigenen Häuptlingen (Kaids, Aghas und Baſchaghas) ſtehen. ML 1191 j 31 
Die Finanzverhältniffe der Colonie find nicht günſtig. Die Einkünfte reichten bisher 
nicht zur Dedung der Berwaltungsfoften aus. 1857 betrug die Geſammtſumme der Einkünſte, 
mit Einſchluß der für einzelne Provinzen und Gemeinden erhobenen Auflagen, 27,542000 Frs, 
wovon die directen Steuern (meiſt Abgaben von Bergwerken u. |. w.) 604967, die indirecten 
Auflagen 1,123284, die Contributionen der Eingeborenen 6,748131, die Domänen 1,1290083, 
die Zölle für die vom Meere herfommenden Waaren 2,439971, für die zu Lande eingeführten 
238413 Frs, beitrugen. Für 1864 wurden im franz. Budget die Erträge und Einkünſte aus 
A. mit 18,800000 Frs. angegeben; für die Ausgaben 14,243533 Frs. angeſeßt. Doch find bei 
letern die beſonders bedeutenden Ausgaben fiir das Militär und die Marine nicht mit inbegrif- 
fen. Für das Unterrichtsweſen iſt noh wenig geſorgt. Die Colonie bildet einen Akademie- 
bezirk, deſſen Nector in der Hauptſtadt Algier wohnt. Außer Curſen für das Arabiſche beſtehen 
von höhern Bildungsanftalten nur eine Vorbereitungsſchule für Aerzte, vier Colleges und ein 
Lyceum. Zu Konſtantine und Algier haben ſih Geſellſchaften für Alterthumskunde gebildet. 
Die Katholiken ſtehen unter inem Biſchof, die Proteſtanten unter einem Conſiſtorium zu Algier. 
Das Juſtizweſen iſt, ſoweit nicht das einheimiſche Recht und deſſen Formen gelten, nach ſranz. 
Weiſe eingerichtet. Ein kaiſerl. Decret vom 19. Aug. 1854 {huf Aſſiſenhöfe in ſechs Haupt- 
orten. Die civil- und handelsrechtlichen Streitſachen zwiſhen Mohammedanern unter ſich ent-= 
ſcheiden moslem. Gerichte, die dur<h Decret vom 1. Oct. 1854 ins Leben gerufen wurden. 
Geſchichte. In den älteſten Zeiten finden ſih in dem öſtl. Gebiete der heutigen Colonie 
A, die Numidier, die Vorfahren der jetzigen Kabylen, in dem weſtlihen die Mauren. Nach 
der Eroberung Karthagos durch die Römer (146 dv. Chr.) wurden auch diefe Gebiete in den 
Bereich der röm. Weltherrſchaft gezogen. Der öftl. Theil des heutigen A., zwiſchen den Flüſ-= 
fen Rummel und Zaine (damals Ampfaga und Tusca) bildete erſt einen Theil der röm. Pro- 
vinz Afrifa, ſpäter jedoch, von Konſtantin d. Gr. an, die eigene Provinz Numidia. Der weſtl. 
Theil dagegen bildete die Provinz Mauritania Cäſarienſis, ſpäter die beiden Provinzen 
Mauritania Cäfarienſis und Mauritania Sitifenſis. Wie ganz Nordafrika, befand fic) auch 
A. zur Zeit der Römer in großer Blüte; eine Menge Städte, befonders röm. Colonien, er- 
hoben fich dafelbft. Das Land war trefflich angebaut und eine der fruchtbarften Provinzen 
des röm. Reichs. Allein der Einbruch, der Bandalen (f. d.) und ſpäter der Araber ſtürzten 
das Land im Laufe von drittehalb Jahrhunderten wieder in den Zuftand der Barbarei zurüd. 
Zwar erhob fi, nachdem die eingewanderten Araber ihre Herrfchaft befeftigt hatten, das 
Land von neuem, doch bei weitem niht zu der frühern Blüte, Um 935 wurde von dem 
arab. Fürſten Zeiri die Stadt Al-Dſcheſair, das heutige Algier, erbaut. Die Nachkommen 
Zeiri's herrſchten über A. bis 1148, nah ihnen die Almohaden bis 1269; dann zerfiel es 
in mehrere keine Gebiete. In Tlemſen- bildete ſich ein eigenes Königreich unter den Zija- 
niden, und die Städte Algier, Oran, Bougie, Tenes erhoben ſih zu unabhängigen Staaten, 
die jedoh in der Folge dem Königreiche Tlemſen zinspflichtig wurden. Die aus Spanien 
1492 vertriebenen Mauren und Juden ließen ſih auh in A. nieder und nahmen durch See= 
räuberei Rache an ihren Verfolgern. Ferdinand der Katholiſche griff ſie deshalb an, eroberte 
1506 Dran und Bougie und 1509 die Stadt Algier felbft. Als die Spanier von hier aus 
ſelbſt den Emir der Metidſcha, Selim-Eutemi, ernſtlich bedrohten, lud dieſer den griech. Re- 
negaten Horuk (richtiger Harudj) Barbaroſſa, der ſich als türk. Piratenhäuptling ſchon einen 
Namen gemacht, ein, ihn von der Macht der Spanier zu befreien. Hiermit begründete fich die 
türk. Herrſchaft über A., das von nun an immer tiefer ſank. Horuk erſchien 1516, wandte 
ſich aber verrätheriſcherweiſe mit ſeinem Korſarenhaufen bald gegen Selim-Eutemi ſelbſt, er- 
mordete dieſen mit eigener Hand und machte ſich dann zum Sultan von A. Hierauf {lug er 
die Sultane von Tenes und Tlemſen und bemächtigte ſih ihrer Gebiete. Unter diefen Um- 
ſtänden brah 1517 ein fpan. Heer unter dem Marquis Gomarez von Oran (damals eine 
ſpan. Beſitzung) auf, {lug Horuk in mehrern Gefechten, {{<loß ihn in Tlemſen eng ein, und 
als ex von hier zu entfliehen verſuchte, ward er von den Spaniern eingeholt und 1518 ent- 
hauptet. Die in A. zurüc{gebliebenen türk. Korſaren riefen nun Horuk’s Bruder, Khair-ed-= 
din Barbaroſſa, zum Sultan aus. Dieſer, für ſich nicht ſtark genug, um den Spaniern zu 
widerſtehen, ſtellte 1520 ſein Reich unter die Oberherrſchaft des Sultans Selim, der ihn zum 
Paſcha ernannte und bedeutende Verſtärkung Ihidte, mit deren Hülfe er die Spanier wieder 
aus dem Lande vertrieb, | Khair-ed-din war es vorzüglich, der dur< Tapferkeit, Lift, Grau- 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
    
  
    
  
    
   
   
  
    
 
	        
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