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criminal law» (Edinb. 1833), welhe zu Handbüchern für die ſchott. Barre geworden ſind,
einen geahteten Namen, war von 1822 bis zur Auflöſung des Miniſteriums Wellington 1830
ſtellvertretender Kronanwalt (Advocate Depute) beim höchſten Gerihtshof in Edinburgh und
wurde 1834 Sheriff von Lanarkſhire. Durch die «History of Europe from the commen-
cement of the French Revolution to the Restoration of the Bourbons», mit der er nun
auftrat (zuerſt Edinb. 1833—42, 10-Bde.; 10. Aufl, 14 Bde., Edind. und Lond. 1861),
begründete er ſeinen Ruf im Auslande. Das Werk wurde, troy ſeines großen Umfangs und der
vielfahen Nachdrücke in Paris, Brüſſel und beſonders in Amerika, in einer ungeheuern Anzahl
von Exemplaren abgeſetzt, und nicht nur ins Franzöſiſche und Deutſche (von Meyer, 6 Bde.,
Lpz. 1842— 46), ſondern ſelbſt in das Hindoſtani und Arabiſche (Malta 1845) übertragen.
Mit bewundernswürdiger Emſigkeit und Umſicht ſucht A. die kleinſten, mit der gewaltigen
Begebenheit, die ſein Thema bildet, zuſammenhängenden Umſtände zuſammen und führt fie
den Augen ſeiner Leſer vor, ohne die Darſtellung zu überladen. Allein die Vorzüge des Fleißes,
einer lebhaften, wenn auh häuſig incorrecten Sprache und glüclichen Analyſe der Thatſachen
treten in den Hintergrund, weil der Verfaſſer ſein Urtheil der Parteiſucht aufopfert. Ein
ſtrenger und conſequenter Tory, verehrt er die ariſtokratiſhe Conſtitution Englands, wie ſie vor
Erlaß der Reformacte geweſen, als unerreichtes Ideal und betrachtet die theilweiſe Modifiz
cirung dieſer Conſtitution dur die Parlamentsreform als eine verderbliche Frucht des revolu-
tionären Geiſtes. Von denſelben Grundſätzen ausgehend, begleitete er in «Blackwood’s Ma-
gazine» alle hervorragenden Erſcheinungen und Momente der Tagesgeſchichte ſowie die gewich-
tigſten nationalökonomiſhen Fragen der Zeit. Geſammelt iſt eine Auswahl dieſer Arbeiten
unter dem Titel: «Essays» (3 Bde., Edinb. 1850) erſchienen. Außerdem verfaßte A. die
«Principles of population» (1841), in denen er die Malthus’sche Theorie befämpft; «Eingland
in 1815 and 1845, or a sufficient and contracted currency» (Edinb. 1845), wovon 4 Aufl.
vergriffen wurden; «The life of the Duke of Marlborough» (Edinb. 1847; 3. Aufl. 1855).
Die «History of Europe from the fall of Napoleon to the accession of Louis Napoleon »
(1.—6.3d., Edind. 1852 — 57), die als Fortfegung feines-Hauptwerfs dienen jollte, iſt
eine in jeder Beziehung fehwächere Compilation, in welcher er andere Schriftſteller mit einer
Freiheit benutt, die ihm ſogar den Vorwurf des Plagiats zugezogen hat." In den «Lives of
Lord Castlereagh and Sir Charles Stewart» (3 Bde., Edinb. und Lond. 1862) macht ſich
neben ſeinem ſtereotypen Conſervatismus eine widrige Lobhudelei der ihm engbefreundeten Fa-
milie Londonderry bemerkbar. Unter dem Miniſterium Derby erhielt A. 1852 die Würde eines
Baronet und 1853 von der Univerſität Oxford den Ehrengrad eines Doctors der Rechte. Sein
Sohn, Charles A,, hat ſich dem diplomatiſchen Fache gewidmet, war unter Lord Stratford
de Redcliffe Legationsſecretär in Konſtantinopel und wurde 1860 außerordentlicher Geſandter
und bevollmächtigter Miniſter am perſ. Hofe. — A, (William Pulteney), Bruder Sir Archi-
bald’s, war Arzt in Edinburgh undProfeſſor der praktiſhen Medicin an der dortigen Univerſität.
Wie ſein Bruder höchſt conſervativ, genoß er doh wegen ſeiner hingebenden Sorge um alle
Intereſſen der Leidenden und Armen auch bei der Gegenpartei Achtung. Durch dieſe Richtung
ward er ebenfalls auf nationalökonomiſche Fragen hingeleitet. So bekämpfte er mit ſeinem
Bruder das beſtehende Geldſyſtem, die Geſetzgebung über das Armenweſen, und empfahl in
der «Dissertation on the reclamation of waste lands and their cultivation by croft-
husbandry » (Edinb. 1850) die Bewirthichaftung kleiner Güter, die Spatencultur und die
Coloniſation der jetzt wüſten Landſtre>en mit Armen, Sträflingen u. dgl. Von ſeinen medic.
Schriften verdienen «Outlines of physiology» (3. Aufl., Edinb. 1839) und «Outlines of pa-
thology and practice of medieine (Edinb. 1848) Erwähnung. Kränflichkeitshalber legte er
1855 ſein Lehramt nieder und ſtarb im Sept. 1859.
Alizärin (von Alizzari, dem Handelsnamen des levantiſchen Krapps) heißt ein eigenthiim-
licher vegetabiliſcher Farbſtoff, welcher theils ſhon in der rohen Krappwurzel vorhanden iſt,
vorzüglich aber durch Einwirkung von Salzſäure oder Alkalien fowie durch Gährung aus
einem andern Farbſtoffe des Krapps (der Ruberythrinſäure) ſich bildet. — Alizarintinte hat
Leonhardt in Dresden eine von ihm (nah anderer Angabe von Stephens in London) erfundene
Schreibtinte genannt, die von dunkelblaugrüner Farbe iſt, aber in der eingetro>neten Schrift
eine fchöne Schwärze annimmt, fehr gut, manchmal nur zu leicht, aus der Feder fließt und
die Stahlfedern nicht angreift, jedoch) den Fehler hat, daß das mit ihr Geſchriebene durch feuch-
tes Abwiſchen leiht weggenommen werden kann. Leonhardi's Vorſchrift zur Bereitung dieſer
Tinte ift folgende: 210 Theile aleppiſche Galläpfel und 15 Theile holländ, Krapp werden mit