Full text: A bis Arad (Band 1)

   
518 Alfalimeter Alkarfin 
weniger großer Menge in den Gewäſſern und Quellen, beſonders den Heilquellen, aufgelöſt. 
Außer dieſen, der mineraliſchen, unorganiſchen Natur angehörigen eigentlichen Alkalien und 
alkaliſchen Erden gibt es noch eine große Anzahl von Stoffen, welche ganz dieſelben Reactio= 
nen auf Pflanzenfarben und daſſelbe Verhalten gegen Säuren zeigen, aber keine Metalloxyde 
ſind, ſondern eine viel complicirtere Zuſammenſetzung zeigen. Man findet ſie theils fertig ge- 
bildet in Pflanzen und Thieren, theils ſtellt man ſie künſtlich dar und nennt ſie organiſche 
Baſen oder Alkaloïde. Weſentlich ſcheint ihre alkaliniſhe Natur durh die Anweſenheit des 
Stickſtoffs in ihnen bedingt zu ſein, wie ja au<h im Ammoniak, welches gewiſſermaßen einen 
Uebergang von den Alkalien zu den Alkaloïden bildet, der Stickſtoff einen weſentlichen Beſtand- 
theil ausmacht. Beſonders erinnern ſtark an das Ammoniak und die Art und Weiſe ſeiner 
Zufammenfegung die fogenannten Amine, wie das Methylamin, Aethylamin u. ſt. w., ferner 
das Anilin (f. d.) mit den ihm homolog zuſammengeſeßten Verbindungen, auch der Harnſtoff 
oder das Carbamid. Weniger ſicher läßt fich noch) bisjetst der Zuſammeuhang mit der Con- 
ſtitution des Ammoniaks bei den eigentlichen oder Pflanzenalkaloïden nachweiſen. Es 
find dies aus verſchiedenen Pflanzen gewonnene, in Waſſer, Alkohol oder Aether auflösliche, 
Ecyftallifirbare Stoffe, die alkaliſh reagiren und in der Negel äußerſt giftig ſind, ſo daß ſie in 
den Giftpflanzen immer den als Giſt wirkſamen Beſtandtheil bilden. Zuweilen findet man in 
iner Pflanze mehrere Alkaloîde, wie in dem Mohn das Morphin, Codeïn, Thebaïn, Papaverin, 
karcotin, Narcein ır, f. w., in der Chinarinde das Chinin, Chinidin und Cinchonin, in dem 
Tabad das Nicotin und Nicotianin, in dem Krähenaugenbaum das Strychnin, Brucin und 
gaſurin. Ferner findet man im Stechapfel und der Tollkirſche (Belladonna) das Atropin, in 
m Bilſenkraut das Hyoscyamin, im Sturmhut das Aconitin, in dem Kaffee und Thee das 
Saffetn, auch Thein genannt. Auch das Curarin, das fi aus dem Pfeilgifte (Curare) der 
Wilden ausziehen läßt, gehört hierher. Viele Alkaloïde ſind ſehr wirkſame Arzneimittel, ſo die 
des Mohns (Morphin u. \. w.) wegen ihrer narkotiſirenden Eigenſchaft, das Chinin wegen 
ſeiner Wirkſamkeit gegen Fieber. Vergiftungen durch Alfaloïde können in der Regel ebenſo 
leicht entdedt werden, wie die durch Arfenif oder andere unorganifche Gifte, denn die meiften 
Alkaloïde zerſeßzen ſih nicht oder nur ſehr langſam in Berührung mit faulenden organiſchen 
Körpern, daher man fie in den Leichen auh lange nah dem Tode nachzuweiſen vermag. 
Alkalimeter, Die im Handel vorkommende Pottaſche (\. d.) und Soda (f. d.) beſtehen 
weſentlich, erſtere aus kohlenſaurem Kali, letztere ans kohlenſaurem Natron, enthalten aber 
daneben noch mehr oder weniger andere Salze oder ſonſtige Verunreinigungen. Ihre Wirk- 
ſamkeit als technifches Material, und folglich auch ihr Kaufwerth, richtet ſi allein nach der 
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Menge jener Hauptfubftanzen, welche darin enthalten iſt, und es muß demnach ein leichtes 
Mittel, den wirklichen procentiſhen Gehalt an kohlenſaurem oder auch an kohlenſäurefrei be- 
re<netem (äßendem) Alkali (beziehungsweiſe Kali oder Natron) zu erforſchen, von großer Wich- 
tigkeit ſein. Dieſes iſt die Aufgabe der Alkalimetrie, und die kleinen, einfachen Geräth- 
ſchaften, welche man dazu anwendet, bilden das A. Die gewöhnlichſte Methode beſteht darin, 
eine genau abgewogene kleine Probe von Pottaſche oder Soda in Waſſer aufzulöſen, mit ver- 
düinnter Schwefelſäure von feſtſtehender Stärke zu verſetzen, bis alle Kohlenſäure ausgetrieben, 
die Flüſſigkeit in den Zuſtand der Neutralität gebracht iſt, und aus der hierzu erforderlich ges 
weſenen Menge Schwefelſäure einen Schluß auf die vorhandene Menge von fohlenfaurem 
Kali oder Natron zu machen. Es iſt klar, daß durh Umkehrung des Verfahrens, nämlich An- 
wendung einer conſtanten Menge waſſerhaltiger Schwefelſäure oder einer andern Säure von 
nicht bekannter Stärke und Neutraliſirung derſelben durch ein reines kohlenſaures oder äßen- 
des Alkali, der Gehalt einer ſolhen Säure an wirklicher (waſſerfreier) Säure ausgemittelt 
werden kann; dies iſ die Acidimetrie, von welcher die Prüfung des Eſſigs ein Beiſpiel dar- 
bietet. (S. Acetometer.) a 
Alkarfin heißt ein Gemiſch mehrerer äußerſt giftiger Verbindungen des Arſen (metalliſchen 
Arſeniks) mit Kohlenſtoff, Waſſerſtoff und Sauerſtoff. Schon im vorigen Jahrhundert ents 
de>te es der Apotheker Cadet zu Paris, und lange Zeit war es unter dem Namen «Cadet $ 
rauchende Flüſſigkeit» bekannt. Noch jetzt wendet man dieſelbe Methode an, um es zu gewtn- 
nen, nämlich die tro>ene Deſtillation von eſſigſaurem Kali mit arſeniger Säure. Neuere, mit 
großer Gefahr für die Geſundheit verbundene, beſonders von Bunſen ausgeführte Unter- 
ſuchungen haben gezeigt, daß das A. ein Gemenge von zwei Arſenverbindungen, dem Kakodyl 
und Kakodyloryd, iſt. Das erſtere iſt eine klare Flüſſigkeit von widerwärtigem, arfenikali- 
hem Geruch; ſeine Dämpfe wirken äußerſt giftig. Es ſiedet bei 170° C. An der Luft raucht 
   
    
  
   
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
   
  
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
	        
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