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bad) in die Nordfee mitndet. Der Drt ift gut gebaut, hat einen geräumigen Marttplag, ein großes
Stadthaus mit Säulenhallen und einem Thurme, 10 Kirchen und zählt 5670 €., welche Handel
mit A>erbau= und Juduſtrieerzeugniſſen treiben. Außer den Ruinen einer 1147 gegründeten
Abtei (Alnwi>-Abbey) am nördl. Ufer des Aln, befist die Stadt als große gefchichtliche Denk-
würdigkeit das Stammſchloß der Grafen und Herzoge von Northumberland, Alnwi>=Caftle.
Die Burg, urſprüngli wol eine röm. Station, feit 1310 der ftolge Sit der Percy, wird
geſchihtlih ſhon 1093 erwähnt, wo Malcolm II. von Schottland, im Kriege mit Wilhelm IT.
von England, beim Sturm auf die Feſte nebft feinem ülteften Sohne erfchlagen ward. 1174
verlor vor A. König Wilhelm IT. von Schottland Schlacht und Freiheit im Kampfe gegen
Heinrich II. von England. In der gegenwärtigen Geſtalt bede>t die Burg ſammt Neben-=
gebäuden, Gärten und Park eine Fläche von 7 Acres, hat 16 Thürme und trägt auf ihren
Mauern eine Schar in Stein gehauener Krieger zu Fuß und zu Pferd, mit Axt und Bogen,
eine ſinnbildlihe Mahnung an die Heldenzeit der ſchott. Grenzkämpfe. Ein Aufwand von
mehr als 1 Mill. Thlen. hat die unwohnliche Burg:in eins der ſtattlichſten und comfortabel-
ſten Schlöſſer umgeſchaffen. Beſonders intereſſant iſt die Kapelle in goth. Stile, mit Nach-
bildungen des Schönſten, was die Kathedralen Englands, namentlich die in York, aufweiſen.
Der früher in A. übliche, von Jakob I. angeordnete Gebrauch, daß, wer das dortige Biürger-
ret erlangen wollte, eine beſtimmte Anzahl Schritte in einem Waſſer gehen mußte, in welchem
Jakob beinahe ertrunken wäre, iſt aufgehoben. Auf einer Anhöhe in der Nähe von A. ſteht eine
dem Hauſe Northumberland in der Perſon des letztverſtorbenen Herzogs von ſeinen Pächtern
errichtete Ehrenſäule, und unweit davon liegen in reizender Umgebung die Trümmer der 1242
gegründeten Abtei Hulne oder Holne.
Aloë, artenreihe Gattung perennirender und holzige Stämme bildender Gewächſe der
wärmern Zone, aus der Abtheilung der Monokotyledonen und aus der Familie der Aspho-
defeen, mit fleifchig=faftigen, zweireihig oder ſpiralig geſtellten, oft dornig gezähnten Blättern
und blatiloſen Vlütenſtengeln, welche dichte Trauben walzenfürmiger, fchöngefärbter, ſe<hs-
theiliger Blüten mit ſehs Staubgefäßen tragen. Die Arten dieſer Gattung, theils ſtammlofſe,
nur wenige Zoll lange Blütenftengel treibende Gewächfe, theils fattliche Pflanzen mit 1—30 F.
hohen Holzftämmen von palmenartigen Anſehen, ſind vorzüglich in Oſt- und Weſtindien und
am Vorgebirge der guten Hoffnung zu Hauſez einige jedoh wachſen zugleich in den Umgebun-
gen des Mittelländiſhen Meeres theils als urſprünglich heimiſche, theils als verwilderte
Pflanzen auf ſteinigen, wüſten Pläßen und Felſen. So bede>t die ſtammloſe, gelbbliühende
A. vulgaris mit großen, dornigen Blättern ganze Pläße an den Strandgegenden Südſpaniens,
und die 1—3 F. hohe Stämme bildende, mit prächtig ſcharlachrothen Blütentrauben geſchmüd>te
A. arborescens wädhft jest an allen Klippen des Gibraltarfelſens, wo dieſe vom Cap ſtammende
Pflanze mitten im Winter blüht. Dieſe und viele andere Arten ſind ſeit langer Zeit Zierden
unſerer Gewächshäuſer geworden. Sie verlangen einen ſandigen, kalkhaltigen Boden und
feuchte Luft oder reichlihe Bewäſſerung von unten zu ihrem Gedeihen. Bei den Dorfbewohnern
Deutſchlands ſieht man die A. vulgaris häufig als Topfpflanze in Zimmern, und ihre Blätter
werden als kühlende Umſchläge bei Verwundungen und Entzündungen der Haut gebraucht. Als
Zimmerzierpflanze iſt jedoch ſonſt die Perlaloë, A. margaritifera, am beliebteſten.
Der Saft dex Aloëblätter iſt außerordentlich bitter und wird innerlich angewandt als Reiz-
mittel für die Unterleibs8organe ſowie als Abführmittel beim weiblichen Geſchlecht zur Hervor-
treibung des Monatsfluſſes u. |. w. Häufig erfährt freilich auch dieſer Saft cine mishräud-
liche Verwendung, namentlih als Beſtandtheil mancher populärer Geheimmittel, Jn der
Medicin gebraucht man den eingedi>ten, unter den Namen Aloëgummi oder Aloëharz in
den Handel kommenden Saft. Man unterſcheidet vier Sorten: A. Capensis (Saft von A.
lucida und spicata), Soccotorina (Saft von A. soccotorina), hepatica (Saft von A. Bar-
badensis und vulgaris) und Curassavica. In dieſem ſogenannten Aloëharze hat man ſehr
verschiedene Stoffe aufgefunden, die unter den Namen Mlozfeifenftoff, Aloëſtoff, Aloïn, Aloëtin,
Aloëſäure, Aloëbitter beſchrieben werden, und über welche die Chemiker noch Feineswegs einig
find. Aloëſeifen- oder Aloëſtoff und Aloëbitter, der im Waſſer und Alkohol lösliche
Bitterſtoff der A., bildet im eingetro>neten Zuſtande eine braunrothe Maſſe von ſehr bitterm
Geſchma> und ſhwachem Safrangeruch, aufgelöſt dagegen eine goldgelbe Flüſſigkeit. Mit
Salpeterſäure erhitzt und bis zur Trodne abgedampft, gibt dieſe Auflöſung ein dunkelgelbes
Pulver, welches mit Kali eine purpurrothe, explodirende Verbindung eingeht. Dieſe Sub-
ſtanz iſt, da ſie ſaure Eigenſchaften beſißt, Aloëſäure genannt worden. Außerdem hat man