Alpen (Gebirge)
raſche Fortſchritte gemaht. Der Erzreichthum dieſer Gebirge iſt im Verhältniß nirgends be-
deutend, hat indeß in Kärnten, Steiermark, Salzburg, Oberöſterreich für die Bevölkerung
doch große Wichtigkeit erlangt. An Mineralien ſind die Centralalpen überall reih. Berühmte
Fundſtätten bieten unter anderm der Montblanc und Gotthard, die Muffaalp in Diffans,
das Faſſanerthal u. f. w.
Die Thierwelt der Alpen hat nichts Auszeichnendes umd ift auch, abgefehen von den ge-
züchteten Ainder-, auch wol Pferdeheerden, nirgend reich, da ja nicht viele dem Menſchen unzu-
gängliche Bezirke vorhanden ſind. Rothwild findet ſich nur in den Bairiſchen und Oeſterreichiſchen
Alpen in größern Nudeln. Gemſen, obwol fie ſelten dem Reiſenden zu Geſicht kommen, find in
Baiern, Oeſterreich und Steiermark noh häufig. Der Steinbo> dagegen iſt äußerſt ſelten gewor-
den und kommt faſt nur noh in den Peniniſchen Alpen vor. Murmelthiere ſind heimiſch auf
dem öden und ausgewaſchenen, pflanzenloſen Boden der kalkigen Hochflächen. Alpenhaſen finden
ſi nur ſelten vor. Bären ſind allgemein verbreitet, lieben aber namentlich die wildern Ge-
birgswüſten des Südens, beſonders die Ortlesalpen; dagegen zeigen fih Luchs und Wolf ſelten.
In der Scneeregion wohnt die einſame, zirpende Schneelerche und ſ{hweifen Völker von Schnee-
hühnern; in andern Gegenden trifft man wol auf Steinhühner. Der Lämmer- oder Bartgeier
ſtößt auf Lämmer, Gemſen oder Rinder, auh auf Kinder, ſelbſt auh unter Umſtänden auf
erwachſene Menſchen herab. An höhern Felsnadeln iſ die Alpenkrähe häufig. In den Alpen-
gewäſſern ift vor allen die Forelle heimiſh, im Königs - und andern Seen der Saibling, eine
Art Lachsforelle. Für den Karſt mag des ſeltſamen Proteus anguineus Erwähnung geſchehen,
welcher einzig und allein in den unterirdiſchen Gewäſſern der Adelsberger Höhle lebt.
Die Vegetation der Alpen iſt weſentlih abhängig von Wärme und Feuchtigkeit, alſo
vom Klima. Auf der den warmen Südwinden zugekehrten Seite iſ ſie eine andere als auf
der Nordſeite, und es finden ſich auf jener die Vegetationsgrenzen und die Schneelinie in höhern
Lagen als auf dieſer. Auf der Südſeite reicht der Wein bis auf 1700, im Etſchthale bis auf
2200 F. hinauf, der Wallnuß- und Kaſtanienbaum bis auf 2400, der Kirſchbaum auf 3000 F.
Die zweite Region, die der Eiche und der nah oben hin freilich nur beſchränkt in Thälern
noch vorkommenden Getreidearten reiht von 3—5000 F. Die dritte Zone, die der Buche
oder des Waldes, endet mit 5000 oder 5500 F. Die Weißtanne verſchwindet zuerſt, dann
der Ahorn und die Kothtanne, endlich die Lärche, die Arve oder Zirbelkiefer und zuletzt die
Krummholzkiefer, welche aber nur den öſtl. Alpen angehört, wo ſie ſtellenweiſe ſogar bis
7000 F. hinanſteigt. In der Region dex Voralpen, von 5500—7000 F. Höhe, findet ſich
ein Zwergwald aus Nhododendron, Ellern, Weiden, Zwergbirken, Fichten, Lärchen, Zirbeln,
Alpenwachholder u. ſt. w. Die fünfte Negion, die Alpen der Matten, reiht von 7000—8500 F.
Höhe und ift carakteriſirt dur< die Alpenkiefer und Straucharten, durch die zum Theil in
herrlichen Barben prangenden Alpenblumen und durch die Viehweiden, die eigentlichen «Alpen».
Auch auf den nächſten 1000 F., auf den Hochjochgebirgen , finden wir nur Alpenkräuter und
an geſhüßzten Stellen ſhon Schnee, da bei 9500 F., auf der Nordſeite bei 9000 F., in den
Weſt- und Schweizer Alpen ſhon bei 8400 F., die Grenze des ewigen Schnees liegt, innerhalb
deren den ſtarren Fels nur noh Flechten bekleiden, und wo nur noh wenige Pflanzen, wie das
Edelweiß und die Raute, fortfommen. Wie von den klimatiſchen Berhältniſſen iſ die Alpen-
vegetation aber auch abhängig von dem Boden, auf welchem fie wächſt. Während die Central-
alpen und die des Uebergangsgebirgs eine ziemlich gleihmäßig und allgemein verbreitete Erd-
dede tragen, find die hohen, tro>enen Kalkalpen durch ihre Nacktheit ausgezeichnet. Ueberall
iſt hier dem Kalkfels dieſelbe Flora eigen, und ebenſo eigenthümlich iſ die der Dolomitmaſſe
und die des Granits. Von der geſammten Vegetation der Alpen, wenigſtens der deutſchen,
iſt nah Unger etwa ein Drittel der Arten eingewandert, und deren Weg läßt ſich einerſeits
bis zu den Pyrenäen, andererſeits über die Karpaten bis zum Kaukaſus verfolgen.
Die Bewohnerzahl in den Alpen mag fich auf etwa 7 Mill. belaufen, von denen etwa
2 Mill. den Weſtalpen, 21/5 Mill. den Mittelalpen und 2Y, Mill. den Oſtalpen angehören.
Nach K. Ritter's Schäßung ſind etwa 2 Mill. altgalliſcher (franz.), 1 Mill. ital. , 1 Mill.
ſlaw. und 3 Mill. german. Abſtammung, alle verſchieden in Sprache, Sitten und Lebens-
weiſe. Vielleicht 1%, MIN. find Hirten. In Savoyen, der Dauphiné und der Provence
werden franz. Mundarten geſprohen. In den Thälern der ſüdl. Mittelalpen herrſcht das
Ztalieniſche; doh bilden die Sylvier am Moute- Roſa eine deutſhe Sprachinſel. Die deut-
ſchen Stämme in den Alpen find im W. der allemanniſchen, im O. der bojoariſchen Familie
angehörig, und zwiſchen ihnen haben fich auf der großen Völkerſtraße über den Brenner und