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Algueire Alrunen 571
ragenden Regionen dieſer Ausweitungen der Hauptthäler (ſeltener au< der Barrancos) ent-
halten häufig ſehr tiefe Lagunen oder kleine Seen mit wunderbar klarem Waſſer, die meiſt in
der enormen Höhe von 9—10000 F. gelegen und, die höchſten Alpenteiche Europas bildend,
den größten Theil des Jahres gefroren ſind, während die Thäler der ſüdlichern, tiefern Terraſſe
ein ſehr warmes Klima beſißen und überaus fruchtbar ſind. So haben die A. in ihrer reichen
Vegetation die Repräſentanten aller klimatiſchen Regionen in dichtgedrängter Folge aufzumeifen
und bieten in der Romantik ihrer we<hſelvollen Naturformen, in ihrem Reichthum an: Pro-
ducten, in der überaus fleißigen Beſtellung des Bodens und der Menge von Ortſchaften, wo-
mit ſie beſäet, eins der intereſſanteſten Gebiete der Iberiſchen Halbinſel. Die Bewohner der
höchſten Alpujarrasthäler ſind ganz unzweifelhaft Abkömmlinge der Mauren von Granada,
deren letzte Zufluchtsſtätten dieſelben bildeten, und werden noh heutzutage als Moriscos
bezeichnet. Alle Ortſchaften der hohen A. haben ganz aſrik. Bauart. Der Hauptort der weſtl.
A. iſt die Billa Orgiva, auf einem Hügel des prachtvollen, mit Weingärten, Oel-, Mandel-=
und Feigenbäumen erfüllten, von himmelhohen Bergen umgebenen Thalbe>ens des gleich-
namigen Fluſſes gelegen, mit 3630 E., einer ſ{hönen, zweithürmigen Pfarrkirhe und ganz
plattbedachten Häufern. In ihrem Bezirke liegen- die von den ſogenannten Moriscos bevöl-
ferten Ortſchaften, unter denen das Dorf Trevélez mit 1400 E. über 5000 F. über dem
Meere fteht und die höchſte Ortſchaft Spaniens iſt. Etwa 11, M. weſtlicher liegt überaus
reizend der Fle>en Lanjarón mit 3400 E. in dem ungemein ſruchtbaren und .ſtarkbevölker-
ten Val de Lecrin, 2154 F. über dem Meere, ein berühmter Badeort und Sommeraufenthalt
der Granadiner, umringt von Orangen - und Kaſtanienhainen, Weinbergen und Gärten. Die
Mineralquellen von 14—24° R., mit ſehr ſhle<hten Badeanſtalten, liegen in einer Thalſchlucht
des Gebirgs. Der Hauptort der öſtl. A. iſt die reiche, aber ſhle<tgebaute Villa Uxijar mit
2500 E., in dem weiten, fruchtbaren Thalbeden des Rio de Adra, 1708 F. über dem Meere
gelegen, mit jährlichen, vielbeſuhten Meſſen.
Alqueire, die Einheit des portug. und braſilian. Getreidemaßes , mit welhem gewöhnlich
auch das Salz und andere tro>ene Gegenſtände gemeſſen werden. Der A. wird in Portugal
in 2 Meios Alqueires (halbe A.), in 4 Duartas oder in 8 Ditavas eingetheilt; 1 Ditava
zerfällt wiederum in 2 Meios Oitavas oder Salamins. 4 A. bilden 1 Fanga, 15 Fangas oder
60 À. 1 Moio. Der einfache A. entſpricht 13,481 franz. Liter oder 697,75 par. Kubikzoll. In
Oporto iſt der A. größer als in Liffabon; man rechnet 100 A. von Liſſabon gleich 79/4 A.
von Oporto. In Braſilien wird das Getreidemaß zwar ebenſo eingetheilt wie in Portugal,
doch iſt die Größe deſſelben in den -größern Hafenplägen ſehr verſchieden. In Rio-Janeiro
rechnet man den A. dem engl. Imperial Buſhel faſt ganz gleich, alfo zu 36,275 Liter. In Bahia
dagegen iſt 1 A. gleich 2Y, U. von Liffabon oder 30,5 Liter. Auch ein portug. Flüffigkeits-
maß, der Pote von Y, Almuda, wird bisweilen A. genannt.
Alraun oder Alraunmwurzel heißt der fleiſchige Wurzelſto> der Mandragora vernalis
und autumnalis, welche unter dem Namen Radix Mandragorae officinell iſt. (S. Mandra-
gora,) An dieſe Wurzel knüpfte fich in früherer Zeit viel abergläubifches Treiben. Man gab
ihr eine menſchliche (meiſt männliche) Geſtalt und nannte ſie Alraune (Alräunchen, Alru-
niken, Alrunichen), Alraunmännchen, Wichtelmännchen oder Erdmännchen (bei den Nieder=
ländern Pisdifje, d. i. HParndiebhen). Dieſe Alraunmännchen wurden als heilbringende Haus-
götter betrachtet, an geheimen Orten ſorgſältig in einem Käſtchen aufbewahrt, ſorglich gepflegt
(3. B. prächtig gefleidet und Sonnabends in Wein gebadet) und ſollten dem verſchwiegenen Be-
ſißer Reichthum, Geſundheit und andere irdiſche Glücksgüter, Glück bei Proceſſen, Fruchtbar-
feit der Frauen, Beförderung glüdlicher Geburten, bringen. Die Charlatane des Mittelalters
verkauften dergleichen Dinge zu hohen Preiſen. Den meiſten Werth hatten die Männchen,
welche angeblih unter dem Galgen gefunden, aus dem einem unſchuldig Gehängten entfallènen
Samen entſtanden und von einem fchwarzen Hunde der Erde entriſſen waren. Der Glaube
an die Wirkfamfeit folcher Wurzelmännchen ift in manchen Gegenden unter dem Volke noh
jet niht ganz verſchwunden.
Alrunen (bisweilen auh Alraunen), in althochdeutſhen Quellen Alarün, Alerûna, bei
Jornandes Alioruna, waren bei den alten Germanen weiſe Frauen, die ſih mit Wahrſagen
beſchäftigten und an dex Regierung des Volks bedeutenden Antheil nahmen. In der Tracht,
wie ſie beſchrieben wird, ſtellten ſich die A. den vornehmen Frauen ihres Landes gleih. Sie
gingen mit bloßen Füßen und fliegenden Haaren einher, in ein weißes, leinenes Gewand ge-
leidet, das mit Spangen und einem Gürtel von Erz gehalten wurde. Ihr Name hängt jeden-