Full text: A bis Arad (Band 1)

  
576 Altaifhe Völfer und Spraden Altamura 
humusreichen Boden enthält, auf welchem Feldfrüchte mannichfaltiger Art ohne jede Düngung 
gedeihen. Die Wefthälfte bildet zwiſchen dem Ob und Irtyſch eine gegen die Barabinzenſteppe 
geneigte, zum Theil wellige Ebene, iſt faſt ganz waldlos, nur von ſhleihenden Bächen durh- 
zogen, die Seen und Sümpfe bilden, reih an Koch - und BVitterſalz, aber im ganzen eben- 
falls mit ergiebiger Fruchterde bede>t. Wegen des etwas mildern Klimas iſt ſie mehr für die 
Viehzucht geeignet. Man baut in dem Hüttenbezirk Sommer- und Winterroggen, Speft, 
Gerſte, Hafer, Weizen, Hirſe, Buchweizen, Hülſenfrüchte, Mohn, Hanf und Flachs, in den 
Gärten Kohl und Rüben, Gurken und Kürbis, in dev Wefthälfte fogar Arbufen und Melonen; 
aber nur wenig Tabad und Kartoffeln. Ebenfo zieht man vortreffliche Pferde, auh Rinder, 
Schafe und Ziegen, wenig Schweine, dagegen viel Federvieh und Bienen. Die Fiſcherei in 
den Flüſſen und Seen iſt ſehr ergiebig. Die Jagd, welche von den tributpflichtigen Urbewohnern 
(j. Altai) und den meiſten Bauern der Wald- und Gebirgsgegenden betrieben wird, liefert 
Zobel, Hermeline, geftreifte und andere Eichhörnchen, Marder, Iltis, Murmelthiere, wilde 
Katen, Füchſe, Bären, Wölfe, Ottern, Haſen, Rehe, Hirſche, Elenn- und Renthiere, Moſchus- 
thiere, außerdem auch Luchſe, wilde Schafe, Dachſe, Wildſchweine u. |. w. Die ländliche Be- 
völkerung iſt bei weitem die betriebſamſte. Abgeſehen von den bergmänniſchen und metallur- 
giſchen Anſtalten, fehlt es jedoch an einem Bürger - und Handwerkerſtande. Faſt der ganze 
Handel liegt in den Händen wandernder Krämer, der ſogenannten Susdaler, welche alljährlich 
aus dem Moskauer und Wladimirer Gouvernement nah dem Altai reifen. 
Der Reichthum an Mineralien hat dem Altaiſchen Berggebiet in gewerblicher Beziehung 
einen eigenthümlichen Typus verliehen, ja ſogar ſeine Entde>ung und Colonifirung herbei- 
geführt. Der Goldreichthum des Altai erinnert an das von Greifen bewachte Goldland der 
Arimaspen (f. d.) bei den Alten. Goldberg und Ektag (eigentli<h wol Aktag, d. h. Weißer 
Berg) hieß nah dem Bericht eines byzant. Schriftſtellers ſhon im 6. Jahrh. der Altai, die 
Urheimat der Türken, deren Khane ſeit 562 einen dauernden Verkehr mit den Kaiſern von 
Konſtantinopel eröffnet hatten. Die zahlreichen Grubenbaue längft verfchollener Urbewohner, 
befannt unter dem Namen dev Zfchuden- oder Fremdlingsgruben, haben als Fingerzeige zum 
Einſchlagen neuer Schachte und Grubenwerfe gedient. Peter d. Gr. ſandte auf die Nachricht 
von dem Goldreichthum des Altai ſeit 1715 fruchtlofe militärifche Goldfanderpeditionen nad) 
dem Irtyſchfluß und dem Saiſanſee. 1720 wurde an erſterm die wichtige Paßfeſte Uſtkameno- 
gorsf angelegt, aber erſt 1723 in der Nähe des 4 M. im N. des Schlangenbergs gelegenen 
Kolywanſees Kupfer entdedt, und 1725 unter Leitung des unternehmenden Nikita Demidow 
(j. 2.) das erſte Kupferhüttenwerk, Kolywan-Sawod, erbaut, deſſen Name allmählich auf den 
ganzen Diſtrict überging. 1731 verpflanzte man die Schmelzwerfe nad dem jegigen Bar- 
naul (\. d.), dem Mittelpunkt großartiger Hüttenwerke. Die im Bereich des Hüttendiſtricts 
befindlichen Bergwerke und Ländereien waren im Beſitze Demidow’s, wırrden aber 1747 Eigen- 
thum der ruſſ. Krone. Seitdem eröffnete man eine Menge von Berg- und Hüttenwerken. Das 
Gold wird vorzüglich aus Seifen, außerdem durch Ausſhmelzen aus den goldhaltigen Silber- 
erzen gewonnen. Der Ertrag iſt ſeit Eröffnung der Seifen 1815 beſtändig geſtiegen bis 1849, 
hat aber ſeitdem wieder abgenommen. Die Gewinnung des Silbers hat ſhon 1743 begonnen, 
“und ſeit 1785 haben die Hütten nicht unter 1000 Pud jährlich geliefert, obgleich viele reiche 
Gruben ſchon erſchöpft ſind. Die bedeutendſten Silberminen ſind die bei Smeïnogorsk, welche 
von 1745—1845 allein 56000 Pud geliefert haben, jedoch jezt auh nicht mehr ſo ergiebig 
ſind wie früher. Kupfererze ſind in veichlicher Menge vorhanden, werden aber wegen Mangel 
an Abjag in verhältnigmäßig geringer Quantität ausgeſhmolzen. Blei wird nicht hinreichend 
gewonnen und muß ſogar eingeführt werden. Eine Steigerung der Eifenproduction iſt erſt 
in neuerer Zeit ermöglicht worden dur die Auffindung eines der großartigſten Steinkohlen- 
lager der Welt, welches, zwiſhen den Bergketten Alatau und Salaïr gelegen und von dem 
ſchiffbaren Tom durchzogen, für den geſammten Hüttenbetrieb vom größten Werthe iſt. Außer 
den Metallen und Kohlen bietet der Altai auh eine Menge koſtbarer Steine, Jaspis, Chal- 
cedon, Karneol u. ſt. w. In Kolywan werden in großartigen Schleifwerken Granit, Porphyr, 
Marmor, Jaspis u. |, w. geſchliffen und zur Schmü>ung der kaiſerl. Paläſte verfchidt. 
Altaiſhe Völker und Sprachen, \. Turaniſche Völker und Sprachen. 
Altamura, Binnenſtadt der neapolit. Provinz Terra di Bari, 6 M. im SO. von Bari, 
in weinreicher Gegend gelegen, iſt Biſchofsſig und Hauptort des gleichnamigen Beziéks und 
zählt als Commune 16332 E., großentheils albaneſiſchen Urſprungs. Sie ift eine der ſchönſten 
Städte Apuliens, hat Ringmauern und fchöne Gebäude, hält jährlich zwei Meſſen und treibt 
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
	        
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