Full text: A bis Arad (Band 1)

  
   
   
     
   
   
    
    
   
   
    
   
     
  
  
  
  
  
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
600 Alvensleben (Albrecht, Graf von) Alvinczy 
Sohn, Graf Wichard ‘von A., geb. 1. Juli 1825" geerbt. Vgl. Wohlbrü>, «Geſchichtliche 
Nachrichten von dem Geſchlehte von A.» (3 Bde., Berl. 1819 — 29), 
Alvenslebeu (Albrecht, Graf von), ‘preuß. Staatsminiſter, geb. zu Halberſtadt 23. Mär 
1794 als älteſter Sohn des nahmaligen braunſhw: Miniſters Grafen Ernſt von A,, ſtudirte 
ſeit 1811 in Berlin, trat nah dem Ausbruche der Befreiungskriege als GSreiwilliger in die 
Gardecavalerie ein und wohnte dem Feldzug von 1815 als Secondelieutenant bei. Nach dem 
Frieden nahm er 1816 den Abſchied und begann 1817 als Auscultator beim Stadtgericht zu 
Berlin ſeine juriſt. Laufbahn. "1826 wurde ex zum Kammergerichtsrath ernannt, arbeitete 
dann beim Geheimen Obertribunal und rüdte in den Criminalfenat ein. Im folgenden Jahre 
nöthigte ihn der Tod ſeines Vaters, den Abſchied zu nehmen, um feine zahlreichen Güter ver- 
walten zu können, aber ſhon im Nov. 1833 ward ex durch Ernennung zum Geh. Juſtizrath 
und zum Mitglied des Staatsraths wieder zu amtlicher Thätigkeit berufen. 1834 wurde ex 
als zweiter preuß. Abgeordneter zu den Wiener Conferenzen geſandt, welche ihn in die Sphäre 
der Metternich hen Anſchauungen führten. Die Erhaltung der Freundſchaft zwiſchen Oeſter- 
reih und Preußen im Geiſte der Verträge von 1815 bildete fortan das Grundelement ſeiner 
Ueberzeugung. Die einfache, nüchterne, rein praktiſche Weiſe, in der er die Politik auffaßte, 
und das Abweiſen aller Theorien machten ihn bei dem Könige Friedrich Wilhelm IM. beficht 
und veranlaßten, daß ihm 1835 nach dem Ableben des Finanzminiſters Maaßen deſſen Amt 
zuerſt ‘proviſoriſch und dann definitiv übertragen wurde. Gleichzeitig ward er zum Wirkl, 
Geheimrath mit Sig und Stimme im Staatsminiſterium erhoben. Die Gunſt, die er au 
bei Friedrich Wilhelm IV. genoß, hinderte ihn jedo< niht, 1842 als Miniſter den Abſchied 
zu nehmen, weil er unter dem neuen Regiment ſeine Selbſtändigkeit als Leiter des Finanz- 
weſens niht hinlänglih wahren zu können glaubte. Er lebte ſeitdem in ſeinem Schloſſe zu 
Erxleben, wurde aber na< 1848 noc einigemal mit diplomatiſchen Sendungen betraut und 
1854 zum Mitgliede des Herrenhauſes ernannt. Im Jan. 1849 wählte ihn fein Kreis, in 
dem er ſeit 1848 raſtlos für das Intereſſe des Königs gewirkt, zum Mitglied der Erſten Kam- 
mer. In dieſer bildete er eine beſondere Fraction, deren Aufgabe ſein ſollte, die octroyirte 
Verfaſſungsurkunde und die Entwürfe der Gemeindeordnung fo zu geſtalten, daß es möglih 
wurde, damit im Sinne der alten preuß. Verwaltung zu regieren. Wiewol Ariſtokrat von 
Geburt und Geſinnung, erkannte er doch auh die Rechte und Vorzüge der andern Stände 
bereitwillig an und fuchte der Krone durch Ausgleichung der Gegenfäte zu nitten. Als ein 
liberaler Bureaukrat aus der Zeit Friedrich Wilhelm’s IM. war er der Feudalpartei verhaft, 
weil er deren Plane durch feinen unabhängigen Rath, bet Hofe fortwährend kreuzte und den 
feudalen Theorien unzugänglich blieb, Als er 1850 als preuß. Bevollmächtigter" zu den Dres 
dener Conferenzen geſchi>t wurde, ſuchte er für die Herſtellung des alten Verhältniſſes zwiſchen 
Preußen und Oeſterreich zu wirken. Er vermittelte auch hier, indem er das Alte mit einigen 
Aenderungen zu erhalten ſtrebte. Als Finanzminiſter entwi>elte er eine große Gefchielichteit 
und erwarb ſih Verdienſte um die Entwickelung des Deutſchen Zollvereins; etwas Bleibendes 
hat er jedoch nicht geſchaffen. A. ſtarb unvermählt 2. Mai 1858 in Berlin. Sein großes 
Vermögen ging auf ſeine Schweſtern und deren Kinder über, 
Alvinczy (Ioſ., Freiherr von Barberek), öſterr. Feldmarſchall, wurde-1. Febr. 1735 auf 
dem Schloſſe gleiches Namens in Siebenbürgen aus einer alten, der reform. Kirche zugewandten 
Familie geboren. Er trat im Alter von 15 I, in ein Huſarenregiment, und zeichnete ſich 
im Siebenjährigen Kriege als Hauptmann und Major häufig aus, namentlich bei Torgau, 
Schweidnig und in der Affaire bei Tepfig. Als Stabsoffizier half er ſodann die neuen Mi- 
litärreglements unter Lacy in der öſterr. Armee durhführen. Im Bairiſchen Erbfolgekriege 
nahm er bei Habelſhwert den Prinzen von Heſſen-Philippsthal gefangen. Joſeph IL. ernannte 
ihn zum Generalmajor und wählte ihn auch, da er tüchtige Kenntniſſe beſaß, zum taktiſchen 
Lehrer des nachmaligen Kaiſers Franz II. Unter Loudon wohnte A. dem Feldzuge gegen die 
Türken bei, in dem er 1789 zum Feldmarſchallieutenant ſtieg, obgleich die Belagerung von 
Belgrad, die er befehligte, ſcheiterte. 1790 übernahm er den Befehl über die gegen den belg. 
Auſſtand gerichteten öſterr. Streitkräfte, war aber beim Angriffe auf Leyden niht gliieflich und 
mußte wegen eines Sturzes vom Pferde nah Wien zurückkehren. Im Kriege von 1792—93 
befehligte er eine Divifion und zeichnete fich in der Schlacht bei Neerwinden aus, Er murde 
dem Herzog von York zu Hülfe geſchickt, ließ ſich jedoh 7. Sept. 1793 bei Hondfchooten fehle: 
gen, Im Feldzuge von 1794 führte er ein anderes großes. Hülfscorps und wurde zum Feld- 
zeugmeiſter erhoben. Vor Charleroi unterſtützte er den jungen Prinzen von Oranien dur 
   
  
	        
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