Full text: A bis Arad (Band 1)

52 . Abendmahl 
des A. im 3, Jahrh. bei Origenes, Tertullian und Cyprian, und noch im 5. Yahrh. bei dem 
größten aller Kirchenlehrer, Auguſtin. Aber die magiſche Vorſtellung, tm Volk und im Cultus 
fortwährend im Wachsthum begriffen, ward noch geſteigert durch die ſeit Mitte des 3. Jahrh. 
aufgekommene Vorſtellung von der Darbringung des geſegneten Brotes und Weines auf dem 
Altar als einer unblutigen Wiederholung des blutigen Opfers Chriſti am Kreuze. Der ins= 
beſondere durch Papſt Gregor d. Gr. (um 590) zur Meſſe (\. d.) ſich entfaltende Glanz der 
Abendmahlsfeier ließ immer mehx in dem « ſchauerlichen. Geheimniſſe» den Höhepunkt aller 
kir<hlichen Wunder erbli>en, und immer abergläubiſchere Vorſtellungen über die Heilskraft des 
Meßopfers reihten ſih an. Doch blieb die Lehre der Kirche noch längere Zeit zwiſchen der ent-= 
ſchiedenen Verwandlungslehre und der andern Anſicht getheilt, daß Brot und Wein, ohne ihre 
Eigenthümlichkeit aufzugeben, auf geheimnißvolle Weiſe mit Leib und Blut Chriſti verbunden 
ſei (ſo unter andern auh ein röm. Biſchof, Gelaſius L). Erft gegen die Mitte des 9. Jahrh. 
fam es zwiſchen dem Abt zu Korvei, Paſchafius Nadbertus, und einem wiſſenſchaftlich gebil- 
deten Mönche deſſelben Kloſters, Natramnus, durch gewechfelte heftige Streitfchriften «De 
sanguine et corpore domini» unter Theilnahme der bedeutendſten Männer der Zeit zur offe- 
nen Aussprache. Pafchafius behauptete, daß Brot und Wein vermittelft jeder Conſecration 
durch die Allmacht Gottes umgeſchaffen werde in denſelben Leib Chriſti, der einſ von Maria 
geboren, an das Krenz geheftet und auferwe>t worden iſt. Nichts bleibt nach dieſer Auffaſſung 
von Brot und Wein zurüc als die äußere Geſtalt, der Geruh und der Geſhma>, während 
Ratramnus nur eine Wandlung derſelben, aber eine wirklihe Umwandlung der Kraft zu- 
geſtehen wollte. Die größere Uebereinſtimmung der erſtern Anſicht mit der magiſchen Richtung 
der Zeit ſowie mit dem Bedürfniſſe der möglichſten Nähe Chriſti, um unfehlbar durch ihn 
erlöſt zu werden, das Intereſſe der Prieſterſchaft, in dem erhöhten Glanze des A. ſich ſelber 
zu heben, und die Conſequenz des Gedankens, daß bei allgemein zugeſtandener Wandlung der 
Kraft auch die Subſtanz verwandelt werden müſſe: dies alles zuſammengenommen verſchafſte 
der Verwandlungslehre (transsubstantiatio ſeit dem 12. Jahrh.) auh den öffentlichen und 
officiellen Sieg auf der Synode zu Nom (1079), als Berengar, Kanonikus von Tours, gegen- 
über dem Lanſranc, Biſchof von Canterbury, und Cardinal Humbert, die Anſicht des Ratramuus 
im Weſen erneuerte. Auf der vierten Lateranſynode (zu Rom 1215) wurde unter Innocenz IU. 
die Transfubftantiation für rechtgläudig erflärt und nun fortan von der röm.-kath. Kirche 
ſelbſt bis auf den Punkt feſtgehalten, daß die Aufbewahrung (asservatio) des verwandelten 
Brotes und Weines behauptet wird. Die gried).-Tath. Kirche hat dieſelbe Anſicht der Trans-= 
ſubſtantiation 1672 auf der Synode zu Jeruſalem fanctionirt. 
Die Neformation des 16. Jahrh. brachte nah vielen Vorarbeiten in privaten Schriften 
die Frage über den Sinn des A. wiederum zu dem vollſten, heißeſten Streite. Luther verwarf 
die kath. Wandlungslehre, wie die Meſſe, d. i. die immer erneute, unblutige Opferung des 
einſt blutig geopferten Chriſtus (sacrificium propitiatorium oder impetratorium), und lehrte 
nur ein weiter nicht erflärbares (faframentalifches), von Gottes Allmacht bewirktes Borhanden- 
ſein des Leibes und Blutes Chriſti in, mit und unter dem in feiner Subſtanz unveränderten 
Brote und Weine, die den gläubig Genießenden zum Heile, den ungläubig Genießenden zur 
Verdammniß gereichen. Dem ſtellte Zwingli die Behauptung entgegen, daß das A. ein bloßes 
Gedächtnigmahl des Todes Chriſti und ein Bekenntnißmahl für die Kirche, Brot und Wein 
bloße Symbole ſeien: eine Anſicht, welche die Socinianer, Arminianer und Mennoniten (auh 
die Deutſchkatholiken) weſentlich zu der ihrigen gemacht haben, während namentlich Luther ſie 
zwiſchen den Jahren 1520 und.1530, und, troß der wittenberger Concordia (1536), kurz vor 
ſeinem Tode (1544) ſelbſt noc heftiger bekämpfte als die kath. Lehre. 
Eine Vermittelung ſcien die von den oberdeutſhen Theologen aufgebrachte Formel zu 
bieten, daß in der Abendmahlshandlung zugleih mit Brot und Wein Chriſti Leib und Blut 
wahrhaftig, aber auf geiftliche Weife gegenwärtig ſei für den Glauben. Dieſe Lehre haben die 
reform. Bekenntnißſchriften ſich angeeignet, und Calvin gab ihr ſeinerſeits die (ihm eigenthümlich 
gebliebene) Wendung, der gläubig Genießende werde im Augenblide des Genuſſes in den Him- 
mel verſetzt, wo ihm die von dem Leibe Chriſti fortwährend ausſtrömende Himmelskraſt im 
Heiligen Geiſte zu Theil werde. Dagegen blieben die ſtrengen Lutheraner nur um ſo entſchie- 
dener bei der Behauptung ſtehen, das Abendmahlsbrot ſei, ohne ſeine natürliche Beſchaffenheit 
zu verlieren, doch Chriſti weſentlicher (« verklärter ») Leib, der mit dem Munde, nicht blos von 
gläubigen, ſondern auh von ungläubigen Tiſchgenoſſen empfangen werde. Die Möglichkeit 
leiblicher Gegenwart Chriſti in Brot und Wein ward theils in einfaher Weiſe auf Gottes 
   
   
  
  
  
   
   
   
  
   
   
  
  
  
   
   
  
   
   
  
  
  
   
  
   
  
   
  
  
   
   
  
   
   
   
  
  
   
   
  
   
  
  
  
   
   
   
  
  
   
  
  
  
   
   
  
  
  
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