Full text: A bis Arad (Band 1)

   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
   
  
  
Amboife (Stadt) Amboiſe (George d’) 
pelagus zur Ausgleihung, wonach die Molukken, jegt wie früher, allen andern Nationen ver- 
ſchloſſen bleiben ſollen. Die Holländer haben demnah auh hier das ganze Ausſcließungs- 
ſyſtem und viele barbariſche Anordnungen der frühern Jahrhunderte erneuert. — Die Inſel 
A., von alters her der Mittelpunkt der holländ. Macht im O. des Indiſchen Archipels und 
noch jezt Sit des Gouverneurs der Molukken, beſteht aus den zwei nebeneinander hinlaufen- 
den, im D. durch eine ſchmale, niedrige Landenge, den Pas von Baguala, miteinander ver- 
bundenen Halbinſeln Hitu im N. und Leitimor oder Roſanive im S. Beide ſind durchgehends 
gebirgig. Der höchſte Berg der Inſel, Salhutu genannt, hat 3754 F. Höhe. Die Thäler 
und niedrigern Gebiete tragen überall Muskatuüſſe, koſtbare Holzarten und Fruchtbäume, und 
die üppige Vegetation erfüllt die Luft mit balſamiſchen Düften. Auf der Inſel wächſt nament- 
lih auch das ſog. Amboinaholz, ein röthlichgelbes, feines und hartes Tiſchlerholz, von: dem 
auch ſehr ſhöngemaſerte Stöde (Amboinamaſer) vorkommen. Die Inſel zählt (1855) 31514 E, 
darunter 748 Europäer, 227 Chineſen, 449 Araber, Zavaneſen und andere Aſiaten. — Die 
Stadt A. liegt am Nordweſtufer der Halbinſel Leitimor, an einer großen Bucht, die am 
Hafendamm guten Ankergrund von 20 F. Tiefe hat. Sie iſt regelmäßig gebaut, hat breite, 
ungepflafterte Straßen, wegen der Erdbeben aus Holz und einftöcig erbaute Häufer, zum 
Theil in ſchattigen Gärten, und zählt etwa 13000 E. Bemerkenswerth find das Stadthaus, 
das Waiſenhaus, zwei prot. Kirchen (eine für Europäer, die andere für Eingeborene), der 
Bazar mit einem 30 F. hohen, auf Pfeilern ruhenden Dache. Trot des Freihafens hat A, 
ſeine frühere Blüte niht wieder erreicht. Zwifchen dem Hafendamm und der Stadt ſteht das 
ſeh8e>ige Fort Victoria mit der Wohnung des Gouverneurs, Kaſerne; Speicher und andern 
Staatsgebäuden. Am öſtl, Ende der Stadt liegt das Fort Van der Capellen, und unterhalb 
Victoria befinden ſich die Feſtungswerke Hitiaſa und Lu, In einiger Entfernung liegt das 
Landgut Batu-Gadjah, der gewöhnliche Aufenthalt des Gouverneurs, von Bergen umgeben, 
in ſchöner und kühler Lage. 
Amboiſe, eine Stadt am linken Ufer der Loire im franz. Depart. Indre-Loire, 3 M. öftlich 
von Tours, an der Weitbahn, mit einen mittelalterlichen, von zwei Rundthürmen flankixten 
Schloffe, in welchen mehrere Könige vefidirt haben, hat 4800 E. und Stahl-, Gewehr: und 
Bijouteriefabrifen, namentlich aber eine wichtige Feilenfabrik. Der Name der Stadt ſpielt in 
den Religions- und Bürgerkriegen des 16. Jahrh. eine Nolle. Auch nannte ſich ein Geſchlecht 
des franz. hohen Adels nach ihr, deſſen ältere Linie bereits im 13. Jahrh. erloſh. Aus der 
jüngern Linie ſtammten: der Cardinal d'A. (\. d.); Aymar d’A., Großmeiſter des Johanniter- 
ordens (geſt. 1512); der als Feldherr und Staatsmann ausgezeichnete Marſchall von Frank 
veih, Charles A. de Chaumont (geb. 1472), welcher 1511 ſtarb. Auch dieſe Linie ſtarb 
1656 mit François Charles d’A., franz. Generallieutenant ‘und Gouverneux von Lan- 
guedoc, im Mannsſtamme aus. 
Amboiſe (George d’), Cardinal und Miniſter unter Ludwig XII. von Frankreich, geb. 1460 
zu Chaumont-ſur-Loire, wurde ſchon im 14. JF. Biſchof von Montauban und Almoſenier Lud- 
wig’8 XL, fpäter unter Karl VIN. Exzbifchof von Narbonne und 1493 Erzbiſchof von Rouen. 
Frühzeitig eingeweiht in die Cabalen des Hofs, wußte er durh Dienſteifer und Gewandtheit 
in den verwideltjten Angelegenheiten das Vertrauen Ludwig's von Orleans, des nachherigen 
Königs Ludwig RXIL, zu gewinnen, der ihn auh ſofort nah ſeiner Thronbeſteigung 1498 zum 
erſten Miniſter ernannte. Von da an war A. der eigentliche Lenker des Königs und der Ge 
ſchi>e Frankreichs, wobei er ſeine Abſichten und Familienintereſſen geſchi>t hinter dem Eifer 
für das Wohl des Staats zu verbergen wußte. In demſelben Zahre überſandte ihm Papſt 
Alexander VI. dur ſeinen Sohn Ceſare Borgia den Cardinalshut. Auch ernannte er ihn 
bald darauf zum päpſtl. Legaten in Frankreich, in welcher Eigenſchaft A. eine Reformation 
der Franciscaner und Dominicaner zu bewerkſtelligen ſuchte. Auf ſeinen Kath unternahm der 
König die für Frankreich ſpäter ſo verhängnißvolle Eroberung Mailands. Nach Alexander's VI. 
Tode ſuchte er die Papſtwahl auf ſich zu lenken; doh konnte er ſeine Abſicht nicht erreichen. 
Die ſtatt ſeiner erwählten Päpſte Pius IIL, der nur 27 Tage regierte, und Julius I. erhielten 
an ihm einen gefährlichen Gegner. Um ſeine Wahl zu ermöglichen, veranlaßte A. ein Schisma 
zwiſchen der franz. Kirche und der päpſtl. Curie, und veranſtaltete ein Concilium, welches 
erſt zu Piſa, dann zu Mailand und Lyon abgehalten wurde. Aber das Ungliüi> der franz. 
Heere in Îtalien, das den Franzoſen dort allen Einfluß raubte, vereitelte ſeine Plane. Bald 
darauf ſtarb der Cardinal zu Lyon, 25. Mai 1510. Sein Tod-galt für Ludwig als großer 
Verluſt, für Julius 11. als größter Vortheil. A. war zwar kein genialer , aber ein gewandter 
  
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.