620 Ambrofi Ambroſius (der Heilige)
welche bei der Aufführung vielen Beifall fand. Dieſer Production folgten eine Muſik zu
«Dthello», eine Ouverture zu «Käthchen von Heilbronn», eine Symphonie, Trios und andere
Klavierſachen, ein Stabat mater, Lieder u. f. w., die zumeiſt auch im Dru> erſchienen und
eine Hinneigung zur Manier Mendelsſohn's und Gade’s verrathen. Nachdem A. 1848 zum
Staatsanwalt in Preßangelegenheiten ernannt worden, wurde er 1850 Staatsauwalt beim
prager Landesgericht und bald darauf auch Directorialmitglied des dortigen Conſervatoriums.
Außer vielen und geiſtreichen kritiſchen und äſthetiſhen Aufſäßen für Zeitſchriften, veröffent-
lichte er auch ſelbſtändige muſikaliſche Schriſten, ſo: «Culturhiſtor. Bilder aus dem Muſikleben
der Gegenwart » (Lpz. 1860); « Die Grenzen der Muſik und Poeſie » (Lpz. 1855), und eine
«Geſchichte der Muſik» (Bd. 1, Brest, 1862).
Ambroſia iſt in der griech. Mythologie der Name der Götterſpeiſe. (S. Nektar.)
Ambroſianiſche Bibliothek nannte zu Ehren des heil. Ambroſius, des Schubpatrons von
Mailand, der kunſtliebende Cardinal und Erzbiſchof Federico Borromeo die von ihm 1602
in einem eigens dazu erbauten und ſehr zwe>müäßig eingerichteten Locale aufgeſtellte und 1609
dem Publikum zum allgemeinen Gebrauch geöffnete Bibliothek zu Mailand, welche ex durch
Gelehrte, die er dur<h Europa, ja ſelbſt nah Aſien ausſandte, hatte aufkaufen laſſen. Später
gewann dieſelbe außerordentlich, beſonders durch die Erwerbung der Pinelli'ſchen Handſchriften.
Borromeo beabſichtigte, damit ein Collegium von 16 Gelehrten zu verbinden, die, jeder in
einem beſtimmten Fache, für die Bekanntmachung der dahin einſchlagenden Werke Sorge trügen
und den Fremden berathend zur Seite ſtünden. Doch der Mangel an Fonds beſchränkte dieſes
Collegium auf nur einige Mitglieder, die den Titel Doctores bibliothecae Ambrosianae führen.
Die Bibliothek enthält gegenwärtig durch weitere Ankäufe und Vermächtniſſe gegen 87000
gedru>te Bücher und 15000 Handſchriften. Zu den vielen Seltenheiten derſelben gehört, außer
den von Mai, Caſtiglione und Mazzucchelli bekannt gemachten Palimpfeften, ein Virgil, in
welchen Petrarca die Notiz über das erſte Begegnen Laura's einſhrieb. Mit der Bibliothek
ſteht eine Galerie von Kunſtſachen in Verbindung, welche neben Gemälden von Breughel,
Barocci, Luini und Albrecht Dürer den Carton von Rafael's Schule zu Athen und die Studien
von Leonardo da Vinci ſowie' die frühern Copien von dieſes großen Künſtlers Abendmahl
bewahrt, Von den zwölf Bänden mit Schriften von der Hand des Leonardo da Vinci, die der
patriotiſche Galeazzo Arconato hierher ſchenkte, iſt nur noch ein einziger, aber in Hinſicht der
Zeichnungen der intereſſanteſte, vorhanden; die andern befinden fich in Paris,
Ambroſius, der Heilige, einer der berühmteſten Kirchenväter, geb. um 340 wahrſcheinlich
zu Trier, wo ſein Vater als Präfect von Gallien ſih auſzuhalten pflegte. Schon in der Wiege
empfing er, wie erzählt wird, ein glückliches Vorzeichen. Ein Schwarm Bienen bede>te das
Geſicht des ſchlummernden Knaben, und die erſtaunte Amme ſah, daß die Bienen an ſeinen
Munde aus und ein gingen, ohne ihm ein Leid zu thun. Sein Vater \{<loß daraus auf eine
hohe Beſtimmung. A. erhielt eine vortreffliche Erziehung und ging mit ſeinem Bruder Satyrus
nah Mailand, um die juriſt. Laufbahn zu betreten. Bald zeichnete er ſich ſo aus, daß er 369
von Valentinian zum Präfecten von Oberitalien und Mailand ernannt wurde. Sanftmuth
und Weisheit gewannen ihm in dieſer Stellung die Achtung und Liebe des Volks, deſſen Wohl-
ſtand durch die Unruhen des Arianismus zerrüttet lag. Von den Arianern wie den Katholiken
ward er darum auh 374 einſtimmig zum Biſchof von Mailand ausgerufen. Lange weigerte
ſih A,, dieſe Würde anzunehmen, ja er verließ die Stadt. Doch kehrte er bald darauf zurü>,
ließ ſich taufen, da er bisher nur Katehumen geweſen war, und empfing aht Tage darauf die
Weihe. Das Gedächtniß dieſer Begebenheit feiert die fath. Kirche noh gegenwärtig am 7. Dec.
Auth als Biſchof erwarb er ſih dur ſeinen milden und ſanften, aber gegen Ungerechtigkeiten
ſtrengen und unbeugſamen Charakter allgemeine Verehrung. So wies er ſelbſt den Kaiſer
Theodoſius, welcher dur<h Rufinus die empörten Theſſalonicher hatte grauſam niedermegeln
laſſen, vor der Kirchthür zurü>, that ihn in den Bann, und nahm dieſen erſt nah a<tmonat-
licher ſtrenger Buße zurü>. A. ſtarb 4. April 397. Die wichtigſten unter ſeinen exegetiſchen,
dogmatiſchen und ethiſchen Schriften («Opera», herausg. von den Benedictinern, 2 Bde., Par.
1686 — 90) ſind das «Hexaemeron », die drei Bücher «De officüs clericorum » (herausg.
von Krabinger, Tib. 1857), welche Jahrhunderte hindurch ein vielgebramchtes Handbuch der
Ethik waren, die fünf Bücher «De fide» ſowie 84 Briefe und Reden. Selbſtändig und bahn-
brechend ſteht jedo<h A. als Dichter geiſtlicher Lieder («Hymni») da; von den 30 Hymnen,
die thm zugeſchrieben werden, gelten jedoh nur 12 für echt. Der gewöhnlich an A.'s Namen
gefnüpfte Symmus «Te Deum laudamus» oder der Ambrofianifche Lobgeſang iſt er-