Abendmahlsgericht Abendröthe
der Mehrzahl der «gebildeten» Laien begünſtigte Anſicht überwogen hatte, daß Brot und Wein
nichts als Sinnbilder, das A. nur ein Gedächtnißmahl ſei, iſ gerade in neuerer und neueſter
Zeit die ältere luth. Anſicht mit ſteigender Schroffheit wieder aufgeſtellt worden (von Schei-
bel, Lindner, Sartorius, Nudelbach, Kahnis u. a.). Doch hat fich daneben auch die Anſicht
Melanchthon's und der reform, Bekenntnißſchriften, im Intereſſe der Wiſſenſchaft fowol als
der kirchlichen Union, immer aufs neue wieder Gehör verſchafft (Schleiermacher, Risse, Jul.
Müller, Schenkel, Nothe, Heppe, neuerdings auh Kahnis u. a.). Die Hauptſchriften über
das A., in welchen die verſchiedenen Richtungen ihren Standpunkt dargelegt Haben, find von
Dav. Schulz (1824), Ebrard (1845), Kahnis (1851) und Nüert (1856).
Abendmahlsgeriht und Abendmahlsprobe, |. Ordalien.
Abendroth (Amandus Aug.), ein verdienter hamburger Patriot und Staatsmann, geb.
16. Oct. 1767 zu Hamburg als der Sohn des aus dem ſäch|. Erzgebirge ſtammenden Pro-
curators Abraham A, , ſtudirte ſeit 1787 die Rechte erſt zu Erlangen, dann zu Göttingen, wo
er die juriſt, Doctorwürde erlangte, und widmete ſich hierauf in ſeiner Vaterſtadt mit Erfolg
der Advocatur. Schon 1800 ward er zum Nathsherrn erwählt, womit ſich ihm, infolge der
Zeitdrangſale, die au< Hamburg betrafen, ein weites Feld männlicher Thätigkeit eröffnete.
Als die Franzoſen im Herbſt 1806 die Stadt beſetzten, verſah A. die Polizeiverwaltung, die
er auh mit großem Geſchi> fortführte. Nachdem er 1809 und 1810 als Amtmann zu Nibe-
büttel gewirkt, übernahm er bei der Einverleibung Hamburgs in das franz. Kaiſerreih 1810
das ebenſo wichtige wie gefahrvolle Amt eines Maire von Hamburg. In dieſer Stellung wirkte
er unter harten Kämpfen und raſtloſer Thätigkeit für das Intereſſe ſeiner Mitbürger , ver-
mochte aber nicht allen Härten umd Uebeln zu begegnen. Bei einem Volksaufſtande, der bei
Abzug der Präfecturwache zur franz. Armee 924. Febr. 1813 zu Hamburg ausbrach, wurde A,,
der die Maſſen zu beſchwichtigen verſuchte, perſönlich gefährdet. Die Franzoſen griffen ſe<s
Menſchen willkürli<h heraus und erſchoſſen dieſelben. A. ſuchte der blutigen Gewalt Ein-
halt zu thun, indem er mit Niederlegung feines Amtes drohte. Als im Frühjahre ruſſ. und
deutſche Truppen auf kurze Zeit Hamburg beſetzten, übernahm A. die Polizeiverwaltung, wofür
ihn die Franzoſen auf die Liſte der Geächteten ſezten. Er verließ deshalb vor dem Abzuge der
Verbündeten mit ſeiner Familie die Stadt und fuchte im Bunde mit andern tüchtigen Män=
nern auswärts zu Gunſten Hamburgs zu wirken. Noch ehe die Franzoſen Ende Mai 1814
Hamburg verließen, nahm er im Namen und im Intereſſe der Stadt das Amt Riyebüttel
in Beſitz, welches er fortan unter Entfaltung der ſegensreichſten Friedensthätigkeit verwaltete.
Unter anderm gründete A. zu Cuxhaven das erſte deutſche Nordſeebad. Mit ſeinem Wieder-
eintritt in den hamburgiſchen Senat (1821) übernahm er abermals die Leitung des Polizei-
weſens, bis er 1831 zum Bürgermeiſter erwählt ward. Er legte 1835 ſeine Stelle infolge
von Krankheit nieder und ſtarb in der Nacht vom 16. zum 17. Dec. 1842. Noch hatte der
Greis den Schmerz gehabt, den großen Brand von Hamburg zu erleben. Als Schriftſteller
iſt A. wenig vor die Oeffentlichkeit getreten. Zu nennen ſind « Wünſche bei Hamburgs Wieder-
geburt » (Kiel 1814) und « Kitebitttel und das Seebad Cuxhaven » (2 Thle,, Hamb. 1818 —
37). Bon feinen ſehs Söhnen haben ihn vier überlebt. Der älteſte derſelben, Aug. A., Doctor
der Rechte, hat ſich die Förderung künſtleriſcher, gemeinnütziger und wohlthätiger Zwecke zur
Lebensaufgabe geſtellt. Er ift bei dem Wiederaufbau der Stadt nad) dem großen Brande ſehr
thätig geweſen, und führt noch jezt den Vorſit bei den verſchiedenſten Unternehmungen, wie
3. B. der Berlin-Hamburger Eiſenbahn, des Blumen -