624 Ameiſenſpiritus Ainendèement
in breiten Blättern, die bei 1° Wärme wieder ſhmelzen. Ihre Dichtigkeit iſt größer als die
des Waſſers, denn ihr ſpecifiſhes Gewicht beträgt 1,2353 bei 12° C. Die Säure wurde 1670
von Samuel Fiſcher in den Ameiſen entde>t und verdankt dieſem Vorkommen ihren Namen,
Wahrſcheinlich findet ſie ſih noh in einigen andern Inſekten, z. B. in der Proceffionsraupe,
Auch im Pflanzenreiche kommt ſie vor, z. B. in den Kiefernadeln. Sie entſteht aus dem Holz-=
geiſt oder Methylalkohol ganz ebenſo dur langſame Oxydation (Sauerſtoffaufnahme) wie die
Eſſigſäure aus dem Weingeiſt oder gewöhnlichen Alkohol (Aethylalkohol). Doch entſteht ſie
auch außerdem noch bei der Oxydation einer großen Zahl anderer organiſcher Stoffe. Wichtig
iſt die Entdedung Berthelot's, der, ähnlich wie beim Alkohol, ſo auch hier nachgewieſen hat, daß
die À. auch aus rein mineraliſchen, unorganiſchen Subſtanzen hergeſtellt werden kann, nämlith
dadurch, daß man Kohlenoxydgas 70 St. lang mit Kali auf 100° C. erhitzt. Die zwe>mäßigſte
Darftellungsweife der A. iſt nah Berthelot jedoch die durch Erhitzen von Oxalſäure mit Glyce-
rin auf 110° C. Außer als Heilmittel wird ſie neuerdings tehniſ<h von Photographen als
Zufag zur Entwidelungsflüffigleit für negative Collodinmbilder gebraucht.
Ameijenjpiritns, ein pharmaceutifches Präparat, welches durch Deſtillation von Ameiſen
mit Weingeiſt und Waſſer gewonnen und als Hausmittel bei Berftauchungen u. |. w. gebraucht
wird. Es enthält außer Alkohol ein wenig Ameiſenſäure und Ameiſenöl. Im gewöhnlichen
Leben bereitet man den A. dadurch, daß man Spiritus einige Zeit in einer verſchloſſenen Flaſche
über Ameiſen ſtehen läßt. Das Wirkſame bei ſeiner Anwendung iſ jedenfalls die durch feine
Einreibung verurſachte Reizung der Haut.
| Amelanchier nannte Medicus eine Gattung Sträucher aus der Familie der Pomaceen oder
apfelfrühtigen Gewächſe, deren Arten von Linné zur Gattung Pyrus (\. d.) gezogen worden
waren, Dieſe Gattung unterſcheidet ſih von Pyrus durch die in vielblütige Trauben geſtellten
Blüten und durch beerenartige Früchte mit blos einſamigen Kahſelfähern. In Europa kommt
eine einzige Art vor, die unter dem Namen Trauben- oder Felſenbirne bekannte A. vulgaris,
welche auf Kalkhügeln und an Kalkfelſen wächſt, eiförmig-rundliche, geſägte , kahle oder unter-
ſeits weichhaarige Blätter, weiße Blüten und ſhwarzblaue, inwendig blutrothe Früchte hat
und in unſern Gärten und Promenaden häufig als Zierftrauch angepflanzt wird,
Ameland, eine Inſel in der Nordſee, an der Küſte von Friesland und zum Bezirk Leeu-
warden der niederl. Provinz Vriesland gehörig, iſt durch den Wadden vom Feſtlande, durch
das Amelanderlo<h in W. von der Inſel Ter Schelling, durch das Pinkelody in D. von der
Infel Schiermonnifoog getrennt, umfaßt bei einer Länge von 3 M, und einer größten Breite
von etwa Y, M. ein Areal von 6666 Hektaren oder 1,1 Q.-M. und zählt 2226 E,, die faſt
ſämmtlih Fiſcher und Seeleute ſind, dabei aber auh Viehzucht treiben. Auf der Inſel liegen
die beiden Dörfer Nees und Hollum, von denen erſteres cine Navigationsſchule beſitzt. Neuer-
dings iſt die Verbindung der Inſel mit dem Feſtlande projectirt worden, durch welche ein Boden-
gewinn von etwa 17000 Hektaren erzielt werden könnte.
Amelia, uraltes Städtchen und Biſchofsſitz in der ital. Provinz Umbrien, in der frühern
päpſtl. Delegation Spoleto, auf einem Hügel an einem linken Nebenflüßchen der Tiber, 5 M.
jitdweftlich von Spoleto gelegen, hat eine Kathedrale, drei Pfarrkirchen und mehrere Klöſter,
und zählt 2000 E. Jn der Umgegend werden die beſten Roſinen Italiens gewonnen. A, ift
das röm. Municipium Ameria in Umbrien, eine dex älteſten Städte Italiens, die 381 Jahre
vor Rom erbaut worden ſein ſoll. Das Bisthum wurde im I. 340 gegründet.
Amelungen, |. Amaler.
Amen , ein hebr. Wort, mit welchem man etwas verſichert (Ja gewiß! wahrlich !), iſt aus
der Religionsſprache der Juden. in die der Chriſten übergegangen. Dex in den jüd. Syna-
gogen am Schluſſe der Verſammlung ertheilte Segen wird von den Anweſenden mit einem
Amen bekräftigt. Auch in den religiöſen Verſammlungen der erſten Chriſten ward das Gebet,
welches der Aelteſte der Gemeinde oder ein Lehrer ſprach, von der Gemeinde mit einem Amen
beſchloſſen, So iſt es das Schlußwort des Apoſtoliſhen Glaubensbekenntniſſes. Noch jeßt
wird jede chriftl. Predigt mit diefem Worte unter der ftillfehweigenden Vorausſezung geendigt,
daß ihr Schluß eine allgemeine Wahrheit, eine Ermahnung oder einen Wunſch ausjprict.
Ameudement (franz.), d. h. Verbeſſerung, iſt ein Kunſtausdru> der parlamentariſchen
Sprache für ſolche Aenderungen, welche zu den einzelnen Theilen eines Geſetzentwurfs, einer
Adreſſe, eines Antrags vorgeſchlagen werden. Die A. ſeßen voraus, daß man über den Gegen-
ſtand des Antrags irgendetwas feſtgeſtellt wiſſen will, aber mit dem fpeciellen Inhalte defjelben
ganz oder theilweiſe niht einverſtanden iſt, In ihrer einfachiten Bedeutung find fie nur