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Polarlandes auf. Einen mannichfaltigern Infelveichthum zeigt Nordamerika von den üppigen
Eilanden Weſtindiens im Süden bis zu den eiſigen Bergen des Nordens. Weſtindien zerfällt in
die drei Hauptgruppen der Großen und der Kleinen Antillen und der Bahamainſeln oder Lucayen,
einen Handelshafen für alle Flaggen der Welt, ein Colonialland für alle bedeutenden See-
mächte Europas bietend. Unter den Kleinen Antillen ſind am wichtigſten Curaçao und Mar-
garita als Inſeln unter dem Winde, Trinidad, Tabago, Granada, St.-Vincent, Sta.-Lucia,
Barbadoes, Martinique, Dominica, Guadeloupe, Antigua, St.-Barthelemy und die Virgini-
ſchen Inſeln Ste.-Croix und St.-Thomas als Inſeln über dem Winde. Die Großen Antillen
beſtehen in Jamaica, Cuba, Haiti oder San- Domingo und Portorico, und ſind durch die
Straße von Yucatan einerſeits und die Straße von Florida andererſeits vom Feſtlande getrennt.
Unter den dünenumlagerten Lucayen erſcheinen am größten Inagua, Allin, Guanahani oder
San-Salvador, Eleuthera und Abaco. Dem reichen Antillenarchipel der Oſtküſte Central-
ameritas ſtehen die ſparſamen Inſeln der Nevilla-Gigedo-Gruppe an der Weſtküſte, den lang-
geſtre>ten Flachinſeln, Bänken und Dünen an Flokidas Küſte die Felſeninſeln und Niffe des
Purpurmeeres und der Weſtküſte Altcaliforniens gegenüber, während fich weiter von der Oft-
tüſte die Dermudasinfeln entfernen. Wie im O. Neufundland, Anticoſti, Prinz-Eduard-Infel
und Cap Breton theils im, theils vor dem Lorenzbuſen als abgeriſſene Stücke einer Felsplatte
erſcheinen, ſo als vorliegende Felsriffe dicht an der Weſtküſte Quadra (Vancouversinſel), die
Königin-Charlotten-Infel, Prinz- Wales, Sitka und Kadjak; wie im O. Southampton und
Mansfield die tiefeinſhneidende Hudſonsbai im N. verſchließen, ſo umgürtet ſüdlich an der
Weſtküſte das Beringsmeer der Aleutenarchipel als eine lange, zerriſſene Fels- und Vulkan-
reihe in allmählichem Uebergange zu Aſien, während innerhalb des Beringsmeeres der Pribilovs-
archipel, Nuniwak, die St. = Matthäusgruppe und St. - Lorenz liegen. Wenn auch in neueſter
Zeit durch die zahlreichen Expeditionen zur Aufſuchung des Kapitän Franklin und ſeiner Ge-
fährten endlich die Nordküſten A.s ſowie die Gliederung des vorgelagerten ungeheuern arkti-
ſchen Archipels in feſtere Formen gebracht ſind, als bis dahin die Geſtade des Meeres dex
nordweill. Durchfahrten auf den Karten erſchienen, ſo bleibt doh noh übrig, für viele der
einzelnen inſularen Glieder die gegenfeitige Abgrenzung unter den übergelagerten Maſſen
ewigen Eiſes aufzufinden. Während Grönland im O. der Baffinsbai, nördlich bis über den
Smith = und Kane=Sund hinaus, bisjezt noch als eine’ einzige zuſammenhängende Landmaſſe
erſcheint, hat ſich das frühere Baffinsland im W. der Baffinsbai bereits in viele Inſeln auf-
gelöſt, Jm W. der letztern breitet fich der vielfah gegliederte Baffin-Perry-Archipel aus, jin
deſſen Norden North=Lincoln und North-Cornwall nur erſt in ihren ſüdl. Küſten bekannt ge-
worden ſind. In unmittelbarem Zuſammenhange mit den Gegenſätzen des Gliederungsreich-
thums zwiſhen Nord- und Südamerika ſteht auch die gleihe Verſchiedenheit in Zahl und Be-
deutung der Meereseinbuchtungen; denn die Hudſonshai, Lorenzbuſen, Fundybai, Nortonſund,
Briſtolbai, Purpurmeer, Campeche=, Honduras- und Guatemalabucht Nordamerikas find nicht
zu vergleichen mit den flachen oder kleinen Buchten Südamerikas, unter denen noh der Golf
von Darien, von Maracaibo, die Allerheiligenbai, die Matthias- und Georgsbai, der Golf
von Guaiteca, Guayaquil, von Choco und Panama am bedeutendſten erſcheinen.
Verticale Gliederung. In A. herrſcht die Form der Ebene in faſt zwei Drittheilen
des Areals vor. Doch zeigt fich auh hier eine einförmige Vertheilung zwiſchen hoh und tief,
inſoſern das Hochgebirgsſyſtem der Cordilleras (\. d.) de los Andes auf einer von den Nord-
zu den Südenden des Welttheils reihenden Baſis von 216000 D.-M. fid) an die Weftgeftade
lagert, öſtlich zu unabſehbaren Ebenen übergehend, aus denen nur hier und da iſolirte Gebirgs-
gruppen hervortauchen, Die zu 5—600 F. abſteigende Einſenkung auf der Landenge von
Panama bildet auch eine natürliche Trennung zwiſchen dem nördl. und ſüdl. Cordillerenſyſteme,
Wenn im S. (Patagonien und Chile) die Schnee- und Vulkanpics den gleichen Gipfeln Guate-
malas im N. entjprechen, wenn hier wie dort in der mittlern Gruppe die größte Höhe erreicht
wird, und bet nördl, Weiterftreichen eine fächerartige Ausbreitung ftattfindet und vorherr-
chender Kettengebirgsbau die Plateaubildung beſchränkt: ſo unterſcheiden fich die ſüdl. und
nördl. Anden doch in mehrern charafteriftifchen Zügen voneinander, Die Cordilleren Süd-
amerikas fallen in ſteilen, kürzern Terrafjen zu den Meeresufern und fchmalen, Küftenebenen,
zeigen eine veichhaltigere Kettengliederung, tragen die höchſten Maſſen ganz A.s und ſenden
verhältnißmäßig nur kurze Verzweigungen zum öſtl. Flachlande; dagegen legen ſich den nord-
amerik, Cordilleren im W. weitere Hochplatten an, um größere Stromentwicelungen zu be-
günſtigen, wie ſie überhaupt weniger vertical gegliedert, dann aber auh niedriger ſind und
Amerika