u
Abensberg Abentener
Triumvirat der jüd. Literatur ſeines Jahrhunderts. Bei den Hriftl. Schriftftellern des fpätern
Mittelalters kommt ex unter dem Namen Abenare oder Avenara vor.
Abensberg, Stadt im Bezirke Kelheim des bair. Kreiſes Niederbaiern, an der Abens,
einem Nebenfluffe der Donau, Sit eines Landgerichts, Hat 1580 E., ein altes Schloß (einſt
Kefidenz der Grafen von A.), ein Mineralbad mit fchönem Garten, fehr ergiebigen Hopfenbau
und beträchtliche Brauerei und Wollweberei. Man hält e8 fiir das Abasina oder Abasinum
der Römer und bemerkt dafelbft noch die Spuren eines röm. Lagers. A. ift Geburtsort des
bair. Gefchichtfehreibers Thurnmayr, dev fi) danad) Ayentinus (|. d.) nannte, und deſſen
Denkmal hier 12. Oct. 1861 enthüllt wurde. Hier {lug 20. April 1809 Napoleon an der
Spitze der Baiern und Würtemberger im Verein mit der Großen Armee unter Davouſt, Lannes
und St.-Sulpice den linken Flügel der öſterr. Armee des Erzherzogs Karl unter Erzherzog
Ludwig und General Hiller. Die Oeſterreicher verloren dabei 88 Offiziere, 2620 Todte und
Verwundete und an dieſem und dem folgenden Tage zuſammen gegen- 18000 Gefangene und
12 Kanonen. Sie mußten am 21. April Landshut räumen, wurden über die Iſar geworfen,
gegen den Inn gedrängt und vom rechten Flügel getrennt, der unter Erzherzog Karl 22. April
bei E>mühl (\. d.) ebenfalls geſhlagen ward.
Abenteuer, ein Wort der deutſchen Schriftſprache, welches aus der franz. Form aventure
(einer Ableitung vom mittellat. advenire für das claſſiſhe evenire) umgebildet iſt, mit der
höfiſchen Kunſtpoeſie des ſpätern Mittelalters nah Deutſchland kam und ſeit vem 13. Jahrh.
in der mittelhochdeutfchen Form âventiure erſcheint. Das Wort bezeichnet zunächſt ein Ereigniß
überhaupt, dann aber insbeſondere ein Ereigniß, in welhem die Mitwirkung einer höhern,
übermenſhlihen Macht ſichtbar, ein unbegreifliches, wunderbares, zauberhaftes Ereignig, def-
ſen Ausgang ungewiß ift. Der Begriff des A. in dieſem Sinne entwicelte fi) mit dem Nitter-
thum und der ritterlichen Epik jener Zeit. Während in den epifchen Dichtungen des 11. und
12. Jahrh. die Nitter vorzugsweiſe als fromme Glaubenshelden erſcheinen, welche ihre A. in
den Kämpfen mit den Hauptfeinden des chriftl. Glaubens, den Sarazenen im Morgenlande
und den Mauren in Spanien, ſuchen, beftreben fich feit der erften Hälfte des 13. Jahrh. die
ritterfichen Dichter, die Helden ihrer Poeſien dur<h Verbindung mit der Fee Avalons un-
ſterblich, durch die Hülfe von Zauberern aus der Schule Merlin’s unüberwindlich und durch
Wunderthaten in der Art des Alexander der Orientalen intereſſant zu machen, und dabei
Rieſen und Zwerge, Zauberhörner und Magnetberge eine Rolle ſpielen zu laſſen, Das A.
wird aus\cließlih zu einem Ereigniß, durch welches ein Ritter mit Elfen, Geiſtern und andern
Kräften übermenſchlicher Art in Berührung kommt. Unter dem Einfluſſe, welchen die Dar-
ſtellung der ritterlichen A. in dex Literatur des ſpätern Mittelalters gewann, geſchah es auch,
daß die Muſe des Ritterabenteuers wie der ritterlihen Dichter als « Frau Aventiure » perſo-=
nificirt wurde. Ein weibliches Weſen von göttlicher Schönheit, kann ſie ſih dur einen Ring,
den ſie anſte>t, unſichtbar machen, zieht ſo durch alle Lande und beobachtet den Lauf der Welt
und die geheimen Triebfedern der menſchlichen Handlungen. Ein Stab in der Hand dient ihr,
um Flüſſe und Berge zu überſchreiten. Als ſolhe wandernde Späherin erſcheint ſie bisweilen
auch dem erzählenden Dichter und gibt ihm die zuverläſſigſten Aufſchlüſſe über alles, was er
zu wiffen verlangt, Was er von ihr erfahren hat, macht er dann in ſeiner Dichtung oder
Märe, die deshalb auch ſelbſt Häufig Aventiure oder A. genannt wird, der Welt bekannt.
Vgl. JF. Grimm, «Frau Aventiure» (Berl. 1842). Mit dem Ritterthum verſchwand das A.
aus dem Leben; doch blieb es bis auf neuere Zeit herab in der romantiſch -epiſchen Poeſie als
Bezeichnung für die Darſtellung von Ereigniſſen, bei welcher ſih der Dichter des Wunder-
baren, der Geiſter, Elfen, Feen u. f. w., als Maſchinerie bedient. Auch pflegt man die ein-
zelnen Abſchnitte größerer erzählender Dichtungen dieſer Art mt dem Namen A. zu belegen.
In der Sprache des gewöhnlichen Lebens bedeutet jet A. vorzugsweiſe ein auffallendes Er-
eigniß, das mit dem Geſetze, dem Herkommen, der Sitte und Polizer nicht in Einklang ſteht.
Mit abenteuerlich wird alles das bezeichnet, was einerſeits über das Herkömmliche und
Gewöhnliche, anderntheils über die Geſeße der Natur und der moraliſchen Welt hinausgeht
und ſeine Entſtehung mehr einer zügellofen Phantaſie und blindem Thatendurſt als irgendeinem
vernünſtig-ſittlihen Zwe>e verdankt. In der ſchönen Kunſt iſt das Abentenerliche nur im
Gebiete des Nomantiſchen und des Komiſchen zuläſſig; in jedem andern Falle hört es auf, als
Schönes zu wirken, und fällt ins Sinnloſe.
Wie der Begriff des A., ſo erfuhr auch der des Abenteurers im Laufe der Jahrhun-
derte mancherlei Wandlungen. Solange noch die ſhwärmeriſche Begierde nach A, für das