Full text: A bis Arad (Band 1)

   
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Analyſis (Chemie) Analytik 687 
den einen Beſtandtheil aus der Löſung unlöslich ausfcheiden. Die Quantität der einzelnen, 
durch Filtriren, Abgießen (Decantiren), Abdampfen oder Glühen voneinander geſchiedenen 
Stoffe wird dann unter vielen Vorſichtsmaßregeln mit Hülfe der Wage genau beſtimmt. Erſt 
nachdem Lavoiſier den Gebrauch der Wage (\. d.) eingeführt, wurde es der Chemie mögli, 
ſich zu ihrer jeßigen Höhe emporzuarbeiten. Eine beſondere Art der A., die ſog. organiſche 
Elementaranalyſe, die aber ſhließlih auh auf Wägungen hinausläuft, muß bei allen, 
dem thieriſchen oder pflanzlichen Organismus entnommenen, oder dieſen analog hauptſächlich 
nur aus Kohlenſtoff, Waſſerſtoff, Sauerſtoff und meiſt auh Stickſtoff gebildeten Subſtanzen 
angewendet werden. Man erkennt ſolche organiſche Subſtanzen ſofort daran, daß ſie, in einem 
Glasröhrchen über einer Spirituslampe erhibt, verkohlen und brenzlich riechende Producte 
entwideln. Um ſie quantitativ zu analyſiren, fchliegt man eine gewogene Menge davon, mit 
einer fauerftoffhaltigen Subftanz, etwa Kupferoxyd, gemengt, in ein fhwer Ihmelzbares Glas- 
rohr ein und glüht ſie. Dadurch wird ihr Kohlenſtoff in Kohlenſäure verwandelt, ihr Waſſer- 
ſtoff in Waſſerdampf. Dieſe entweichen, werden getrennt aufgefangen, gewogen, und daraus 
berechnet man, wie viel Kohlenftoff und Waſſerſtoff die Subſtanz enthielt. Der Unterſchied 
dieſer Gewichte und des Geſammtgewichts vor dem Glühen gibt die Sauerſtoffmenge; war 
Stidftoff darin, ſo muß dieſer geſondert beſtimmt werden. 
Statt die Menge einer Subſtanz durch Wägung zu beſtimmen, kann man ſie auch, beſon- 
ders wenn es eine Flüſſigkeit iſt, abmeſſen, und hierauf beruht noch ein anderes quantitativ ana- 
lytiſhes Verfahren, nämlich die, wenn auh niht überall, ſo doh in vielen Fällen mit Nuten 
verwendbare Maßanalyfe, das Titrirverfahren. Wollte man 3: ®. nad) diefem Ver- 
fahren den Silbergehalt einer mit Kupfer legirten Silbermünze beſtimmen, ſo müßte man die 
Münze oder einen gewogenen Theil derſelben in Salpeterſäure auflöſen. Aus dem fo ent- 
ſtandenen Gemiſch von ſalpeterſaurem Silber und ſalpeterſaurem Kupfer kann man das Silber 
dur allmähliches Zutröpfeln einer Löſung von Chlornatrium (Kochſalz) in Form von Chlor- 
ſilber als einen weißen, flo>igen Niederſchlag ausſcheiden. Nun weiß man, wie viel Gramme 
Chlornatrium man braucht, um jo und fo viel Gramme Chlorſilber auszufällen. Hat man 
daher vorher eine titrirte Kochſalzlöſung hergeſtellt, d. h. eine genau gewogene Menge Koch- 
ſalz in einer gemeſſenen Menge Waſſer aufgelöſt, ſo kann man jetzt aus der Menge der zuge- 
tröpfelten Kochſalzlöſung die ausgeſchiedene Quantität Chlorſilber und die in dieſem enthaltene 
Silbermenge berechnen. Das Meffen der zugegoſſenen titrirten Löſungen geſchieht in fog. Bit- 
retten, langen cylindriſchen Glasgefäßen, die an Ihrer Seitenwand eine eingeriffene genaue Ein- 
theilung haben. Beſonders verdient um die Maßanalyſe hat ſich in neuerer Zeit Mohr gemacht. 
In neueſter Zeit iſt die <em. A., und zwar die qualitative, dur) eine neue Methode be- 
reichert worden, welche alle bisher bekannten an Feinheit und Empfindlichkeit bei weitem über- 
trifft, indem man durch ſie äußerſt kleine Spuren einer Subſtanz, die auf andere Weiſe nicht 
mehr nahweisbar ſind, immer noh zu erkennen vermag. Es iſt dies die von Kirchhoff und Bun- 
ſen zuerſt und mit Erfolg angewendete, ſog. Spectralanalyſe, die auf folgenden Wahrneh- 
mungen beruht. Blickt man durch ein dreifantiges Glasprisma nach einem hellen Punkte (etwa 
der Sonne oder einer Lichtflamme), ſo erſcheint derſelbe zu einem Streifen breitgezogen, der 
von einem Ende zum andern die Regenbogenfarben Noth, Orangegelb, Grün, Blau, Violett 
zeigt. Ein ſolcher Streifen heißt ein prismatifches Spectrum. Eine Weingeiſtflamme, ſowie 
auch manche andere, leuchtet aber ſo ſchwach, daß man bei ihr kein deutlich wahrnehmbares 
Spectrum ſicht. Bringt man indeß entweder an den Docht „oder ſonſt wie in die Flamme ge- 
wiſſe Subſtanzen, z. B. manche Salze, ſo erſcheint die Flamme je nah den Subſtanzen ge- 
färbt, z. B. bei Natronſalzen gelb, bei Kaliſalzen violett, bei andern noch anders. Betrachtet 
man nun eine ſolhe Flamme durch ein Prisma, fo erblict man zwar kein ganzes Spectrum, 
aber doch einzelne herausgeriſſene Theile deſſelben , z. B. bei Natronſalzen einen Streifen im 
Gelb, bei Kaliſalzen einen im Roth und einen im Violett u. |. m. Auf dieſe Weiſe kann man 
aus den fo entſtehenden Streifen des Spectrums auf die Anweſenheit der dieſe Streifen be- 
dingenden Stoffe ſchließen, ja ſogar, wenn einmal bunte Streifen auftreten, welche durch die 
bekannten Stoffe nicht erzeugt werden können, auf die Anweſenheit von Stoffen ließen, die 
bis dahin noch nicht bekannt waren. Auf dieſe Weiſe hat man ſchon drei bis dahin unbekannte 
Metalle entde>t, das Cäſium, Rubidium und das Thallium, von denen das erſtere ſich beſon- 
ders durch einen blauen, das zweite durch einen rothen, das letztere durch einen grünen Streifen 
in dem prismatiſchen Spectrum der durch ihre Salze gefärbten Flammen charakteriſirt. 
Analytik nennt man die Wiſſenſchaft, welche die Analyſis zum Gegenſtand hat. So 
    
  
  
  
    
    
  
  
    
     
   
  
  
  
   
    
    
     
  
   
    
   
    
   
  
  
    
   
  
  
  
  
    
    
    
  
  
  
  
   
  
   
  
   
   
  
  
   
    
    
   
   
    
     
    
  
  
   
  
  
  
   
   
   
  
  
   
    
    
  
  
  
  
   
 
	        
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