Full text: A bis Arad (Band 1)

   
  
    
690 Anajarfa Anaſtaſius (Abt) 
ſeiteſezung ſeiner wahren Aufgaben und regelmäßigen Thätigkeiten, ein Spielball ehrgeiziger, 
um die Gewalt ringender Parteien, ein Zummelplag wilder Begierden und Leidenschaften 
geworden iſt, Es ift der fchlimmfte Zuſtand, in den ein Staat verfallen kann. Doch wird 
das Uebel, vermöge ſeiner Natur, immer nur ein acutes ſein und niemals lange anhalten, 
wenn auh ſeine Nachwehen, Lo>erung der Autorität auf der einen, Reaction auf der andern 
Seite, niht ausbleiben. Volle A. findet ſelten ſtatt, Häufiger ſind annähernd anarchiſche 
Zuſtände, wobei die Herrſchaft des Geſetzes nur theilweiſe und gewiſſermaßen ru>weiſe ge= 
lähmt erſcheint. Dergleichen kommt im Gefolge von Revolutionen oder bei ſehr ſ{hle<ter 
Staatsverwaltung vor, wie in den ſüdamerik. Staaten, und kann dann unter Umſtänden per- 
manent werden. Ein immer mehr umſichgreifender Verfall des Staats und der Geſellſchaft 
iſt die nothwendige Folge davon. Der Gedanke, die A. ſelbſt zum normalen Zuſtande des 
Staats und der Geſellſchaft zu machen, indem man erklärte, jeder Menſch handle geſetzmäßig 
vermöge ſeiner eigenen Vernunft, es bedürfe daher keiner äußerlichen Herrſchaft eines Gefetses 
oder einer Autorität über die einzelnen, eine ſolche widerſpreche dem natürlihen Princip der 
Freiheit u. \. w., kann nur als die Ausgeburt einer, vielleicht ehrlihgemeinten, aber durchaus 
phantaſtiſchen und praktiſh unanwendbaren Weltanſchauung betrachtet werden, welche den 
Menſchen, wie er iſ, mit dem, wie er ſein ſollte oder ſein würde, wenn er ein reines Vernunft- 
weſen, nicht ein zugleich ſinnliches, mit Leidenſchaften begabtes Weſen wäre, verwechfelt. In 
dieſen Irrthum verfielen auh manche franz. Socialiſten, wenn fie annahmen, die Geſellſchaft 
(im öfonomiſchen Sinne) würde ſih am beſten befinden, wenn jeder einzelne ſowol produciren 
als conſumiren dürfte, was und wie viel ihm beliebte. Bei einer ſolchen öfonomifch = focialen 
A. würde die Geſellſchaft ſo wenig beſtehen können wie bei jener. 
Anaſarka (grieh.), Hautwaſſerſucht, heißt derjenige krankhafte Zuſtand, bei welchem 
ſich über einem größern Theile des Körpers wäſſerige Flüſſigkeit in und unter der Haut an- 
ſammelt. Auf einzelne Theile beſchränkt, heißt derſelbe Dedem, d. i. Waſſergeſhwulſt. Die 
Hautwaſſerſucht iſt ein Symptom anderer Krankheiten , beſonders gewiſſer Nierenkrankheiten, 
organiſcher Herzfehler und <roniſcher Lungenleiden. (S. Waſſerſucht.) 
Anaſtaſia, Name mehrerer Heiligen und Märtyrinnen, deren Andenken in der kath. Kirche 
gefeiert wird. Unter dieſelben gehören: A. die Aeltere, welche unter Nero den Märtyrertod 
ſtarb. — A. die Jüngere, eine vornehme und reihe Nömerin, die von ihrer Mutter Flavia im 
Chriſtenthum erzogen worden war und deshalb von ihrem Gemahl Publius, welcher eine höhere 
Würde bekleidete, viel zu erdulden hatte. Sie wurde bei der Chriſtenverfolgung Diocletian’s in 
Aguileja verhaftet und daſelbſt 304 lebendig verbrannt. Man hat von ihr noch einige Briefe, 
welche fie aus dem Gefüngnig an ihren Beichtiger Chryfogonos richtete. Ihr fowie der oben 
Genannten Gedächtnig wird 25. Dec. gefeiert. — A, eine vornehme Griechin aus Konſtan- 
tinopel, die durch ihre Schönheit die Aufmerkſamkeit des Kaiſers Juſtinian auf fich zog, aber 
deſſen Anträgen lange widerſtand , bis fie fich, um fernern Nachſtellungen zu entgehen, nad) 
Alexandria wandte, Hier lebte ſie als Mönch gekleidet und unerkannt 28 I. lang bis zu ihrem 
Tode (567) in einem Kloſter. Ihr Jahrestag ift der 10. März. 
Anastasiana lex. Infolge der Wahrnehmung, daß Wucherer ſ{hle<te Forderungen gewerb- 
mäßig unter dem Nennwerthe an ſich kauften, um von den Schuldnern durch allerlei Härten 
und Chicanen womöglich den vollen Betrag - herauszupreſſen, verordnete Kaiſer Anaſtaſius 
(491— 518 n. Chr.) in der 1. 22. Cod. Mandati, daß die Ceſſionare folchenfalls vom Schuld- 
ner niht mehr als das wirkli gezahlte Geld einfordern dürften. Neuere Particularrechte 
haben, in Vertretung anderer Anſichten über die Berechtigungen des Verkehrs und über den 
Wucher, das fehwer zu handhabende Geſet bedeutend modificirt oder, wie das preuß. und ſächſ. 
Necht, völlig aufgehoben. (S. Ceſſion.) 
Anaſtaſius iſt der Name von vier Päpſten. A. I., beſtieg 398 als Nachfolger des Siri- 
cius den päpſtl. Stuhl, beſeitigte das Schisma, was 17 I. lang zwiſchen Rom und der Kirche 
zu Antiochia beſtanden, und ſtarb 14. Dec. 401. Er verbot die Aufnahme gebrehliher Per- 
ſonen in geiſtlihe Orden und ſchärfte das Gebot des prieſterlichen Cölibats ein, Am bekann- 
teften ift jedoch U. durch Verdammung mehrerer Lehrſäße und Schriften des Origenes gewor- 
den. — A. IL, ein geborener Römer, beſtieg den Stuhl Petri 25. Nov. 496, an demſelben Tage, 
wo der Frankenkönig die chriſtl. Taufe empfing, und bekleidete die höchſte kir<hli<he Würde bis 
zum 17. Nov. 498, Ohne Bedeutung waren A. 1, 911—13, und U, IV. von 1153 — 54. 
Anaſtaſius, Abt und Bibliothekar zu Rom unter den Päpſten Nikolaus 1., Hadrian II. 
und Johann VIIL, wurde 869 nah Konſtantinopel geſendet, um flir den nachmaligen Kaiſer 
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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