Full text: A bis Arad (Band 1)

   
  
  
698 Anaragoras Anarimander 
bequem war, ſondern auch den feinern Bau der Organe zerſtörte und die Fäulniß beförderte. 
Dieſem Uebelſtand wurde durch die von dem Engländer Shaw gemachte und von E. H. Weber 
vervollkommnete Entde>ung abgeholfen, daß Leinöl und Terpentin, mit gewiſſen Metallkalken 
in beſtimmten Verhältniſſen gemengt, eine ſirupartige Flüſſigkeit bilden, die nad) einiger Zeit 
erſtarrt und fich ſehr wohl zu Einſpritzungen in die Adern bei gewöhnlicher Temperatur eignet. 
Außerdem bedient man ſich, beſonders zur Injection der Lymphgefäße und feinern Blutgefäße, 
des laufenden Qued>ſilbers oder gefärbter dünnerer Flüſſigkeiten, wie des Leimwaſſers u. \. iv, 
Die mit Hülfe der bisher angedeuteten Manipulationen zu Stande kommenden Präparate 
nennt man friſche. Um diejenigen von ihnen, deren Anfertigung viel Zeit und Mühe erfordert, 
oder die ſeltene Abweichungen vom normalen Bau und intereſſante krankhafte Veränderungen 
der Körpertheile darſtellen (pathol. Präparate), behufs des Vortrags der A. möglichſt in ihrer 
natürlichen Form aufzubewahren, tro>net man ſie an der Luft oder durch Beſtreichen mit Holz- 
eſſig und überzieht ſie dann mit einem durchſichtigen Firniß (tro>ene Präparate); oder man 
bringt ſie in Flüſſigkeiten, dur die ſie vor der Fäulniß geſchützt werden, wie Alkohol von 
16— 22°, Sublimatlöſung u. dgl., und fett fie dann in Glasbüchſen, welche durch Blaſe, 
dünne Zinnfolie oder Glasſcheiben mit geſchmolzenem Kautſchuk möglichſt luftdicht verſchloſſen 
werden (feuchte Präparate, Weingeiſtpräparate u. |. w.). Solche Präparate, in befondern 
Schränken und Zimmern aufgeſtellt, bilden die anatomiſchen (oder pathol.) Sammlun gen 
oder Muſeen. Da es unmöglich iſt, alle Theile in ihrer Integrität aufzubewahren, da na- 
mentlich Farbe und feine Faſerungen ſtets verloren gehen, ſo hat man es mit Glück verſucht, 
ſie durch die plaſtiſche Kunſt nachzubilden, und zwar aus Holz oder Elfenbein, wie das Gehör- 
organ, oder aus Wachs (Wachspräparate), oder Papiermaché. Mit allgemeinerm Nugzen und 
verhältnißmäßig geringerm Koſtenaufwand wandte man aber längſt die Zeichenkunſt zu anatom. 
Darſtellungen an. Solche Abbildungen, die man anatomische Tafeln nennt, hatte bereits 
Ariſtoteles gefertigt und ſeinen anatom. Schriften beigegeben, welche verloren gegangen find. 
Im 16. Jahrh. beſchäftigten ſich die größten Maler, wie Leonardo da Vinci, Michel Angelo, 
Rafael, Tizian, Dürer, mit dergleichen Zeichnungen, von denen nım wenige auf uns gekommen. 
Anfangs wurden ſie dur<h Holzſchnitt, ſpäter dur Kupferſtich vervielfältigt. Gegenwärtig be- 
dient man ſih auh des Steindru>s und in jüngſter Zeit wiederum des Holzſchnitts, ja ſelbſt 
der Photographie dazu, ſodaß wir überreich an anatom. Bilderwerken geworden find. 
Anaxagòras, einer der vorzüglichſten ioniſchen Philoſophen, wurde von vornehmen Aeltern 
zu Klazomenä in Jonien um 500 v. Chr. geboren. In ſeinem 45. Z. kam er in Athen mit Perikles 
in genaue Verbindung. Unter ſeine Schüler gehörten die angeſehenſten Männer, wie Thukydi- 
es, Archelaos der Phyſiker und Euripides. Durch tiefe Studien der Naturwiſſenſchaften in 
den Stand geſetzt, die Sonnen - und Mondfinſterniſſe, Erdbeben und ähnliche Erſcheinungen 
natürlich zu erklären, kam er in den Verdacht der Gottesläſterung und mußte auf eine Anklage 
Athen verlaſſen. Er ging nah Lampſakos, wo er 428 ſtarb. Nach dem gemeinſamen Grund- 
ſaße der Phyſiker: «Aus nichts wird nichts», nahm er eine urſprüngliche Verbindung der 
Urſtoffe an. Als dieſe Urſtoffe betrachtete er aber nicht die ſog. Elemente, ſondern Grund- 
förperchen, welche durch eigenthümliche Qualitäten voneinander verſchieden und den Körpern, 
die durch ſie gebildet werden, gleichartig ſeien. Die Urſtoffe, an und für ſih ohne Bewegung, 
waren nach ſeiner Meinung im Anfange durch ein anderes, gleichfalls ewiges, von der Materie 
verſchiedenes, geiſtiges Urweſen (voög, d. i. Intelligenz) in Bewegung gefeßt, und durch dieſe 
Bewegung und Scheidung des Ungleichartigen und die Verbindung des Gleichartigen hatte 
ſich die Welt gebildet. Er nahm an, in jedem Dinge befinde ſich ein Antheil von allem, und 
ein Ding unterſcheide ſih daher nur durch das Vorherrſchen eines Grundſtoffs; die Intelligenz 
aber bleibe rein und unvermiſcht mit dem Materiellen und beſtimme und durchdringe alle Dinge 
als das Princip des Lebens. Wegen der Annahme jenes geiſtigen Princips haben ihn viele 
für den erſten Deiſten unter den Philoſophen angeſehen, aber mit Unrecht, da ſein Syſtem 
vielmehr dualiſtiſch iſt und die Naturerſcheinungen mehr mechaniſch erklärt. Die Fragmente 
ſeiner Schriften haben Schaubach (Lpz. 1827) und Schorn (Boun 1829) geſammelt; Beiträge 
zur Erklärung ſeiner Lehre haben Carus (Lpz. 1797) und Breier (Berl. 1840) gegeben. 
Bgl. Schleiermacher, «Ueber A.’ Philoſophie» (Berl. 1815). 
Anaximänder, grie<. Mathematiker und Philoſoph, des Praxiades Sohn, geb. zu Milet 
611, geſt. 546 v. Chr. Sein Hauptſtudium war die Mathematik. Er entde>te die Schiefe 
der Ekliptik (wenigſtens ward ſie von ihm gelehrt) und beſtimmte die Sonnenwenden und Nacht- 
gleichen mittels eines Sonnenzeigers. Auch ſoll er zuerſt die Umriſſe der Länder und Meere 
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
   
  
  
	        
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