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im 10. Jahrh. von den Sarazenen aufs neue verwüſtet wurde, A. erhob ſi nun dur eigene
Kraft aus den Trümmern zur Republik, wurde aber 1532 von Papſt Clemens VU. dur Liſt
eingenommen und ſammt ihrem Gebiete zum Kirchenſtaate geſchlagen. 1779 eroberten e8 nad)
tapferer und langer Vertheidigung von ſeiten des franz. Generals Meunier die Ruſſen und
Oeſterreicher. Seit 1815 blieb nur noc die Citadelle der Stadt befeſtigt. Als 1831 öſterr,
Truppen die inſurgirten röm. Marken beſetzten, beſchloß die franz. Regierung durch einen
Handſtreich Oeſterreichs militäriſchem Einfluß im Kirchenſtaate und in Ztalien überhaupt
entgegenzutreten. Eine franz. Escadre erſchien vor dem Hafen von A. mit 1500 Mann Lan-
dungstruppen, die fich, 22. Febr. 1832 der Stadt ohne Widerſtand und der Citadelle am 23,
dur Capitulation bemächtigten. Aller Proteſtation des röm. Stuhls ungeachtet, hielten die
Franzoſen, jedo< unter päpſtl. Civilverwaltung, A. bis zum Dec. 1838 beſetzt, wo ſie gleich-
zeitig mit den öſterr. Truppen das röm. Gebiet verließen. Gregor XVI. hatte inzwiſchen die
Stadt excommunicirt und zeigte während ſeiner ganzen Regierung eine Abneigung gegen die-
ſelbe, ſodaß zur Wiederbelebung des Handels und Herſtellung des Haſens nichts geſchah. Die
Bewegung von 1848 hinderte die in dieſer Beziehung günſtigen Abſichten Pius* IX. Während
1849 die Franzoſen Rom dem Papſte unterwarfen, drangen die Oeſterreicher in die Nomagna
und die Marken und zwangen das mit einer revolutionären Beſabung verſehene A., nach einer
Belagerung vom 24, Mai bis 19. Juni und einem heftigen Bombardement, das viel Schaden
anrichtete, zur Capitulation, Die Oeſterreicher hielten ſeitdem A. beſet und verſtärkten , als
1859 der Ausbruch des Kriegs drohte, deſſen Werke, verließen es aber nah der Schlacht vou
Magenta. Seitdem ward die ſehr national geſinnte Stadt von päpſtl. Truppen danieder-
gehalten, die es überdies zu ihrem Waſfenplaße machten. Nach dem Siege der Piemonteſen
18. Sept, 1860 bei Caſtelfidardo warf ſich Lamoricière mit dem Reſte des päpſtl. Heeres nah A.
Hier wurde derſelbe alsbald zu Waſſer und zu Lande von den Piemonteſen belagert und mußte
ſich, nah zweitägiger Beſchießung, 29. Sept. mit 7500 Maun und allen Vorräthen ergeben.
Mit Umbrien und den Marken wurde 17. Dec. 1861 auch A. dem Königreich Italien ein-
verleibt. — Die ehemalige päſtl. Delegation A. umfaßte vor der Annexation 20,78 DM.
mit 126519 E. und bildete mit der Delegation Macerata die Mark A. Die gegenwärtige
Provinz A. umfaßt 34,92 Q.-M. mit 254849 E.
Ancre (Baron von Luſſigny, Marſchall d’), eigentlich Concino Concini, ein geborener
Florentiner, der Sohn eines daſigen Senators, kam 1600 mit Maria von Medici (f. d.), der
Gemahlin Heinrich's IV., an den franz. Hof, auf die er im Verein mit ſeiner Frau fortan einen
unſeligen Einfluß übte. Die Ehezwiſte zwiſchen dem königl. Paare wurden von Concini und
deſſen Gattin unterhalten. Als nah der Ermordung Heinrich's der Königin die Regentſchaft
ſowie die Vormundſchaft über ihren unmündigen Sohn zufiel, bemächtigte ſih der Günſtling
ſogleich der Staatsgewalt. Er ward 1613 Marſchall und erſter Miniſter, kaufte das Mar-
quiſat Ancre in der Picardie und nahm davon den Titel an. Indeß war ſeine Verwaltung
von der Art, daß er ſi den bitterſten Haß des Volks zuzog, während ſich die zurüdgeſeßten
Prinzen und Großen ſelbſt mit den Waſſen in der Hand empörten, Da ſi< A. auh dem
jungen Ludwig XII. dur Stolz und Anmaßung verhaßt machte, ſo gelang es den Mis-
vergnügten, mit Vorwiſſen des Königs eine förmliche Verſhwörung gegen die Herrſchaſt und
das Leben des Günſtlings zu bilden. Luynes (\. d.), ein unwürdiger Liebling des Königs,
mußte denſelben beſtimmen; ein Baron Vitry ward für die Ausführung des Attentats ge-
wonnen. Als A, am Morgen des 24. April 1617 in Begleitung von 50—60 Perſonen im
Louvre erſchien, trat Vitry heran und kündigte ihm ſeine Verhaftung im Namen des Königs
an, während mehrere in der Ferne aufgeſtellte Garden den Erſtaunten durch Piſtolenſchüſſe
niederſtre>ten. Man begrub den Leichnam in der Stille. Aber das Volf zog ihn nad) einigen
Tagen hervor, fchleifte ihn durch Paris, Hieb ihn in Stüde und dverbrannte dieſelben an der
Statue Heinrich's IV. AS Gattin, Eleonora Dori, genannt Galligak, früher Kammerfrau
der Königin, wurde wenige Monate ſpäter unter Anklage der Zauberei hingerichtet. Der
12jährige Sohn A.'s büßte die Schuld ſeiner Aeltern mit dem Verluſte des Adels und Ver-
mögens, und mußte Fraukreich verlaſſen.
Ancus Marcius, der Sohu der Pompilia, Tochter des Königs Numa Pompilius, und
es Marcius, war der vierte König von Rom und regierte bon 638—614 v. Chr. Nach dem
Vorbilde ſeines Großvaters Numa ſuchte er den bei den Römern tieſgeſunkenen Götterdienſt
wiederherzuſtellen und fie dem Aderbau und einem friedlichen Nahrungserwerbe zuzuwenden.
Trot feiner Neigung zum Frieden ward er in viele Kriege mit den benachbarten latiniſchen
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