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daher in ihrem Gebrauche ängſtlich und kleinlich iſt. Im gemeinen Leben wird das Wort A.
bisweilen auh auf nichtreligiöſe Gegenſtände übergetragen, um die aufmerffante Richtung des
Geiſtes auf einen Gegenſtand zu bezeichnen, z. B, eine Schrift mit A, leſen.
Andaluſien, ein Theil der röm. Provinz Bätica im Alterthume, das Vandalitia oder Van-
daluſia zur Zeit der Vandalenherrſchaft, einſt als Verein der mächtigen Königreiche Sevilla,
Jaen und Cordova den Mauren eine lezte Stätte in Europa bietend, bildet jezt eine Capi-
tanerie im ſüdlichſten Theile Spaniens und beſteht aus den aht Provinzen Sevilla, Huelva,
Cadix, Cordova, Jaen, Granada, Malaga und Almeria, die zuſammen 1582 geogr. Q.=M.
mit nahe 3 Mill. E. umfaſſen. Im N. trennen das Land die einzelnen Sierxen des anda-
Iufifchen Scheidegebirgs, namentlich die Sierra-Morena, von Eſtremadura und Neucaſtilien.
Deftlich grenzt es an Murcia und im W. an Portugal, während die Küſten -in zweifachem
Charakter an das Meer herantreten, im ©. an das Mittelmeer mit. den ſteilen Felsterraſſen
des granadinifchen Küftengebivgs, das in der Sierra de Gador bis 6692 F. auffteigt und ſich
in den Sierren von Malaga und Ronda bis gegen die Straße von Gibraltar fortſetzt, im W.
dagegen an den Atlantiſchen Deean mit den offenen, zum Theil ſteppenartigen Mündungsebenen
des Guadalquivir, der von der Quelle bis zur Mündung dem Lande angehört und deſſen Haupt-
lebensader ift. Die Beinamen, welche man A. gegeben hat, z. B. der Garten, der Kornſpeicher,
der Keller, der Stall, ja ſogar der Geldbeutel Spaniens, laſſen auf einen ungemeinen Natur-
reihthum ſchließen; doh ſind es nur noh verhältnißmäßig kleine Theile des Hügellandes zu
beiden Seiten der geſegneten Stromthalmarſchen, welche mit Recht ſolche Prädicate verdienen.
Unter dieſe Theile gehören z. B. die Campiñas von Cordova auf der linken, und die von Sevilla
auf der rehten Seite des Guadalquivir, wo der nachläſſige Anbau des Bodens durch üppige
Productionskraſt erſet wird. Hier bringt der ſhon im April reiſe Weizen 40fältige, dex Mais
80-, ja 100fältige Frucht; die Oliven und Orangen erreichen die größte Höhe, und die Vegetation
wird tropiſh. Zuderrohr, Baumwolle, indian, Feigen und Bataten gedeihen im Freien; die
Dattelpalme ſhmüdt die Hügel in einzelnen Gruppen; baumartige Aloen und Cactusarten: bil-
den undurchdringliche Heden. Die Wohnungen find aneinander gedrängt, die Subſiſtenzmittel
gehäuft, Wein und Del, Obſt und Südfrüchte im Ueberfluß. Im W. des Xenil dagegen, wo
bei geringer natürlicher Bewäſſerung die künſtlichen Rieſelwerke verfallen, wird der Anbau
jpärlicher; dort liegen weite Felder verödet. Näher an der Küſte ſind noh einförmigere und
nadtere Gegenden, und die Küſtenebene zwiſchen der Guadalquivir - und Tintomündung , Las
Arenas Gordas genannt, iſt fogar nur mit beweglichem Flugſande bede>t. Im allgemeinen
gehört aber A. zu den ergiebigſten Landſchaften Spaniens, was es vorzugsweiſe ſeinem größern
Waſſerreichthume im Bereich eines Gebirgs zu danken hat, das in ſo ſüdl. Breite die nie ver=
ſiegenden Diuellen großer Schnee= und Eisfelder beſizt. Die andaluſiſchen Hengſte, nament-
lich die cordovaniſchen, find weltberühmt, und die Sierra-Morena liefert die wilden Stiere
für die Stiergefechte. Wie der Beſiß natürlicher Reichthümer das Land ſchon früh zum Ziel
fremder Coloniften und Eroberer gemacht hat, wie ſhon Phönizier durch die Schäge von Tar-
teſſus angelo>t wurden, und die Mauren hier glänzende Reiche gründeten, fo erhob ſich A.
auch felbftändig zum Schauplag einer frühen Geſittung, der Kunſt, Wiſſenſchaft, der Ritter=
lichkeit, des Gewerbfleißes und Handels. Die Andaluſier ſprechen ein mit arab. Worten ge-
miſchtes Spaniſch; fie zeichnen ſih aus durch Fröhlichkeit und Leichtſinn, durch ihren Verſtand,
ihre Gewandtheit und lebendige Einbildungskraſt und gehören zu den thätigſten Stämmen der
ſpan. Nation. Die Frauen ſind mit ungemeinex natürlicher Grazie und vielem Verſtande be=
gabt und gehören, wenn nicht zu den ſchönſten, doch zu den intereſſanteſten Spanierinnen. Beide
Geſchlechter ſind im allgemeinen von mittlerer Statur, Schön gewachfen, von dunkelm Teint,
haben meiſt Schwarze Augen und glänzendſchwarzes Haar, gebogene Naſen und überhaupt
halb orient. Schnitt des Geſichts, der beſonders bei den Frauen ſtark hervortritt. Zu der
eigentlichen, maurifch = |pan. Bevölferung und den Moriscos gefellen fich noh viele Tauſende
von Zigeunern. Die Spanier. unterfcheiden Hochandalufien (Andalucia alta) und Nieder-
andalufien (Andalucia baja) und verſtehen unter erfterm das granadifche Gebirgsland mit
dem Beren des obern Guadalguivir, unter legterm das Tiefland. Der zu Ü. gehörige Theil
des andaluſiſchen Scheidegebirgs, die Sierra-Morena, wird fchledhtweg La Sierra genannt,
Der Generälfapitän hat feinen Si zu Sevilla.‘
Andalufit it ein zu den edelſteinartigen Mineralien gehöriger Körper, welcher in rhom-
biſchen Säulen kryſtalliſirt und hauptſählih aus Thon - und Kieſelerde beſteht. Er hat die
Härte des Quarzes, ein ſpecifiſhes Gewicht = 3,1 bis 3,2, zeigt meiſt trübe grüne, röthliche