Full text: A bis Arad (Band 1)

  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
    
708 Andante Adenne 
Andante (von ital, andare, eigentlich: gehend, fcehrittmäßig), ift ein Hauptgrad in dem 
muftfafifchen Tempo, nämlich die zwiſchen Adagio und Allegro liegende ruhige Bewegung. 
Das Andantino fteht, nad) der gewöhnlichen Annahme, zwifchen Andante und Allegretto 
in der Mitte, iſt folglich etwas geſhwinder als Andante und etwas langſamer als Allegretto, 
Nach andern, z. B. in England, bedeutet das Andantino umgekehrt eine etwas langſamere 
Bewegung als Andante. Dft bezeichnet auch die Ueberſchrift Andantino nur ein kurzes An- 
dante, welches ruhigen Vortrag erfordert. 
Andechs, ein Weiler im bair. reife Oberbatern, zum Berwaltungspiftricet München links 
der Zar und unter das Landgericht Starnberg gehörig, liegt 3 St. von Starnberg entfernt 
am öftl, Ufer des Anımerfees, hat 40 E, und ift berühmt durch die Burg gleiches Namens, 
welche fich über dem Dertchen, 2415 F. über dem Meere, erhebt und der Stammfiß eines 
alten, mächtigen, batr. Diynaftengefchlehts, der Grafen von A., war. Letzteres wird ſhon 
im 9. Jahrh. genannt und beſaß niht unbedeutende Ländereien an der Etſh und am Jan. 
Dureh eine Erbtochter der oſtfränk. Markgrafen erwarb es große Beſitzungen in Franken, 
deren Mittelpunkt die Plaſſenburg war, nah welcher ſi<h auh mehrere dieſes Stammes 
nannten. 1181 wurden die Grafen von A. in der Perfon BertHold’8.I. Herzoge von Dal- 
matten, welchen Titel fie jedoch ſhon 1202 mit dem der Herzoge von Meran vertaufchten. 
Nach dem Tode Berthold's I. folgte 1192 deſſen Sohn Berthold 11, welcher Tirol, Iſtrien, 
Dalmatien, Kroatien, Andechs u. f. w. befaß und durch Heirath auh noch die Pfalzgrafſchaft 
Hochburgund (Franche-Comté) an ſein Haus brachte. Er ſtarb 1204 und vererbte ſeine Länder 
an feinen Sohn Dtto I., der bi8 1234 regierte und einen Sohn, Otto I., hinterließ, mit wel- 
hem 1248 das Geſchle<ht im Mannesſtamm erloſh. Erbe des größten Theils der Güter war 
Albert I., Graf von Tirol. Das Bergſchloß A. ward 1458 dur den Herzog Albrecht IIL 
von Baiern-München in ein Benedictinerkloſter verwandelt, das als Wallfahrtsort Berühmt- 
heit erlangte, aber zu Anfang des 19. Jahrh. aufgehoben wurde. In neuerer Zeit kam A. 
durd Kauf an König Ludwig von Baiern, der das Kloſter wiederhergeſtellt hat. 
Andelys (Les Andelys), die Hauptſtadt eines Arrondiſſements im franz. Depart. Eure 
in der Normandie, am rechten Ufer der Seine, befteht aus Groß- und Kleinandelys (Les 
Grands-Andelys et les Petits), die nur 1 Kilometer voneinander entfernt find und zufammen 
5200 E. zählen, welche Fabriken in feinem Tuch, Baunmwollipinnereien, Gerbereien unter- 
halten, Strumpſwaare, Leinwand, Holzſchuhe, irdene Pfeifen, beſonders auch falſche Perlen 
aus den hier in Menge gefangenen Weißfiſchchen (ablettes) verfertigen und ziemlich lebhaften 
Handel mit ihren Fabrikaten, Getreide und Vich treiben. Großandelys, in dem Thale 
des Baches Gambon gelegen, verdankt ſeinen Urſprung einer von Chlotilde, der Gemahlin 
Chlodwig's, an einer wunderthätigen Heilquelle (Ste. - Clotilde) erbauten Nonnenabtei. Die 
alte Kirche iſt wegen ihrer herrlihen Glasmalereien berühmt. Kleinandelys wurde 1195 
von Nichard Löwenherz von England an der Seine felbft gegründet, als er zur Beherrſchung 
des Stroms und als Grenzfeſte gegen Frankreich in der Nähe das berühmte Château- 
Gaillard erbaute. Die Burg, deren Ruinen hart auf dem hohen Seineufer liegen, hat 
eine dreifache Umwallung, 8 F. diefe Mauern und 17 Thürme und iſt berüchtigt durch die 
vielen Greuel und Mordthaten, die in ihren Kerkern verübt wurden. 1314 ward Marga- 
rethe von Burgund, die Gemahlin Ludwig's X., und Blanca von Burgund, die Gemahlin 
ſeines Bruders Karl, wegen Ehebruchs hier eingeſperrt, lettere ſieben Jahre gefangen gehalten, 
erſtere nach zwei Jahren erdroſſelt. 1334 fand hier David Bruce von Schottland ein Aſyl, 
1356 Karl der Böfe von Navarra ein Gefängniß. Erobert wurde die Feſte 1419 von den 
Engländern unter Slocefter nach I1monatlicher Belagerung, 1429 von den Franzoſen unter 
Tahire, dann wieder von den Engländern und 1449 von Karl VOL von Sranfreich. 1589 
und 1591 bemächtigte fich ihrer Heinrich IV. im Kampfe mit den Liguiften. Dieſer König 
ließ ſpäter die Feſte ſchleifen bis auf den Donjon, der erſt unter Ludwig XII. zerſtört wurde. 
Anden, f. Cordilleras. 
Andenne , eine ſehr gewerbreihe Stadt in der belg. Provinz Namur, nahe am reten 
Ufer der Maas, 2 M. unterhalb Namur, an der Straße nach Lüttich. Der Ort zählt 6312 E., 
hat verfchiedene, namentlich Fayence - und beträchtliche Papierfabriken, führt viel Pfeifenthon 
nach Holland aus, beſit Steinkohlenwerke und Hochöfen und beutet außerdem Marmorbrüche 
ſowie Blei- und beſonders reiche Eiſenminen aus. Sonſt beſtand hier ein von Kaiſer Joſeph II. 
nah Namur verlegtes adeliches Fräuleinſtiſt. Nahe unterhalb liegt der kleine Ort Andenette 
mit einer ſchönen, im roman, Stil erbauten Kirche.
	        
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