802 Anſchwemmung Anſte>ung
dés Federwildes bezeihnet das Beiwort «jung » bei erſterm durhgängig die früheſte Lebens-
periode bis zu der Zeit, wo dieſe Wildart zum erſten mal fich begattet, und bei dem Feder-
wilde, wo die Vollwüchſichkeit oder der Begattungstrieb eingetreten iſt. Als noch die Jägerei
eine Kunſt war, mußte der Lehrling genau die «Anſprachen» kennen und ward darin exami-
nirt, ehe er « waidgerecht » wurde.
Anjchwenmung, |. Wluvium und Anländung.
Anfprung ift der volksthümliche Name für einen Gefichtsausfchlag der Kinder, beſonders
der Säuglinge (Milchborke, Milchſchorf). Er befällt vorzugsweiſe die Wangen und das Kinn,
welche zunächft ein vothes und glänzendes Ausfehen bekommen, ſodann Heine Bläschen oder
Puſteln zeigen, die zerplagen und eine gelbliche Flüſſigkeit ergießen, welche zu einer gelblichen
Kruſte eintro>net. Pflanzt ſich der Ausfchlag auf die Augen oder das Dhr fort, ſo entſtehen
Augenentzündungen und Ohrenfluß. Häufig zeigen ſich gleichzeitig Drüfenanfchwellungen
unter dem Kinn und am Halſe. Befällt das Uebel den behaarten Kopf, fo bildet ſich der fog.
KRopfgrind (f. d.). Der A. iſ ein ungefährliches Uebel, läßt feine Narben auf der Haut zuritd
und heilt meiſt bald bei zwe>mäßiger Abänderung der Lebensweiſe. Gute Luft, häufige Bäder,
leichte Abführungen (Kinderpulver, Magneſia, Stiefmütterchenthee u. \. w.), welhe man dem
Kinde oder der ſtillenden Frau gibt, Beſtreichen der kranken Hautſtelle und Aufweichen der
Borken mit Mandelbl werden in den meiſten Fällen zur Heilung hinreihen. Bei ſkrofulöſen
Kindern ift das Uebel hartnäckiger und erfordert eine auf Beſeitigung der Skrofuloſe gerichtete
Behandlung. Der A. iſt eine beſondere Form des in der Medicin ganz allgemein als Eczem
bezeihneten Hautausfclags.
Auftand bezeichnet im allgemeinen dasjenige Verhalten, welches einem jeden in gebildetem
Lebenskreiſe geziemt (anfteht) und daher auch Wohlanftändigkeit genannt wird. Dann bedeutet
das Wort aber auch das äußerliche Benehmen, insbefondere die körperliche Haltung, die einem
jeden nah Maßgabe feiner Altersftufe und feiner Lebensverhältniffe anfteht, oder aud) von
dieſen erzeugt und ſo zum äußern Erkennungszeichen derſelben wird. Der Jüngling und die
Jungfrau haben einen andern A. als der Greis und die Matrone, ja es iſt niht anſtändig,
wenn beide Alters\tufen ihr Benehmen tauſchen, und der Greis den A. eines Jünglings, die
Jungfrau den einer Matrone zeigt. Daſſelbe gilt vom Fürſten, Hofmann, Offizier, Geift-
lichen, Richter, Kaufmann, Handwerker, Soldaten, Matrofen u.f. mw. Die Unterfchtede diejes
Harakteriftifchen A. ſind oft ſehr fein, aber fie bezeichnen ſcharf, was einem jeden anſteht, oder
was er meint, daß ihm anſtehe. Der A. ift alfo immer etwas, wern nicht Angelerntes und
Angelebtes, fo doh aus Selbſtbewußtſein oder Selbftgefühl Hervorgehendes; ſelbſt der ſog.
natürliche U. ungebildeter Menfchen oder uncivilifirter Völker beruht darauf. Individuen
und Völker ohne alles Selbſtbewußtſein oder Selbftgefühl find auch ohne allen A. Der allge-
meine wie der carakteriſtiſhe A. muß begreiflicherweiſe das künſtleriſche Studium, beſonders
das der Schauſpieler, herausfordern. Dem Theatergebrauche nach bezeichnet aber der Ausdrud
Anſtandsrollen nur ſolche, deren Hauptaufgabe die Darſtellung der Haltung und des Be-
nehmens der höhern Geſellſchaft oder einer edeln Bildung ausmacht. Gewöhnlich ſind es leiden-
\aftsloſe Charaktere, die darum auch oft nur Kepräfentationsrollen genannt werden.
Anſtand oder Anſit heißt in der Jügerfprache das Tauern auf Wild an einem dazu ſchid>-
lichen Orte; auch wol der Ort, wo der Jäger in der Abſicht, Wild zu erlegen, ſteht oder ſißt.
Ze nach der Tageszeit unterfcheidet man Abend- und Morgenanftand, wo das Wild entweder
auf dem Aus- oder Einwechfel ift. Die gelegenfte Zeit zum A. iſt kurze Zeit vor Sonnenaufgang
und Sonnenuntergang, die paſſendſte Witterung ein heiterer, klarer Himmel und ruhige Luſt.
Zum glülihen Erfolg dieſer Jagdart ſind durchaus nothwendig: Kenntniß des Wechſels des
Wildes, die ſih nur durch fleißiges Abſpüren und Vorſuchen erwerben läßt; Beobachtung des
Windes oder Windzugs; Verborgenheit, verbunden mit freier Ausſicht und ungehinderter Be-
wegung des Körpers; Ausdauer und Kenntniß der Eigenthümlichkeiten des Wildes.
Anſte>ung im engern Sinne oder Contagion nennt man die Uebertragung einer Krank-
heit von einem Individuum auf das andere und anftedende oder contagiöſe Krankheiten
diejenigen, welche fich auf diefe Art weiter verbreiten. Man nimmt an, daß die Anftedung
vermittelt werde durch einen beſondern, im kranken Körper erzeugten Stoff, welcher auf den Ge-
funden übertragen wird, über deſſen Natur man aber nichts Näheres weiß. Dieſen hypothe-
tiſchen Anſte>ungsſtoff nennt man Contagium. Die contagiöſen Krankheiten unterſcheiden
fich von den ſog. miasmatiſchen dadurch, daß bei erſtern der unbekannte, die Krankheit hervor-
vufende Giftftoff nur in zinem kranken Individuum erzeugt und nur von Individuum zu In-