Full text: A bis Arad (Band 1)

  
  
  
816 Antiaris Antichriſt 
Antiaris, eine von Leſchenault benannte Baumgattung aus der Familie der Neſſelgewächſe 
und der 21. Klaſſe des Linné’ſchen Syſtems. Die Arten dieſer Gattung, welche alle auf Java 
zu Hauſe ſind, haben einfache Blätter, kleine, dicht zuſammengedrängte , von ciner becherför- 
migen Hülle umgebene und mit vierblätterigem Kelch begabte Blüten, von denen die männ- 
lichen vier Staubgefäße, die weiblichen zwei fadenförmige Griffel enthalten, und eine faftige 
Scheinfrucht, welche durch die nach der Blitezeit ſich vergrößernde und die kleinen Früchtchen 
(Akenen) umſchließende Blütenhülle gebildet wird. Alle Arten find giftig, beſonders aber A. 
toxicaria, der berühmte Giſtbaum von Java, von welchem lange Zeit behauptet wurde, daß 
er durch ſeine Ausdünſtung die Luft weit und breit um ſih her vergiſte und Menſchen und 
Thiere tödte, die ſih ihm nahten. Das unter dem Namen Boon-Upas bekannte Gift dieſes 
Baumes iſt in deſſen Milchſaft enthalten. (S. Upas.) 
Antibac<hius, auh Palimbacchtus genannt, d. h. der umgedrehte Bacchius (ſ. d.), iſt 
ein dreiſilbiger Versfuß dieſer Form _ _ u, z- B. Heerſcharen. 
Antibes, eine feſte Seeſtadt in der ſüdöſtl. Provence, und zwar in dem 1860 zum franz. 
Depart. Meeralpen geſchlagenen Arrondiſſement Graſſe des Depart. Var, an der Küſtenbahn, 
liegt öftlich an einer Landzunge, welche den im W. gelegenen Golf Jouan oder Juan begrenzt. 
Die benachbarten Höhen bieten eine herrliche Ausficht auf den Hafen, den Golf, auf Nizza 
und die Alpen dar. A. iſt ein Waffenplatz dritter Klaſſe, hat eine Navigationsfchule vierter 
Klaſſe und zählt 6500 E. Der Hafen, durch zwei Forts gede>t und nur für kleinere Seeſchiffe 
brauchbar, iſt der gewöhnliche Einſchiffungsplaß nah Corſica. Die Umgegend, mit Obſtgärten, 
Weinbergen und Oelbäumen bede>t, liefert Feigen, ausgezeichneten Taba>k und verſorgt die 
zahlreichen Parfumeriefabriken der Stadt mit Orangen, Jasmin, Rofen, Tuberofen u. f. w. 
Der Anbau der Südfrüchte, Sardellen = und Thunfiſchfang, Küſtenhandel und die Ausfuhr 
von geſalzenen Fiſchen, Wein, Oel, Parfumerien, Orangen, Citronat und getro>neten Früch- 
ten bilden die Hauptnahrungszweige der Bevölkerung. Urſprünglich war A., welches im Munde 
des Volks noch Antiboule heißt, eine griech. Colonie von Maſſilia (Marſeille) Namens Anti - 
polis und blühte dann als röm. Municipium durch Fiſcherei und Handel mit Thun= und 
Salzfiſchen, welche eine Delicateſſe für Feinſhme>er bildeten. Noch finden \ſih aus der röm. 
Zeit Ueberreſte eines Theaters, eines Aquäducts, Inſchriften und viele andere Alterthiimer. Die 
Parochialkirche iſt an der Stelle eines Dianentempels auf einer den Hafen beherrſchenden Felſen- 
höhe erbaut. Im 9. Jahrh. wurde A. von den Sarazenen gänzlich zerſtört; es erhob ſih im 
10. Jahrh. wieder und kam als Grafſchaft an die Dynaſten von Graſſe. Das ſeit dem 6. Jahrh. 
hier beſtehende Bisthum wurde 1252 durch Innocenz IV. nah Graſſe verlegt. Befeſtigt wurde 
die Stadt von Franz I. und Heinrich IV. Im Oeſterreichiſhen Erbfolgekrieg hielt ſie (1746 — 
47) ein 29tägiges Bombardement durch die Alliirten unter Browne aus, bis ſie von Marſchall 
Belleisle entſezt wurde. Auch im Sept. 1815 leiſtete ſie den Alliirten tapfern Widerftand. 
Anticaglien (anticaglie) nennen die Italiener alle Arten griech. und röm. Alterthümer 
geringen Umfangs, beftehend in Waffen, Schmud, Hausgeräthe u. f. w. Die Benennung ift 
jest allgemein gebräuchlich, und wird nicht nur für die bezeichneten Alterthiimer griech. und 
röm., ſondern auch deutſchen, ſlaw. und andern Urſprungs angewendet. 
Antichambre (franz.), das Vorzimmer, heißt bei hohen Perſonen und an Höfen das Zim- 
mer, wo die Dienſtthuenden ſich aufhalten, welche die Anmeldungen beſorgen, ſowie vorläufig 
diejenigen, welche Zutritt und Audienz nahſuchen. Zuweilen beſuht man auh nur das Vor- 
zimmer, nicht um Einlaß zu begehren, ſondern nur, um dadurch der hohen Perſon feine Achtung 
zu bezeugen. Bei Höfen nennt man A. auh wol die großen Verſammlungszimmer, wo die 
Geſellſchaft ſich einfindet, ehe ſie die innern Gemächer betritt. Antichambriren, im Vor- 
zimmer fich aufhalten, hat oft die Nebenbedeutung des Kriechens, Erſchleichens, des Stellens 
feiner bürgerlichen Exiſtenz auf die alleinige Gnade der Großen. 
Antichlor, j. Chlor. 
Antichrefis (griech) Heißt Gegennugung. Wenn nämlid) ein Pfand zur Sicherung für 
geliehenes Geld übergeben wird und diefes Pfand Nusungen abwirft, jo fann fchon nad) röm. 
Rechte die Beſtimmung getroffen werden, daß der Pfandgläubiger die Nußungen, z.B. die 
Einkünfte und Früchte aus dem verpfändeten Landgute, beziehen, der Schuldner dagegen für 
das Darlchn keine Zinſen zahlen foll; 
Antichriſt, Widerriſt, bei Luther Endechriſt, iſt nah der ſchon in der chriſtl. Ur- 
zeit ausgebildeten Vorſtellung der Name einer vom Satan geſendeten Perſönlichkeit, welche 
kurz vor der erwarteten zweiten Erſcheinung Chriſti alle Macht des Böſen in der Welt zum 
      
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
   
   
    
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