828 Antiocheniſhe Schule Antiohus
und Teppiche; der Handel ift nicht ganz unbedeutend. Die fruchtbare Ebene ringe um die
Stadt liegt gänzlich uncultivirt; nur auf den Höhen befinden fich Feigen-, Dliven- und Wein-
pflanzungen. — Bon den iibrigen Städten des Alterthums, die den Namen A. führten, iſt
noch X. in Pifidien zu nennen. Daſſelbe lag auf der phrygifch-piftdifchen Grenze, wurde
von Antiochus I. gegründet und zuerſt von einer Colonie der Stadt Magneſia am Mäander
bevölkert. Von den Nömern unter die Herrſchaft des Eumenes von Pergamos und ſpäter
unter die des Amyntas von Pamphylien geſtellt, ward es nah deſſen Tode zum Siht einer pro-
conſulariſhen Regierung erhoben. A.s Weltruf gründeten die Apoſtel Paulus und Barnabas,
die hier zuerſt den Heiden das Evangelium predigten. Anſehnliche Reſte der alten Stadt fin-
den fic auf einer Bergebene an der Weſtſeite des Sultan -Dagh, 6 M. weſilih der Stadt
Akſchehr, bei dem Orte Jalowadſch.
Antiocheniſhe Schule Heißt in der Kirchengeſchichte eine theol. Richtung, welche nament-
lich in den kirhlichen Streitigkeiten des 5. Jahrh. eine bedeutſame Rolle geſpielt hat. Die zu
Antiochia in Syrien um den Anfang des 4. Jahrh. geſtiftete theol. Schule hat dieſe nah ihr
benannte Richtung nur vorzugsweife gepflegt; doh haben eine Reihe von namhaften Kirchen-
lehrern, welche der leitern huldigten, ihre Bildung nicht in Antiochia empfangen. Obwol ur=
ſprünglich durch die in der Merandrinifchen Schule beſonders unter dem Einfluſſe des Origenes
betriebenen Schriftſtudien angeregt, hat doch die Antiocheniſhe Schule im Laufe der Zeit eine
der Alexandriniſchen immer entſchiedener gegenübertretende Nichtung eingeſhlagen. Im Gegen-
ſatze zu den idealiſtiſchen, tiefſinnigen und ſpeculativen, aber oft phantaſtiſchen und überſhweug-
lichen Alexandrinern bewahrten die Antiochener den an nüchterner Schriſtforſhung genährten
Geiſt praktiſcher Verſtändigkeit. Ueberall vom Einzelnen und wirkli<h Gegebenen ausgehend,
hielten fie in der Schriftauslegung an den einfahen Wortſinne feft und verwarfen die geift-
volle, aber willkürliche allegorifche Deutung. Aus ihren Reihen find die forgfältigften Gefhichts-
forſcher und die gelehrteſten Exegeten des 5. Jahrh. hervorgegangen. Auch in der Kritik be-
wahrten fie ſi ſo viel Freiheit und Unbefangenheit, als jene Zeit irgend zu ertragen vermochte.
In der Philoſophie fchloffen fie fich mehr dem Ariſtoteles als dem Platon an; in der Theologie
machten fie, ftatt ſich in der Löſung ſchwieriger ſpeculativer Probleme zu verſuchen, vor allem
die Forderungen einer ernſten ſittlihen Weltanſchauung geltend. Die große Streitſragè der
Zeit über das Verhältniß des Göttlichen und Menſchlichen in der Perſon des Erlöſers, welche
die Alexandriner im Sinne einer Vergottung der menſchlichen Natur Chriſti zu beantworten
ſuchten, entſchieden die Antiochener im entgegengefegten Sinne durch die ſtrenge Scheidung
der göttlichen und menſchlihen Natur und der beiden zukommenden Eigenſchaſten auh nach
ihrer Verknüpfung in einer Perſon, und wollten daher, ſtatt von einen menfchgewordenen Gott,
Lieber von einem mit dem göttlichen Logos zu unzertrennlicher Einheit verbundenen Menſchen
reden, welcher zwar vom göttlichen Logos zu ſeinem Tempel erwählt worden fet, aber in echt
menſchliher Weiſe ſi ſittlih entwi>elt habe. Während daher die conſequente alexandriniſche
Lehre zum Monophyſitismus führte, ſchienen die Äntiochener, wie man dem Neſtorius vor-
warf, den Einen Chriſtus in zwei Perſonen zu zertheilen. Jedenfalls war ihr nüchterner Re-
flexionsftandpunkt, obwol er ein heilſames Gegengewicht zu überfliegenden Speculationen bil-
dete, den großen theol. Problemen niht gewachſen und konnte bei der äußerlichen Auſſaſſung
des Verhältniſſes von Gott und Menſch leiht zu Conſequenzen führen, welche das religiöſe
Intereſſe verletsten. Ag Stifter der Schule werden zwei fehriftgelehrte antiochenifche Pres-
bhter genannt: Dorothens und Lucianus (geſt. 311). Ihre Häupter im 4. und 5, Jahrh.
waren Theodorus, Biſchof von Heraklea ( geſt. um 358), Euſebius, Biſchof von Emeſa (geſt.
360), Cyrillus, Biſchof von Jeruſalem (geſt. 386), Ephrem, Diakonus in Edeſſa (geſt. 378),
Diodorus, Biſchof von Tarſus (geſt. nah 394), und ſeine Schüler, der gelehrte und ſcharf-
finnige Theodor, Bifchof von Mopfuheftia (geſt. 429), und der fromme Biſchof Johannes von
Jeruſalem, wegen ſeiner Beredſamkeit Chryſtoſtomos (Goldmund) genannt (geſt. 407). Die
fetten namhaften Vertreter der Schule waren im 5, Jahrh, Ibas von Edeſſa und der als
Kirchenhiſtoriker bexühmte Biſchof Theodoret von Cyrus (geſt. 527).
Antischus Hiegen mehrere griech. Könige von Syrien. - Der erfte, der unter diefem Namen
bekannt iſt, ein Macedonier und Feldherr des Königs Philipp, erzeugte mit ſeiner Gemahlin
Laodife den berühmten Seleueus (f. d.), nachher König von Syrien. — Den Sohn von dieſem,
A, 1. Soter, ſtürzte die Liebe zu ſeiner Stiefmutter Stratonike, die er vergeblih* bekämpfte,
in eine gefährliche Krankheit, bis dex königl. Leibarzt Eraſiſtratos den Grund. derſelben wahr-
nahm und dieſen dem Vater entde>te, welcher darauf, aus Liebe zu dem einzigen Sohne, ihm
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