Full text: A bis Arad (Band 1)

864 Apfel, Apfelbaum 
ein Strauch mit großen Blüten und kleinen, eiförmigen, gelblichen, angenehm ſüß ſhmecendeu 
Früchten , und den JFohanuts- oder Paradiesapfel (Pyrus pumila Mill.), ebenfalls ein 
Strauch mit ähnlich geſtalteten, aber ſauern Früchten, welche ſhon um Johanni reifen und ein 
blos vierfächeriges, freuzſörmiges Kernhaus beſizen. Dieſe beiden ſtrauchigen Arten von unbes 
fannter Herkunft benutt man namentlich zur Zucht von Spalier- und Zwergapfelbäumen. 
Der zahme Apfelbaum, von welchem durch eine mehrtauſendjährige Cultur eine Unzahl 
von Ab=, Spielarten und Sorten entſtanden ſind und ununterbrochen neue Sorten durch die 
Dbftzüchter gebildet werden, ift unbeftritten die wichtigfte Obftart Europas, ja der ganzen Alten 
Welt, und ſeine Cultur unter allen Obſtbaumculturen die verbreitetſte und ausgedehnteſte, in= 
dem er gegenwärtig fogar in Neuholland, Oſt- und Weſtindien, am Cap der guten Hoffnung 
und in den Gebirgen des tropifchen Amerika, im gemäßigten und kalten Nordamerika fogar 
ſehr häufig gebaut wird. Man kann daher ſagen, die Cultur des Apfelbaums fei faſt über die 
aber wird der Apfelbaum in Europa, beſonders in Mitteleuropa, am häufigſten cultivirt, und 
Europa ift derjenige Welttheil, welcher alle übrigen vorzugsweiſe mit Aepfeln verſorgt. Der 
Apfelbaum eignet ſih mehr als irgendein anderer Obſtbaum zum Anbau unter den verſchieden- 
artigſten Standortsverhältniffen; auch erfordert feine Eultur weniger Mühe und Sorgfalt als 
die der meiften übrigen Obſtbäume. Gute Sorten von Xepfeln können jedoh nur durch ſog. 
Veredlung von Wildlingen, nämlich durch Uebertragung von PBfropfreifern edler Apfelſorten 
auf die Stämme von Wildlingen, erzielt werden, indem aus den Samenkörnern ſelbſt der 
feinſten Apfelſorten in der Regel nur ein dorniger, jauere Früchte hervorbringender Apfelbaum, 
d. h. ein Holzapfelbaum, hervorgeht. Die Erfahrung hat nun gelehrt, daß es beſſer iſt, aus 
Kernen des wilden Holzapſels gezogene Stämmchen zu veredeln, als ſolche, welche aus Kernen 
des zahmen Apfelbaums erwachſen ſind. Daraus ergibt ſich die hohe Wichtigkeit des wilden 
Apfelbaums unſerer Wälder für die Apfelbaumzucht. Die zahlloſen Spielarten und Sorten 
des zahmen Apfelbaums werden voxzüglih nah der Geſtaltung und Farbe der Frucht unter- 
ſchieden. Lettere gehört zu dem ſog. Kernobſt (\. d.). Ihre verſchiedenen Formen u. ſt. w. 
haben eine Menge von Schriften und Klaſſiſikationen veranlaßt, wie denn überhaupt der Apfel- 
baum den wichtigſten Gegenſtand der geſammten pomologiſchen Literatur bildet. 
Man kennt allein in Deutſchland über 300 Sorten von Aepfeln. Nach dem Syſtem von 
Diel zerfallen die Aepfelſorten in ſieben Klaſſen: Kantäpfel, Noſenäpfel, Nambouräpfel, Rei= 
netten, Streiflinge, Spitäpfel und Plattäpfel. Die Kantäpfel find ſowol am Kelch als an 
der Frucht mit ſichtbaren, regelmäßigen, die Frucht nicht entftellenden Kippen (Kanten) ver- 
ſehen und haben ein großes, nicht geſchloſſenes und oft ſehr unregelmäßiges Kernhaus. Sie 
zerfallen in 1) ete Calvillen, welche am Baume mit Duſt überzogen ſind, auf dem Lager eine 
fettige Schale bekommen und einen gewürzhaften Gefchmad befigen (dahin gehören die rothen 
und weißen Caloillen, Gräfenfteiner ı. a.); 2) Schlotteräpfel, auch Ed- und Klapperäpfel ge- 
nannt, welche weder beduftet ſind noh fettig werden und keinen aromatiſchen Geſchma> haben; 
3) Gulderlinge oder Baſtardcalvillen, mit feinem, reinetteartigem, würzigem Fleiſch, ohne Duſt 
und ohne Fettabſonderung (dahin gehören der Citronat -, Zimmt=-, Prinzeſſinapfel, Mohren- 
kopf u. a.). Die Noſenäpfel ſind um den Kelch herum ſchön und regelmäßig gerippt, am 
Baume blau beduftet, meiſt tulpenförmig geſtreift, von angenehmem Geruch, haben ein regel- 
mäßiges Kernhaus, ein fchwammiges Fleifch und einen feinen, würzigen Geihmad. Man 
theilt fie ein in 1) zugefpitte oder Längliche (dahin gehören der Pfingftapfel, Taubenapfel, Nos- 
marinapfel, Agatapfel u. a.) und 2) kugelige oder platte (4. B. Birnapfel, Mildapfel, Abra- 
hamsapfel, Seidenapfel u. |. w.). Die Rambouräpfel ſind große Aepfel, breiter als hoch, 
am Kelch mit Rippen verſehen, welche oft unregelmäßig über die Frucht hinlaufen, haben faſt 
immer zwei ungleiche Hälften und ein lo>eres, grobkörniges, meiſt fehr wohlſ<hme>endes Fleiſch. 
Sie werden 1) in folche mit weitem, 2) mit engem Kernhaus eingetheilt. Zu erſtern gehören 
unter andern der Cardinals-, zu letztern der Pfund=-, Herren- und Kaiſerapfel. Die Keinetten 
find fehön und gleichmäßig geformt, punktirt, oft mit roſtigem (aus Kork beſtehendem) Anfluge 
oder Ueberzuge, welken ſehr gern und haben ein feines, feſtes Fleiſch von gewürzhaſtem, ſüß- 
ſäuerlichem Geſhma>. Sie zerfallen in 1) einfarbige, 2) rothe, 3) graue und 4) Goldreinetten. 
Zu ihnen gehören die meiſten Aepfelſorten, unter andern die weißen, gelben, geſtreiften, grünen, 
grauen, goldgelben Reinetten, die Peppings- und die Borsdorfer. Die Streiflinge find ge- 
wöhnlich roth geſtreift, welken nicht, haben ein regelmäßiges Kernhaus und einen ſüßen, wein- 
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ſauern oder ſauern Geſhma>. Sie theilen ſi in 1) platte, 2) zugeſpißte, 3) längliche oder 
      
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
	        
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