Full text: A bis Arad (Band 1)

  
  
  
870 Apocynum Apokalyptik 
Abgeſandter bedeutender Biſchöfe, insbeſondere aber der Päpſte. Namentlich führte der päpſtl. 
Nuntius am byzant. Hofe dieſen Titel. Gregor d. Gr. und mehrere andere Päpſte haben dieſe 
Stellung vor ihrer Erhebung auf den päpſtl. Stuhl bekleidet. Die Apocriſiarien hatten die 
Biſchöfe zu weihen, auh wurden ſie von den Päpſten zu Nom zu Miſſionen an die Patriarchen 
im Orient verwandt. Am fränk. Hofe war A. der Titel für den oberſten Geiſtlichen, deſſen 
Stellung etwa im allgemeinen der des ſpätern Großalmoſeniers entſprach. Doch führte der 
A. zugleich die Oberaufſicht über die Hofkanzlei, ſodaß er auh, zum großen Theil wenigſtens, 
die Leitung der Staatsgeſchäfte in ſeiner Hand hatte. (S. Almoſenier.) 
Ápocynum, von Tournefort benannte Pflanzengattung aus der Familie der Apocyneen und 
der 5. Klaſſe, 2. Orduung , des Linné’ ſchen Syſtems, deren Arten gegenftändige, ganze und 
ganzrandige Blätter, kleine, doh hübſch gefärbte Blüten, eine glo>enförmige, im Schlunde mit 
fünf fpisen Zähnen oder Läppchen verſehene Blumenkrone, ſehr kurze Staubfäden mit pfeil- 
förmigen Antheren, fünf Nektardrüſen auf dem Blütenboden, zwei Fruchtknoten mit gemein- 
ſamem, kopfförmigem Narbenkörper, eine gedoppelte Balgfrucht voll mit einem Haarſchopf ver- 
fehener Feiner Samen und einen mehr oder weniger giftigen Milchſaft beſißen. Die meiften 
Arten wachſen in Amerika, einige in Aſien, eine einzige (A. venetum) in Südeuropa am Adria- 
tiſhen Meer. Es ſind ausdauernde Kräuter oder Halbſträucher, welche ſih wegen ihrer glän- 
zenden Blätter und in Trugdolden oder Rispen geſtellten Blüten zu Ziergewächſen eignen. In 
der That ſieht man mehrere amerik. Arten, nämlid) A. androsaemifolium, mit röthlichweißen 
Blüten, A. cannabinum ımd A. hypericifolium mit grünlichgelben Blüten, fowie die europ. 
Art, welche rofenrothe Blüten hat, ziemlich Häufig in Gärten. Sie gedeihen daſelbſt im 
freien Lande, verlangen aber eine leichte, milde, etwas friſche Erde und Bede>ung während 
des Winters. Man vermehrt fie durc Zertheilung der Wurzelftöde. Sie find unter dem 
Namen Hundskohl und Hundswolle befannt.. Das A. androsaemifolium ift noch des- 
halb beſonders intereſſant, weil fich feine Blumenfronen, wenn eine Miüde oder kleine Fliege 
hinernfriecht, plöglich Schließen und das Infekt feſthalten, ein Umſtand, welcher diefer Pflanze 
den Namen Fliegenfänger, franz. gobe-mouche, zugezogen hat. 
Apodiktifch (gried.) heißt eine Erkenntniß, die das Bewußtſein der Nothwendigkeit bei 
fich führt, das auf der Einficht in die Unmöglichkeit des Gegentheils beruht. Eine apodiktiſch 
gewiſſe Erkenntniß kann niht auf Erfahrungsgründen. berufen, da Erfahrung feine Noth- 
wendigkeit begründet; [ſondern ſie iſt nur im Denken und für das Denken zu erreichen. Ein 
apodiftifcher Beweis heißt daher ein folcher, welcher das Gegentheil ausfchlieft. Apo- 
diftik hat man au). die Wiſſenſchaft von den nothwendigen Grundlagen des Wiſſens oder 
von den Bedingungen eines apodiktiſhen Wiſſens, die philoſ. Grundwiſſenſchaft, genannt. 
Apogäum oder Erdferne heißt derjenige Punkt der Mondbahn, wo der Mond von der 
Erde, welche den einen Brennpunkt der Bahnellipſe einnimmt, am weiteſten entfernt iſt. Der 
diametral entgegengeſezte Punkt der Mondbahn heißt Perigäum oder Erdnähe. Beide 
Punkte find die Endpunkte der großen Achſe (Apſidenlinie) der Mondbahn. Ganz ähnlich) 
wird bei den Zupitersmonden das Wort Apojovium, bei denen des Saturn Apofatur- 
nium ú. ſw. gebraucht. 
Apokalypſe (grich.), d. i. Offenbarung, wird das lette Buch des neuteſtamentlichen Ka- 
nons, die «Offenbarung des Johannes», genannt; Johannes, der Evangeliſt. 
Apokalyptik iſt die Bezeichnung für einen eigenthümlichen Zweig der ſpätern jüd. Literatur, 
welcher die Zukunft des Gottesreichs und die Erſcheinung des Meſſias zur Vollendung aller dem 
Volke Iſrael gewordenen Weiſſagungen in der Form von ſymboliſchén Bildern und wunderbaren 
Viſionen zu ſchildern verſucht. Entſtanden nah dem Abſchluſſe der ältern Prophétié in einer 
Zeit des tiefſten nationalen Elends Iſraels unter dem ſyr. und röm. Drudce, bringt ſie die 
glühende Sehnſucht der Zeitgenoſſen nach der Herſtellung des davidiſchen Meſſiasreichs dadurch 
zum Ausdrud, daß fie gefeierten Sehern der Vorzeit die Geſchichte Zſraels und der Heiden- 
völker bis auf die Gegenwart herab in der Form von Weiſſagungen in den Mund legt, und 
dieſelben zur Aufrichtung der nationalen Hoffnung die Verkiïindigung einer nahe bevorſtehenden 
Erſcheinung des Meſſias anſchließen läßt. Da aber mit dem Fortgange der Zeit das Unerfüllt- 
bleiben der alten Weiſſagungen immer wieder- neue Zweifel erregen mußte, ſo ſuchen die Apd- 
falyptiker dur<h neue richtigere Deutung derſelben den Muth ihrer Volksgenofſen wieder auf- 
zurichten. Grundcharakter der A. iſt daher die fchriftftellerifche Nachbildung und künſtliche 
Ausdeutung der alten Prophetien ſowie die durchgängige Pfendonymität, welche zugleich, wo 
die geſchichtliche Zufunftsmaleret der wirkfichen Gegenwart näher ritdte, eine Verhüllung der 
        
   
   
   
     
  
   
  
  
   
  
  
  
    
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