Auſtralien 135
* Auſtralien, auh Südindien und Polyneſien, beſteht, wenn man das
4140 — 150,000 IM. große Neubolland, Gontinent des fünften Erdtheils, ab:
rechnet, aus lauter Infeln, um welche fich das größte Meer unfers Planeten aus-
breitet, und unter welchen nicht zehn einen größern Flächeninhalt als 100, die mei-
ften aber weniger als 10 IM. haben. Charakteriſtiſch iſt, daß -diefe Kette von
Sufeln in einem auswärtsgekrüummten Bogen genau die Geſtalt der Oſt- und
Nordküſte des auſtraliſchen Feſtlandes wiederholt, und auf dieſe Weiſe in einem
gerade umgekehrten Verhältniſſe zu den amerikaniſchen Vulkanen ſteht, die an der
einwärtsgebogenen Seite des Feſtlandes hinlaufen. Die weiteſten Breitenpunkte
bilden im R. die Silber- und Goldinfel (Rica de Plata und Rica de Oro), 30°N.
B., im S. Kerguelensland, 50° S. B. Die Europa und Aſien eigenthümliche Form
der Hochplatten verſchwindet auf den zahlreichen Eilanden dieſer Jnſelwelt und tritt
hier nur in der Form der Seehochländer hervor , die ſich immer mehr aus der Tiefe
des Meergrundes emporzuheben ſcheinen. Es iſt Auſtralien der Erdtheil, der am
meiſten den großen vulkaniſchen oder plutohifchen Hebungen, wie fie Leopold von
Buch gelehrt hat, unterworfen iſt, — eine noch fortwährend in der thätigften Bit
dung begriffene Eilandswelt, aber eben deswegen ohne Gefchichte der darauf Ieben=
den Völker, die, wie ihr Vaterland, fi) noc im Zuſtande der Kindheit befinden.
Wie in dieſem großen Stammbuche europäiſcher Seefahrer, in welchem faſt jeder
Schiffer den Namen ſeines Freundes oder Gönners an irgend einem Eilande ver-
ewigt hat, die verſchiedenartigſte Menſchenbildung gleich einer bunten Muſter-
karte ſich findet, ſo zeigt ſchon aus der Ferne ein flüchtiger Blik dem Nautiker
an, ob die Infel vulkaniſchen oder koralliſchen Urſprungs ſei, da jene Picéhöhen
oder Kegel bilden , dieſe flach ſind und in der Mitte Mulden haben. (Uber die
Bildung der Koralleninfeln f. Dr. Eſchſchols in dem Berichte von der erſten
Kogebue’fchen Erdumſegelung, Bd. 3, S. 187, und Beechey in dem unten
anzuführenden Reiſeberichte, welcher die Ergebniſſe ſorgfältiger Beobachtungen
mittheilt.) Leopold von Buch theilt die Jnſelzüge von Auſtralien in weſt-
liche und öftliche und bemerkt, daß jene mehr ſchmale, langgedehnte, aus Ur-
gebirg beſtehende Eilande, dieſe mehr runde Koralleninſeln enthalten. Cha:
miſo theilt das Juſellabyrinth Polyneſiens in zwei Provinzen, deren eine bei
dem nördlichen Wendekteife mit den Marianen von N. nad) ©. beginnt und,
durch die Carolinen von W. nach D. ſich hinziehend, bei den Eilandsketten Ra-
dak und Nalik die Richtung von N. nah S. nimmt; die zweite aber wendet ſich
ſüdwärts vom Gleicher in den großen Gruppen der Freundſchafts- und Geſell:
\chaftsinſeln von W. nach O. und endigt mit der Oſterinſel untér dem ſüdlichen
Wendekreiſe. Die Erdkunde theilt die Archipele der ſeit 1616 gekannten, aber erſt
ſeit einem halben Jahrhunderte erforſchten Oſtfeſte ab: 1) in Neuholland,
das Continent Auſtraliensz 2) in die Jnſeln. Dieſe umfaſſen den Archi-
pel von Neubritannien ſammt den Admiralitätsinſeln, die Louiſiade, den Salo-
mons-Archipel oder Neugeorgía, die neuen Hebriden oder Heil.-Geiſt-Archipel,
‚Meucaledonia, Neuſeeland, die Marianen oder Ladronen, die Carolinen, oder
neuen Philippinen, Mulgrave's Archipel mit den zunächſt liegenden Gruppen,
die Schifferinſeln, die Fidſchiinſeln, die Tonga: ‘oder Freundſchafts-Inſeln, den
Harveys - oder Cooks- Archipel, die Fiſcher-, Societäts-, Marqueſas-, Washing-
tons- und Monteverdes-Juſeln, den Archipel der niedrigen Jnſeln, Mendafia's
Archipel, die zwiſchen der niedrigen und" der Oſterinſel liegenden Eilande, Rogge:
ween's Archipel, die Sandwichgruppe, nebſt der Vandiemens-, Egmontz, Eſpritu
fantoz, Nukfahiwa- und Känguruh-Jnſel u. v. a. Das Continent von Neuholland
hat von allen Erdtheilen die regelmäßigſte Geſtalt, iſt am meiſten gerundet, am
wenigſten von Buchten eingeſchnitten, und breitet ſeine ſchmalſte Seite nah W.,
ſeine breiteſte nach O. aus. Dag. Junere iſt von Gebirgen durchkreuzt, die von N,