Full text: A bis E (1. Band)

  
160 Baiern 
dieſes Jahrhunderts fäcularifirten Stiftungen und Klöſter bedeutende Einkünfte, 
und aufdem neueſten Budget iſt jährlich über 1 Mill. für Erziehungs- und Biſ- 
dungsanſtalten ausgeſezt. Es fehlt weder an guten Lehrern noch an den nöthigen 
Hülfsinftituten. Die Studienordnungen, früher allzu ſehr beſchränkend, geben nun 
den wiſſenſchaftlichen Übungen die gebührende Freiheit. Auch. an Gymnaſien, Ly- 
ceen, Seminarien, Schulen zur Bildung von Wundärzten, Hebammen und Thier- 
ärzten, Anſtalten für Blinde und Taubſtumme, Unterrichts und Erziehungsanftal- 
ten für Mädchen hat Baiern feinen Mangel, und an Privatunternehmungen dieſer 
Art fehlt es noh weniger. Judeſſen ſcheint das Beſtreben der Regierung, dieſe An- 
ſtalten auf den höchſtmöglichen Grad von Bollkommenheit zu bringen, noch nicht am 
Ziele, obgleich ſeit einigen Jahren eine Schulordnung und ein Schulplan nach dem 
andern befannt gemacht, nach ſehr furzer Dauer und kaum begonnener Vollziehung 
aber wieder abgeändert oder. ganz zurückgenommen und durch einen andern erſet wird. 
Die bedenklichen Folgen dieſes Schwankens ſind nicht zu verkennen und ſ<hwächen 
das ôffentliche Vertrauen in die Maßregeln der Regierung und in die Schulanſtal- 
ten felbft. Als eine für unſere Zeiten merkwürdige Erſcheinung mag die vor drei 
Jahren erfolgte Trennung des Gymnaſiums zu Augsburg in eine proteſtantiſche 
und katholiſche Lehranſtalt betrachtet werden. Anderwärts beſteht jedoch diefes 
ſeltſame Schisma zur Zeit noch nicht. Die vorherrſchende Neigung der Regièrung, 
das Unterrichtsfach in die Hände von Geiſtlichen zu legen, findet die allgemeine 
Billigung um ſo weniger, als man früher bei enfgegengefegtem Verfahren zufrie: 
dener war. Für Stipendien haben die Vorfahren reichlich geſorgt, und auch in 
neuern Zeiten ſind Stiftungen zu dieſem Zwecke nicht ſelten. “Sogar ausſ<lie- 
ßend für Adelige iſ vor nicht langer Zeit aus- den Adelstaxen eine Stipendienquelle 
eröffnet worden. ine allgemeine Uberſicht dieſes wichtigen Punktes iſt noch 
zu erwarten. Die Volésſchulen, d. h. Elementarfchulen, find, obgleich auch da: 
für beſonders dur Lehrerſeminarien \<on viel geleiftet worden, doch noch ihrer 
Vervollſtändigung näher zu bringen. : Der Mangel an Mitteln if, wie faſt in den 
meiſten Ländern, ſo auch in Baiern, das Haupthinderniß, dieſem Bedürfniſſe zu 
genügen ; daher haben auch die Stände unlängſt dieSchuldotation um 244,000 Fl. 
jährlich erhöht. Über den Nusen der Kloſterſchulen, mit welchen man die Wie- 
derherſtellung der Klöfter unter andern zu rechtfertigen f ucht, iſt die öffentliche Mei: 
nung ſehr getheilt. Der religiöſe Cultus iſt in allen ſeinen Theilen und Ver- 
zweigungen vollſtändig eingerichtet. Es beſtehen für den katholiſchen Cultus zwei 
Erzbisthümer und ſehs Bisthümer mit den gebräuchlichen Attributen der Digni- 
tavien, Pröpfte, Dechanten, Stiftsherren, Vicarien, Pönitentinriern, Näthen und 
dergl., deren Gehalte die Summe von 334,000 Fl. jährlich betragen. Außerdem 
hat die Staatscaffe jährlich an katholiſche Kirchen und Pfarreien 620,000, an 
die Säculargeiftlichkeit 56,000, an die biſchöflichen Seminarien 16,000 und an 
die Klôſter 5600 Fl. zu bezahlen. Die Unterhaltuñg des katholiſchen Klerus Eoftet 
überhaupt dem Lande jährlich 1 Million. ac dem Concordate ſollen zwar die 
Einkünfte der Bischümer und, Erzbisthümer aus den ihnen zur eignen Verwal: 
tung anzuweiſenden Gütern und Fonds fließen: bis jest ift aber dieſe Anord- 
nung noch unvollzogen, und die hohe Geiſtlichkeit ſcheint ſelbſt nicht darauf zu drin- 
gen. Für den proteſtantiſchen Cultus beſteht ein Oberconſiſtorium, drei Provin- 
zialconſiſtorien, eine Anzahl Dechanate, Pfarreien, ein Predigerfeminarium, eine 
Pfarrwitwencaſſe 2c.; nachdem legten Budget ift dafür die Summe von 289,000 &1. 
jährlich bewilligt. Die Totalausgabe für. den Cultus beträgt 1,341,000 Fl, wovon 
nicht ‘viel Uber ein Fünftel dem proteſtantiſchen Cultus zufällt, obgleich die Prote- 
ſtanten ein Drittel der Geſammteinwohner ausmachen ; dieſe Koſten, auf ſämmt- 
liche Staatsbürger gleichheitlich vertheilt, würden auf je 100 Köpfe 28 Fl, geben. 
Die Unterordnung des proteſtantiſchen Oberconfiftoriums unter das Miniſterium 
  
  
  
  
  
  
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