Full text: A bis E (1. Band)

  
  
     
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meiſten Beamten, die Anſichten und Grundſäge des Miniſteriums wider die freiz 
ſinnige Dppoſition. Das Volk erhielt wenig oder gar keine Erleichterung z freilich 
hatte Frankreich damals ungeheure Kriegscontributionen an die alliirten Mächte 
zu zahlen. VB. erhielt ſich auf dieſem Poſten während des Miniſteriums von Vau- 
blanc, Lainé, Decazes ; ‘als aber das ganze Miniſterium umgebildet wurde, verlor 
auch er feine Divectorftelle, wurde jedoch fpäter zur Pairswürde befördert. Jn der 
Pairskammer ſlug er fic; zur Partei der Gemäßigten und Aufgekfätten, und wi: 
derſe6te ſich unter der Regierung Karls X. mehren Maßregeln, welche dem Geiſte 
der Verfaſſung zuwider waren. Seine Reden waren zwar nicht ſo heftig als dieje- 
nigen der entſchiedenen Oppoſition ; ſie enthielten aber ſehr kluge Winke und ver- 
núnftige Anſichten. B. bekam auch keinen Antheil mehr an der Staatsverwaltung. 
Als jedoch die Orleans’ſche Linie den Thron beſtiegen hatte, ward B. zum Geſand- 
ten am turiner Hofe ernannt. Vielleicht hoffte er dur dieſen eben nicht bedeu- 
tenden Poſten zu größerer Thätigkeit zu gelangen. Er bekleidete denſelben noch 
im April 1532, — Als Schriftſteller hat B. fich bei einer vom Institut de 
France aufgegebenen Preisfrage, über die franzöſiſche Literatur im 18. YFahr- 
hundert, durch eine Schrift bekannt gemacht, welche zwar nicht den Preis gewann, 
als ſie aber 1809 im Dru erſchien, viel Beifall erhielt. Hernach nahm er Theil 
an ber „Biographie universelle”, für welche er einige wichtige Artikel lieferte, 
z.B. Boſſuet, Froiſſart. Während er noh Präfect in der Vendée war, hatte er 
mit der berühmten Madame de la Roche-Jacquelin Bekanntſchaft gemacht. Er 
erbot ſich, ihr bei der Bearbeitung der Geſchichte des Vendéekrieges, an welchem fie 
Antheil genommen hatte, beizuſtehen, und ihm ſchreibt man vorzüglich die in der 
Folge erſchienenen und mehrmals aufgelegten „Mémoires de Madame dela Roche- 
Jacquelin“ zu, welche gewiß zu den beſten Memoiren gehören, die in der neuern 
Zeit in Frankreich erſchienen ſind. Jm Auslande haben fie vielleicht noch ein gro= 
peres Publicum gefunden als in Frankreich, wo man denſelben eine zu große Einſei- 
tigkeit vorwirft. Ecr nahm auch Antheil an dem von Ladvocat in Paris herausge- 
gebenen „Théâtre étranger“ und überfegte einige Stüde von Schilfer. Auch 
ſcheint er an der von Guizot und Broglie gegen das Ende der Regierung Karls X. 
herausgegebenen gehaltreichen Zeitfchrift: „Revue francaise”, gearbeitet zu haben. 
Als von der Abfaſſung eines Geſetzes über die Gemeindeverwaltung die Rede tar, 
womit ſih Martignac's Miniſterium beſchäftigte, ließ er (1829) eine Abhand- 
lung erſcheinen, die zu den beſten gehört, welche ber dieſen wichtigen Gegenſtand 
damals herausgegeben wurden. Wahrfcheinlich würde er ſeine darin niedergelegten 
Anfichten in der Dairstammer vertheidigt haben, wern Martignac nicht feinen bes 
reits der Deputictenkammer vorgelegten Gefegentwurf, aus Furcht vor zu großen 
Veränderungen, zurückgezogen hätte. B. vercieth jedoch in jener Schrift eine mangel: 
hafte Kenntniß auswärtiger Einrichtungen und Gefege. Jn den Jahren 1824 — 
26 erſchien in 10 Octavbänden ſeine „Uistoire des ducs de Bourgogne“, Die- 
fes banderreie Werk umfaßt nur vier Negierungen und einen Zeitraum von 
etwas mehr als 100 Fahren; von Burgund ift wenig die Rede, aber von Frank- 
reich und Flandern faſt immer. Jun Hinſicht der hiſtoriſchen Forſchung hat fein 
Werk geringen Werth, da er nichts als die franzöſiſchen gedru>ten Chroniken zu 
Rathe gezogen hat, aber als literariſche Arbeit iſ es verdienſtlich ; der Verfaſſer 
hat in einem edeln, reinen und einfachen Style die Thatſachen ausführlich und 
anziehend erzählt, aber ohne auch nur eine einzige Bemerkung hinzuzufügen. Er 
Tündigt in der Vorrede an, er habe ſich die alten Chroniken zum Muſter genom- 
men; er führt lange Reden, Briefe und Beſchreibungen aus denſelben an und 
verlängert dadur< zuweilen ſeine Erzählung gar zu ſehr. Dieſe Art Geſchichte 
zu ſchreiben war ganz neu in Frankreich, und gab Anlaß zu manchen Nachahmungen. 
Uls B. 1826 an der Stelle des verſtorbenen Grafen Deſèeze Mitglied der Acadé- 
 
	        
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