Adlerſparre 15
Rittmeiſter den Kriegsdienft, wahrfcheinlich weil weder die neue Regierung mit ſcie
nen Grundfägen, noch er mit der Regierung übereinftimmte. Die poetifchen Vers
ſuche, die er fchon als zwanzigjähr. Süngling herausgegeben hatte, waren zu wenig
gelungen, als daß er in dieſer Laufbahn Auszeichnung hätte erwarten Eönnen; mit
glüdlicherm Erfolge aber widmete er fich nun der Gefhichte, Staatskunde und
Kriegswiffenfchaft, und gab Lebenshefchreibungen berühmter Staatsmärnner, ein
Lehrbuch für Landleute und eine Schrift über die Bildung der Truppen heraus,
Als Guſtav IV. Adolf die Regierung angetreten hatte, wurden die Günſtlinge ſeines
Dheims, des Herzogs von Södermanland, entfernt, und die bisher zurü>gedräng=-
ten Vertrauten Guſtavs Tl. traten hervor. A. genoß nicht die Gunſt des Königs,
der ihn wahrſcheinlich für einen halben Jakobiner hielt, und fo lichtichen und finfter
die neue Regierung war, die auh am hellen Tage Geſpenſter ſah, ſo waren doh
ihre Beforgniffe nicht ganz leer, da zu jener Zeit auh in Schweden, und gerade iz
den beſten Köpfen, republikaniſche Jdeen ſich regten, und ihr Mistrauen wurde
namentlich gegen A. durch den Erfolg nur zu ſehr gerechtfertigt, Es war ihr Fehler,
daß ſie die Volksmeinung, ſtatt ſich derſelben zu bemeiftern, durch Gewalt unters
deucken wollte, denn es entſtand dadurch ein geheimer Kampf zwiſchen der Macht
und dem Talent, in welchem jene am Ende immer unterliegen muß. A. verfolgte
indeß ſeine ſchriftſtelleriſche Laufbahn, und gab von 1797 — 1300 eine Zeitſchrift
(„Läsning i blandade Amnen“) heraus, die ſih mit Poeſie, Staatswiffenfchaft
und andern Zweigen der Literatur beſchäftigte, und wozu die Dichter Leopold und
Silverſtolpe, der Prediger Lehnberg, der Arzt David u. A. beiſteuerten. Fand fie
bei der Nation großen Beifall, ſo wurde ſie dagegen von der Regierung mit ſcheelen
Blicken betrachtet. Die nächſten Jahre verlebte A. in unbemerkter Stille, bis ex
bei dem Ausbruche des ruſſiſch-däniſchen Krieges auf einmal, und zwar auf ene
bedeutende Weiſe, wieder auftrat. Er erhielt auf Empfehlung des Herzogs von
Södermanland — ein bemerkenswerther Umſtand — 1808 den Befehl über
cine Abtheilung der ſogenannten Weſtarmee, und anfänglih nur Major und erſter
Adjutant, ward er-bald Oberſtlieutenant. Zwei Tage nach ſeiner Ankunft bei dern
Heere nahm er die von den Norwegern befeste Stellung bei Preftbada ein, und
erhielt bald nachher den Befehl, die Heerabtheilung, welche die Grenze der Provinz
Mermland. vertheidigen follte, anzuführen. Die Schweden waren dort in mehren
Treffen beſiegt worden. A. aber nahm eine feſte Stellung ein und errang verfchies
dene, wiewol nicht bedeutende Vortheile. Mehre Große waren indeß zu der Über
zeugung gelangt, daß das Vaterland nur durch den Sturz des Königs gerettet wers
den könnte. Noch iſt es in tiefes Dunkel gehüllt, wann und bei wem zuerſt dieſe
Meinung entſtand; noh wiſſen wir nicht, ob der von Vielen gehegte Argwohn,
daß wenigſtens die Lenker dieſer Verſchwörung den ohnehin beſchränkten und hals»
ſtarrigen König durch verrätheriſche Rathſchläge irre zu leiten und durch fehlechte
Kriegführung jenen Zeitpunkt zu beſchleunigen geſucht haben, ungerecht ſei oder
nicht, und ebenfo wenig, wie früh A. in dieſe Anſchläge eingeweiht wurde: fo viel
aber iſt dem Verfaſſer dieſes Art, aus vertrauten Mittheilungen bekannt, daß A.
uur unter drei für ihn ehrenvollen Bedingungen ſeine Zuſtimmung gab, daß nâms
lich fein Blut vergoſſen, kein Volksaufſtand erregt werden, und das Heer nichts als
die Berufung des Reichstags verlangen ſollte. Alles war reif zum Ausbruche. A.
cute mit der wermländiſchen Heerabtheilung über Karlſtadt gegen Stockholm vor.
Jet, da er dem Lande, wo es Feinde zu bekämpfen gab, den Rücken zukehrte, um
die Waffen gegen ſeinen König zu richten — ein in Schweden noch nie erlebtes
Schauſpiel — erließ er jenen, oft bitter verſpotteten Aufruf, worin es heißt: die
Weſtarmee habe ſich das Wort gegeben, daß das Vaterland nicht einen Fuß breit
Boden mehr verlieren ſolle. Der König war beinahe der Lebte, der das kühne Bor:
rüden dieſes Heeres erfuhr, und er erhielt nicht eher Kunde, als bis es in der Nähe