Full text: A bis E (1. Band)

  
244 Beuth 
zu Bar ſur Aube, gehörte 1791 zu den Gemäßigten in der gefeßgebenden Ver: 
ſammlung, und war einer der eifrigſten Vertheidiger der Glaubensfreiheit. Ex 
klagte Marat an, erſchien aber ſeit dem 10. Auguſt nicht mehr in der Verſamm- 
lung und wurde 1793 als Verdächtiger verhaftet. Als er nah Robespierre's 
Sturze ſeine Freiheit erhalten hatte, lebte er bis zu Bonaparte’s Erhebung in der 
Zurückgezogenheit. Lucian Bonaparte, Miniſter des Jnnern, zog ihn wieder here 
vor und gab ihm den Auftrag, das Departementalweſen zu ordnen und die Prâ- 
fecte zu ernennen. B. bekam die Präfectur von Rouen, behielt ſie bis 1806, 
und wurde dann Staatsrath. Napoleon gab ihm 1807 den Auftrag, das neue 
weſtfäliſche Königreich zu organiſiren, und Hieronymus ernannte ihn zum Fi 
nanzminifter; 1508 Fam er, mit dem Grafentitel, an die Spibe der Verwaltung 
des Großherzogthums Kleve und Berg. Nach der Schlacht bei Leipzig wurde 
B. von Neuem Präfect im Departement du Nord; nachdem aber der Senat 
den Kaiſer des Thrones verluſtig erklärt hatte, nahm B., der von Napoleon 
mit Gunſt überhäuft woorden, von der proviſoriſchen Regierung das Mini- 
ſterium des Jnnern an, aber ſeine kurze Amtsverwaltung beſchränkte ſich beis 
nahe darauf, Heinrichs [V. Standbild von Gips am Pont neuf aufzuſtellen. 
Unter Ludwig XVIIL. mußte er fich mit der oberften Leitung der Polizei begnügen, 
that jedoch alles Mögliche, um die Gunſt des neuen Fürſten zu erwerben, und gab 
zu vielen Spottbildern und Wisbſpielen Anlaß, als ſeine unausführbar ſtrengen An- 
ordnungen die Sonntagsfeier einſchärften und der Fronleichnamsproceſſion beizu- 
wohnen geboten. Die gezwungene Sonntagsfeier wurde ſpäter von der Deputirten- | 
kammer gefeglich eingeführt, und dauerte noch Länger als die Regierung der Reſtau- 
ration. Durch jene Maßregel empfahl er fich bei Hofe, und man ernannte ihn 1815 
zum Marineminiſter. Darauf folgte er, die Zukunft ebenſo ſcharfſinnig berech 
} nend als Talleyrand, dem flüchtigen Könige nach Gent, kehrte mit ihm nach Pa- 
ris zurü>, und die Regierung machte ihn aus Dankbarkeit zum Oberpoſtdirector, 
nahm ihm aber dieſe Stelle bald wieder und ließ. ihm nur den Ehrentitel eines 
Staatsminiſters. Deshalb vielleicht trat B. 1815 in der Deputirtenkammer zur 
Oppofition; nach dem 5. September näherte er fich jedoch dem Centrum immer 
mehr, und ſchnell ſeine Geſinnungen wechfelnd, fprach er 1819 von Neuem ſehr frei- 
ſinnig, vertheidigte die Preßfreiheit gegen Labourdonnaye und trug zur Verwerfung 
des von Barthélemy ausgegangenen Vorſchlags Uber die Veränderung des Wahl- 
gefeges nicht wenig bei. Man gab ihm endlich Hoffnung zur Pairswürdez nun 
ſprach er ebenſo eifrig gegen die Preßfreiheit, und legte, um Pair zu werden, ſeine ÿ 
Deputirtenſtelle nieder, allein die Regierung ließ ihn im Stich. Endlich wurde Vl 
er nach langem Harren von Karl X. zum Pair ernannt, um ſeine Würde in ht 
Folge der Juliusrevolution wieder zu verlieren, und er ſoll ſich ſeitdem, in Gemein- 
ſchaft mit dem ehemaligen Oberjägermeiſter Girardin, in karliſtiſche Jntriguen 
eingelaſſen haben. (15) 
Beuth (R. E. W.), königlich preußiſcher wirklicher geheimer Ober- 
regièrungsrath und Director der Abtheilung für Handel, Gewerbe und das ges 
fammte Bauweſen, Mitglied des Staatsraths, geb. zu Kleve am 28. Nov. 1782, 
In früher Jugend wurde die Neigung zu Kunſt und Naturwiſſenſchaften in ihm 
gewe>t, und er machte ſie bereits in Berlin, woo er vom Jahre 1794 an ſeinen 
Schulunterricht beendigte, zum Gegenſtande des Studiums. Nachdem er in 
  
  
  
  
AT 
Halle ſeit 1798 die Rechte und Kamerälwiſſenſchaften ſtudirt hatte, trat er 1801 ahilwe 
als Neferendarius der kurmärkiſchen Kriegs - und Domainenkammer und des uu Bi 
Deanufactur: und Commerzcollegiums: in den Staatsdienft und ward 1806 Af: ud da 
ſeſſor bei der Kammer in Baireuth, jedoch von dem damaligen Staatsminiſter von tm fi 
Hardenberg im deſſen Miniſterium beſchäftigt. Er wurde 1809 zum Regie- duch à 
rungsrath bei der Regierung zu Potsdam befördert, und als Hardenberg im fol: Uni 
  
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.