18 Adrian Adrianopel (Einnahme und Friede von)
Ausſpruch für moraliſch ungerecht halte und fein Werk fortzufegen gedenke, Seitz
dem ſind, im Jan. 1832, das ſechste und ſiebente Heft wirklich erſchienen. (6)
Adrian (Johann Valentin), geb. 17. Sept. 1795 zu Klingenberg am
Main. Nach ſorgfältigem Jugendunterrichte beſuchte er die Schulen zu Miltenberg
und Aſchaffenburg und dann die in dem legtgenannten Orte nenerrichtete Karls:
univerſität. Er nahm 1813 und 1814 als Freiwilliger Theil an dem Feld:
zuge gegen Frankreich, und beſuchte nah feiner Rückkehr (1814 — 16) die
Univerſität zu Würzburg. Später lebte er theils in der franzöſiſchen Schweiz, theils
in ſeiner Vaterſtadt. Nachdem er einige Jahre als Lehrer in Hoffmann's Erziez
hungsanſtalt in Rödelheim gewirkt hatte, ging er 1819 nach Stalien, und übernahm
1820 die Stelle eines Erziehers der Söhne des damaligen würtembergiſchen Mini-
ſters, Grafen von Winzingerode, Nach Niederlegung dieſer Stelle ging er nach Pa-
ris und England. Eine Frucht dieſer Reiſe waren mehre Mittheilungen in deutz
ſchen Zeitſchriften und die „Bilder aus England“ (2 Thle., Frankf. a. M. 1827—
28), denen 1830 ebend. „Skizzen aus England” folgten, worin er die Eindrüde
des Augenblickes lebendig geſchildert und die Eigenheiten des britiſchen Volkes und
ſeiner Lebensweiſe treffend aufgefaßt hat. Nach ſeiner Rückkehr ward er 1823 als
Profeſſor der neuern Sprachen in Gießen angeſtellt, wo er noch jest Iebt. Häufig
wechſelnde äußere Verhältniſſe und vielfältige Reiſen haben auf die Ausbildung feis
nes lebhaften Geiſtes einen günſtigen Einfluß gehabt, und wenn auch in ſeinen dich»
teriſchen Verſuchen keine Eigenthümlichkeit hervortritt, ſo iſt dagegen beſonders in
ſeinen beſchreibenden Darſtellungen und ſeinen Überſezungen ſein gewandtes Taz'
lent immer ſichtbar. Einige ſeiner Nachbildungen von Byron's Dichtungen ha-
ben die ſchwere Aufgabe, die Strahlen dieſes originellen Geiſtes in fremdem Spiez
gel aufzufangen, nicht ohne Glu gelöſt, auch erſcheint unter feiner Leitung ſeit
1830 eine Uberſezung von Byron's ſämmtlichen Werken. Seit 1825 gibt er das
¡Rheiniſche Taſchenbuch“ heraus.
Adrianopel, Einnahme (20. Aug.) und Friede (14. Sept.
1829) von. Dieſe Begebenheit entſchied die ſeit dem bukareſchter Frieden von
1812 und ſeit der akjermaner Convention von 1826 (ſ. Akjerman) {<webende,
in der Diplomatie ſogenannte ruſſiſch-turkiſche Frage, zugleich aber auch die griez
iſch - europäiſche Fragez ſie gründete daduch aufs Neue Rußlands überwie-
gende Macht ſowol in dem Oſten von Europa als auch in Mittelaſien, ſowie
deſſen bis jegt fortdauernden Einfluß auf den Divan zu Konſtantinopel. Was
keinem ruſſiſchen , keinem deutſchen Feldherrn in ſo vielen mit der Pforte glors-
veich geführten Kriegen gelungen war, bis in die Ebene von Adrianopel vor-
zudringen , wo zur Zeit der ſpätern römiſchen Kaiſer und in den lebten Zeiten der
Byzantiner das Schiſal der Welt mehr als einmal entſchieden worden war,
da$ gelang einem Deutfchen, dem ruffifchen Oberfeldheren Diebitfch (f. d.).
Nachdem Varna bereits am 11. Oct. 1828 von den Nuffen erobert worden war,
und der Oberfeldhere den Großweſſier Reſchid Paſcha am 11. Sun. 1829 bei Kus
lawtſcha geſchlagen hatte, führte der Sieger das Heer bei Kiuprikoli und am untern
Kamtfit (20.—22. Zul.) überden Balkan (f .d.), eroberte Mefembria{23. Zul.)
und erflürmte Widos (25. Sul). Im Befig der Küftenpunfte Sizebol (Sozopo=
lis, der alten berühmten Seeſtadt Apollonia), Akhioli , Burgas und Karnabat,
dete er ſeine Stellung am Fuße des Balkan und ſicherte ſich die Zufuhr von der
Seeſeite. Hierauf eroberte General Rüdiger am 3. Aug. Jamboli (Jambol), das
die BVerbindungslinie von Schumla, wo der Großweſſier von dem General Kraſ-
ſowsfi im Schach gehalten wurde, mit Adrianopel vertheidigen ſollte. Die gro-
ßen Vorrâthe an Lebensmitteln und Kriegsbedarf , welche daſelbſt in die Hände der
Ruſſen fielen, erleichterten das Vordringen in dem verödeten Lande. Diebitſch
brach jest (am 6. Aug.) mit 50,000 M. von Aidos auf; die turkiſchen Scharen
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