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nich Cartagena zu reiſen und ſich von da nach England einzuſchiffen. ‘Er hatte
jeidoch den Gedanken an die Ausführung feiner Plane nicht aufgegeben; ſeine
Freunde ſchmiedeten neueRänke und verſuchten durch ihre Umtriebe eine Empörung
zu: feinen Öunften zu erregen. Von Cartagenà, wo er eine ſtarke Partei hatte und
w ie ein Machthaber behandelt wurde, reiſte er, wiewol krank, im November nach
Santa - Marta, deſſen Biſchof ſein Buſenfreund war, in der Abſicht von da
naih Bogota oder Venezuela aufzubrechen. Aber es fehlte an Truppen und
an: Geld, und die meiſten ſeiner unternehmenden Freunde waren entweder ge-
tôhtet oder gefangen. Dazu kam die Nachricht von der Revolution in Paris,
welche die Hoffnung vernichtete, die B. auf die Unterftügung feiner Plane durch
die bourboniſche Regierung hegte. Seine Krankheit nahm überhand; er ſah
feinem Ende mit Ruhe entgegen, dictirte noch einen Aufruf an Colombias
Bürger, ganz im republikaniſchen Geiſte, fing darauf an irre zu reden, hielt zu:
legt wieber einige Augenblide inne, rief: „Eintracht! Eintracht! fonft wird ung
die Hyder der Zwietracht verderben!“ und farb am 10. Dec. 1830 um1 Uhr
Nachmittags ohne Seufzer. Er wurde, wo er geſtorben, auf ber Hacienda
in San Pedro bei Santa- Marta beerdigt. Von ſeinem Vermögen hatte er
neun Zehntheile im Dienſte des Vaterlandes verwendet und mehr als 1000
Sklaven die Freiheit geſchenkt, und dennoch hinterließ er keine Schulden. B. war
von mittler Größe, etwas über 5 Fuß; ſein Körper hager, aber großer An:
frengungen fähig, feine Gefichtsfarbe faft olivenbraun, das Haar ſchwarz und
ſtraff; ſeine Mienen und Bewegungen hatten wenig Anmuth und Anſtand; er
trug einen großen Bakenbart und hatte di>e buſchichte Augenbrauen, die feine
feurigen tiefliegenden Augen beſchatteten. Sein Geiſt war gewandt, und er ver-
ſtand ſich geltend zu machen. Um ſeinen Zwe> zu erreichen, war ihm jedes Mittel
gutz ‘darin beſtand ſeine Politik. ‘Er gerieth leiht in Zorn. Außer ſeiner Mut-
terſprache redete er fertig Franzöſiſch und etwas Engliſch. Gründliche Bildung be-
ſaß er nicht, und Ernſtes langweilte ihn leiht. Wie Napoleon beſaß er das Talent,
fähige Männer herauszufinden und fie zu gebrauchen; doch lohnte er die meiſten
mit Undank. ‘Er war ‘ein guter Tänzer, ein vortrefflicher Neiter und ein leiden
ſchaftlicher Freund des andern Geſchlechts. Über ſein Leben finden ſich intereſſante
Nachrichten in Ducondray-Holſtein's „ZMlémoires de Simon Bolivar“, welche man
jedoch mit Vorſicht benußen muß. (29)
*Bolivia. Dieſe 1825 entſtandene Republik wurde anfänglich dem be-
rühmten Helden zu Ehren mit dem Namen Bolivar benannt, welcher aber furz
dank, nach des Libertadors Wunſch, in Bolivia verwandelt wurde. Die Pro:
vinzen, aus welchen dieſer junge Staat beſteht, machten die nördliche Hälfte des
ehemaligen Viceéönigreichs Rio de la Plata aus und wurden von dem ſüdlichen
Theile deffelden unter dem Namen der Gebirgsprovinzen (Provincias de la Sierra)
unterſchieden. Vor der Errichtung dieſes Vicekönigreichs waren fie Theile des
BVicefönigreichd Peru und hatten auch zum alten Reiche der Jncas gehört. Jn
dieſer Hinſicht gibt man noch jegt dem Lande den Namen Dberz oder Hochperu (el
alto Perú), ein Name, der ſehr paſſend iſt, da in dem boliviſchen Gebiete die hôch-
ſten Berge des Andengebirges ſich erheben. Bolivia liegt zwiſchen 11° 55/ und
25° 54° ©. 8. und zwiſchen 307° und 320° 2“ D. L, von Ferro. Gegen
Norden grenzt e8 an Peru, gegen Weſten an Peru und an die Südſee, mit
welcher ſein Gebiet vom 21° 26° — 25° 54“ in Berührung ſtehtz gegen Oſten
an Braſilien, gegen Süden an die argentiniſche Republik und Chile. Die
Größe des Gebiets von Bolivia wird ungefähr auf 20,000 geographiſche DM.
gerechnet, worauf jeßt etwa 1,800,000 Bewohner, oder 90 Menſchen auf
der [JM,, ‘leben mögen. Die Natur des Landes iſt höchft intereſſant, Zwiſche
ihm und Peru breitet fich die Maffe des Andengebirgs zu einem Plateau von
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