Full text: A bis E (1. Band)

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größerer Ausdehnung und Höhe aus als an irgend einer andern Stelle feiner 
Erftreung duch Südamerika, und bildet ein ganzes Zafelland, welches man 
nicht unpaſſend das Tibet der neuen Welt ‘genannt hat, Dieſes Tafelland iſt 
ein an feinem tiefften Punkte noch 12,000 Fuß über dem Meere erhabenes 
Steppenbeden, ringsum von den höchſten Gipfeln des Gebirges umſchloſſen und 
in der Mitte den berühmten Ziticacafee oder See von Chucuito enthaltend, 
welcher gegen 280 IM. groß ift, und deſſen Ufer, nah dem Zeugniſſe ‚alter 
Sagen: und merkwürdiger jezt noch vorhandener Alterthümer, ‘die Wiege der frü- 
heſten peruaniſchen Cultur geweſen zu ſein ſcheinen. Dieſer: See gehört halb zu 
Peru und halb zu Bolivia. Am öftlichen Nande des Titicacabe>ens ſtehen die 
höchſten Berge Amerikas, die Nevados (Schneeberge) von Sorata und Jllimani, 
von welchen der erſte, nach ſehr neuen Meſſungen, eine Höhe von 23,090, der an- 
dere eine Höhe von 21,950 par. F. hat. Von dieſem öſtlichen Rande des Titicaca- 
be>ens aus zieht ſich gerade nach Oſten, unter der Breite von 18 — 19°, ein ho- 
her, zum Theil mit ewigem Schnee bede>ter Gebirgszug, welcher den Namen der 
Sierras altissimas oder Sierra nevada de Cochabamba und mehre andere -Be- 
nennungen führt. Südlich von dieſem hohen Gebirgszuge, welcher fich bis über 
die Stadt Santa - Cruz hinaus erſtre>t , läuft ihm parallel, aber von weit 
geringerer Höhe, die Waſſerſcheide zwiſchen den großen Stromgebieten des 
Maranhon und des Rio de la Plata. Der Rio grande de la Plata, wel: 
cher nicht mit dem eben genannten Rio de la Plata zu verwechſeln iſt, 
ſondern im Gegentheile unter dem Namen Mamord, unter welchem er ſich 
an der nördlichſten Spige der Republik mit dem Guaporé vereinigt, einer 
der wichtigſten Zuflüſſe des Maranhon- wird, ferner der Guaporé, der Ubay 
und der Beni ſind die bedeutendſten Strôme, die von dieſer Waſſerſcheide aus 
nordwärts gehen, während ſüdlich die Quellen des Pilcomayo und Vermejo lie- 
gen, durch deren Gewäſſer der Paraguay verſtärkt wird. Von der weſtlichen Cor- 
dillera bis zur Küſte liegt ein großer, höchſt rauher und unfruchtbarèr Raum, wel- 
cher unter dem Namen der Wüſte von Atacama bekannt iſt. Vom öftlichen Fuße 
des Gebirges bis an die brafilifche Grenze erſtre>en ſich die Ebenen der Chiquitos 
und Mojos, eine zum Theil von großen, undurchdringlichen Wäldern bede>te und 
alljährliz zur Regenzeit faſt gänzlich Überſhwemmte, ausgedehnte Gegend, dez 
ren Höhe über dem Meere nicht viel mehr als 1000 Fuß betragen kann. Was 
die Jahreszeiten betrifft, ſo beginnt in der Mitte des Landes an der Küſte der fos 
genannte Winter im April oder Mai und dauert bis zum November; im Gebirge 
herrſchen vom December bis März Regen, Schnee und Gewitter, und man nennt 
dieſe Zeit Winter. Jn den öſtlichen Ebenen beginnt der Winter, welcher in einer 
eigentlichen Regenzeit beſteht, ſchon im Detober und November und dauert bis 
Mai. Jun dieſen ebenen Gegenden iſt die Feuchtigkeit der Luft ſehr groß, während 
auf dem Gebirge die Atmoſphäre einen ſolchen Grad von Zrodenheit hat, daß 
durch Anz oder Ausziehen wollener Strúmpfe elektriſche Funken entſtehen ſollén. 
Im Ganzen iſt das Klima vollkommen geſund, nur herrſchen auf der Oſtſeite 
des Gebirgs hier und da Kröpfe, und das Gebirgsklima, befonders in fehr großen 
Höhen, da es im Lande mehre anfehnliche Städte gibt, die faſt 13/000 Fuß über 
dem Meere liegen, bekommt den Fremden häufig nicht gut. Die wichtigſten Producte 
des Landes find Gold und Silber; doch iſt die Ausbeute an Gold, in Vergleich 
zum Silber, nicht ſonderlich wichtig. Unter den Bergmwerken ſteht ſeit der früheſten 
Zeit Potoft im größten Rufe, und noch jeht werden daſelbſt bedeutende Reichthümer 
zu Tage gefördert, obgleich der Bergbau im Allgemeinen fich feit der Revolution 
noch nicht wieder hat erholen können. Man hat berechnet, daß aus den Bergwer: 
fen yon Potoſi von ihrer Eröffnung im Y. 1556 an bis zum F. 1800 ein Ertrag 
von 823,950,508 Piaſtern gefloſſen iſt. U. von Humboldt berechnet den jährz 
  
 
	        
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